Warum ist Dvoraks 9. Sinfonie so perfekt?
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber es gibt in meinen Augen keine Sinfonie die an Dvoraks 9. Sinfonie heranreicht. Sie ist einfach durchgehend genial, wird an keiner Stelle (außer vielleicht kurz im 2. Satz) langweilig und hat wundervolle Melodien. Wie kann es sein, dass es eine solch großartige Sinfonie gibt und sonst nur Mumpitz?
Man mag sagen, es läge daran, dass ich einfach einen seltsamen Geschmack, keine Ahnung von Musik oder sonstige Einschränkungen habe, aber wie kann es dann trotzdem sein, dass mir eine Sinfonie dermaßen gut gefällt und sonst keine?
2 Antworten
Ich finde die Sinfonie auch sehr super. Es geht also nicht nur dir so.
Man muss aber unbedingt sagen, dass das am Ende alles vom persönlichen Geschmack abhängig ist. Nur weil es dir so sehr gefällt, heißt das nicht, dass es das beste Musikstück wäre. Natürlich ist es sehr gut und auch heute noch sehr beeindruckend, allerdings gibt es noch viele weitere Stücke, die genauso gut sind. Sie müssen einem jedoch nicht gefallen, da Musikgeschmäcker nun mal sehr individuell sind. Es ist da auch völlig in Ordnung, dass nur die 9. Sinfonie von Dvorak dir gefällt, auch wenn es am Ende schon etwas schade ist bei der ganzen Menge an Musik.
… da drängt sich natürlich die Frage auf: Wieviele andere Symphonien von Dvořák – mit wie vielen verschiedenen Dirigenten und Orchestern – und wie viele Symphonien anderer Komponisten hast Du denn schon gehört? ;-) Natürlich sticht die Symphonie aus der Neuen Welt als Höhepunkt in Dvořáks symphonischem Schaffen heraus; das wird niemand ernsthaft bestreiten wollen. Aber nun wirklich gerade bei Dvořák gibt es so unendlich viel zu entdecken, hat er doch seine »wundervollen Melodien«, um Dich zu zitieren, großzügig bis zur Verschwendung über alle seine Werkgattungen verteilt: Neben den eigentlichen Symphonien gibt es bei Dvořák ja noch die Chormusik, die Kammermusik, die Symphonischen Dichtungen (»Tone Poems«) mit ihren Grundlagen aus der Welt der tschechischen Sagen, das Klavierkonzert, das Violinkonzert, das Cellokonzert und natürlich – wer dürfte es jemals wagen, sie zu vergessen! – die Slawischen Tänze op. 46 & op. 72!
Übrigens, um Deine Frage zu beantworten: Die Neunte ist deshalb so perfekt, weil er vorher acht andere geschrieben hat, an denen er üben konnte, wie es geht. Und es ist ein Vergnügen für sich, die neun Dvořák-Symphonien einmal in aller Ruhe in chronologischer Reihenfolge zu hören, um die kompositorische Entwicklung zu verfolgen, die er durchlaufen hat. Das gilt selbstverständlich in dieser Form auch ganz genauso für Beethoven, Bruckner, Mahler und Schubert, die alle ganz unterschiedliche Wege zu ihrer jeweiligen »Neunten« gegangen sind!
Bei mir hat es damals mit Mozart angefangen. Da war ich neun. Wenn es bei Dir heute Dvořák ist, der das Tor zur Musik aufstößt, dann ist Dir eine wunderschöne Wahl zuteilgeworden! Jetzt mach was draus, geh auf große musikalische Klassik-Entdeckungsfahrt – für Dein Leben insgesamt. Mit Dvořák anfangen zu dürfen – mit seiner Lebensgeschichte übrigens genauso sehr wie mit seiner Musik –, ist ein Geschenk. Und wenn Du Fragen zu Dvořáks Musik hast, dann frag mich einfach, schreib mir einfach.
Viel (Hör-)Vergnügen!
Achim