Warum kamen so viele Animes erst spät nach Deutschland oder gar nicht?

4 Antworten

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Die Geschichte von Anime in Deutschland war im Allgemeinen recht verhalten, da der kulturelle Unterschied der Erzählweise sehr groß war. Natürlich gab es auch zeitnahe Veröffentlichungen früher, wie zum Beispiel die Kinoauswertungen von Magic Boy, Hakuja-den, Alakazam, Cleopatra oder einer mittlerweile verschollenen Synchronfassung von Kanashimi no Belladonna. Ganz zu schweigen von vielen märchenhaften Anime, die in der DDR zeitnah erschienen, wie Taro der Drachenjunge oder Goshu der Cellist. Was Serien allerdings angeht hat man frühzeitig ein paar zu wilde Produktionen wie "Speed Racer" oder "Captain Future" angekauft, die damals im Vergleich zu anderen Serien stark in der Zuschauerkritik von Eltern standen.

Was das frühere Tele5 beispielsweise angeht, darf man nicht vergessen, dass der Sender eigentlich aus Italien kommt. Auch Tele5 in seinen Ursprüngen stand in Deutschland unter der Schirmherrschaft von (man höre und staune) Silvio Berlusconi. In Italien waren Anime seit jeher viel früher akzeptiert und etabliert. Demnach war es für das deutsche Tele5 zwischen 1988 und 1991 viel einfacher günstig an Sendelizenzen von Serien zu gelangen, die bereits in Italien aufbereitet waren. Beispielsweise Die Königin der Tausend Jahre, Miyuki, Die Champions - Anpfiff für 11 Freunde oder Reporter Blues sowie Saber Rider waren quasi über Italien nach Deutschland gelangt. Das Sendeformat Bim BAM Bino, was später auf RTL 2 zu Vampy mutierte war konzeptionell auf eine bunte cartoon-Mischung festgelegt, für die höchst selten aus den Ursprungsländern die Lizenzen angekauft wurden, sondern über Umwege aus anderen Ländern, was auch viel günstiger war.

Beispielsweise wurde Dragonball in der bearbeiteten Fassung aus Frankreich angekauft. Und als die Serie 1986 in Japan lief, war a) die Lizenz zu teuer und b) der Inhalt der Serie bei der deutschen Mentalität und Sensibilität des hiesigen Kinder- und Jugendfernsehens noch zu konträr. Das musste sich halt alles erst entwickeln und ist auch heute nicht soweit, wie es in anderen Ländern je war. Aber immerhin hat sich die Kaufmedien-Kultur von Anime hierzulande sehr vorbildlich entwickelt.

antares2508 
Fragesteller
 28.12.2016, 16:16

Super! Danke für deine sehr gute Antwort. Lief "Die Champions - Anpfiff für 11 Freunde" eigentlich nur 1997 bei uns? Ich kann mich nicht erinnern, die Serie später nochmal im TV gesehen zu haben. "Attack You!" ist anscheinend in Italien und Frankreich bekannt. Mich wundert es, dass in Deutschland nie einer auf die Idee kam, diesen Anime von dort einzukaufen. Gerade bezüglich Mila Superstar, die ja bei uns sehr erfolgreich war und bis heute nichts von seiner Popularität eingebüßt hat.

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Flimmervielfalt  28.12.2016, 16:25

Nee, Die Champions liefen später auch noch auf Premiere Junior. So wie vieles andere auch. Wie City Hunter, Lucy in Australien, Babel II und so ne Geschichten. Ob Mila Superstar hierzulande wirklich erfolgreich war, sei dahingestellt. Ich glaube, das fußt auf deiner subjektiven Wahrnehmung. Die Serie war nicht überdurchschnittlich erfolgreicher, als andere zeitgleich gesendete Anime, wie Choppy und die Prinzessin, Robin Hood, Prinz Artus, Hikari oder RocknCop oder das Supertrio. Ich glaube die Länge der Serie und ihre Wiederholungsfrequenz liess Dich das glauben. Quotentechnisch nahmen sich die Serien alle nichts. Und dass drei Fußball-Anime hierzulande liefen hängt sicherlich mit der belegbaren Popularität des Sports hierzulande zusammen. Fußball als Sport ist jedenfalls wesentlich populärer als Damen-Volleyball. Von daher hat wohl eine Serie zum Thema hierzulande gereicht. Wenn es nach mir ginge, wären auch noch GANZ andere Serien damals hier zu sehen gewesen. Aber mich hat ja keiner gefragt. :)

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Flimmervielfalt  28.12.2016, 18:56

DH? In der Regel kann ich die Dinge, von denen ich meine Ahnung zu haben am besten erklären. Das klappt weniger bei Themen, von denen ich keine Ahnung habe und nur dummes Zeug drüber erzähle. :D

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Es gab damals einfach nicht die nötigen Mittel denke ich.
Ich meine etwa 3 Jahre kann man zu damaligen Verhältnissen brauchen.
Ich meine erstmal muss ein Unternehmen fest davon überzeugt sein, dass der Anime gut ankommt.
Dann kommen die geschäftlichen Dinge.
Dann die Übersetzung und Synchronisierung der Charaktere....
Dann muss es noch meist zensiert werden.
Außerdem gab es damals aufgrund von sehr wenigen Medien, nur wenige Mittel um an die aktuellsten Hypes auf der ganzen Welt zu gelangen:)

naja zum einen müssen die deutschen publisher abwiegen, ob es rentabel ist einen Anime zu vertreiben und ggf zu synchronisieren. Hat ja alles auch mit rechten und viel Geld zu tun. Was natürlich bei aktuelleren Animes auch teurer ist als bei älteren. Zum anderen dauert es natürlich wie Playermuc beschrieb ein wenig, bis die Animes hier sind. Ist ja bei US serien ja auch nicht anders. Nur US ist halt mainstream, da geht es allerdings auch ein wenig besser.

Weil das dort erfunden wurde und dann dauert es, bis es sich woanders durchsetzt.