Wann haben die Menschen gelerent, Wunden zu nähen?

4 Antworten

Also genäht wurde schon in der Antike und a, ziemlich viele sind an Wundbrand gestorben, bevor es Desinfektion gab, weil weder die Instrumente, noch die Wunden desinfiziert wurden und da entzündet sich so etwas ziemlich leicht.

Zu Wundbrand an sich wüsste ich jetzt keine Statistik, aber sicher ist, dass m Krieg meist weitaus mehr Sodaten durch Krankheiten oder verletzungen starben, als während der eigentlichen Kampfhandlungen. Bei Krankheiten ja eigentlich klar, weil viele Menschen mit geschwächtem Immunsystem durch Anstrengung oder Mangelernährung auf einem Haufen sitzen und das meist noch in irgendwelchen Feldlagern.

Besonders, als Schusswaffen eingesetzt wurden waren Amputationen oft zwingend nötig (Kugel zerschmettert den Knochen zum Beispiel), die allein hatte schon ein extremes Risiko: Als Patient konntest du durch den Blutverlust an einem Schock sterben (während der Amputation), Verbluten oder eben an Wundbrand sterben (wie es wahrscheinlich auch vielen passiert ist), zumal die Ärzte meist im Akkord amputiert haben, sodass keine Zeit für sterilisierung der Werkzeuge blieb. Eine weitere Taktik, die wahrscheinlich zu vielen Toten geführt hat (die kenne ich allerdings nur aus der Royal Navy, in anderen Bereichen hab ich mich speziell darüber nicht informiert) ist das 'Wer zuerst kommt mahlt zuerst'-Prinzip, dass der Arzt nämlich strikt den zuerst behandelte, der zuerst zu ihm gebracht wurde. Wie ihc gelesen haben, starben so einige an eigentlich harmlosen Wunden, die nur hätten verbunden oder kauterisiert werden müssen, während der Arzt mit der Knochensäge zugange war

71710 
Fragesteller
 27.11.2017, 22:40

das zählte aber nicht für Offiziere oder doch?

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BeviBaby  27.11.2017, 22:55
@71710

Wer zuerst kommt?

Doch, das zählte, soweit ich weiß, auch für die. Auf einem Schiff, auf dem es nur einen Arzt gibt, muss es eben ein Prinzip geben und dem mussten sich auch Offiziere wie z.B. auch Admiral Nelson beugen, der selbst anmerkt er habe bei Santa Cruz de Tenerife (1797) (wo ihm ein Arm amputiert werden musste) Glück gehabt. Das Gefecht war an Land und er war schnell auf das Schiff zurückgebracht worden, sodass der Arzt ziemlich in Ruhe amputieren konnte. Nelson war damals btw. Konteradmiral, also auch ein verdammt hoher Rang

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Die Chirurgie kann man getrost als die Mutter aller Heilkünste betrachten. Wenn man bedenkt, dass bereits die Urmenschen im täglichen Leben mit Verletzungen zu tun gehabt haben, kann man auch davon ausgehen, dass sie schnell gelernt haben, Wunden zu verschließen.

Bereits aus der Jungsteinzeit vor ungefähr 5.000 Jahren sind erfolgreiche Schädeloperationen nachweisbar. Ohne Techniken zum Wundverschluss wären die wohl kaum möglich gewesen.

Ja, Verwundung bei einer Schlacht war oftmals mit dem Tod verbunden, auch wenn die Verwundung selbst nicht tödlich war. Natürlich kannte man bereits in der Antike antibakteriell wirkende Kräuter aus denen man Wundsalben herstellte, ohne dass man wusste wie und warum die wirkten. Später schien das Wissen darum wenigstens in Europa teilweise in Vergessenheit geraten zu sein.

Bis ins 19. Jahrhundert war Wundbrand allgegenwärtig. Die Hospitäler und Krankenstuben rochen nach Eiter, wie auch die Patienten. Die Sterberate war sehr hoch.

Im 16. Jahrhundert ging man z. B. davon aus, dass bei einer Schussverletzung das Schießpulver die Wunde vergiftete. Dem versuchte man mit allerlei haarsträubenden Behandlungen zu begegnen. So wurde beispielsweise siedendes Holunderöl in die Wunden gegossen. Wie eine solche Behandlung in den meisten Fällen ausging, kann man sich vorstellen. In diesem Zusammenhang macht sich der spätere Leibchirurg des französischen Königs Heinrich II., Ambroise Paré, verdient, der Wunden nicht mehr ausbrannte und auch sonst fortschrittliche Operationstechniken entwickelte.

Aber es dauerte noch sehr lange, bis man die Wundinfektionen bei Verletzungen und Verwundungen in den Griff bekam. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wies Ignaz Semmelweis, der in der Geburtshilfe tätig war, den Zusammenhang zwischen Sauberkeit und und sinkenden Fällen von Kindbettfieber nach. Er führte die Desinfektion mit Chlorlösung ein. Trotz eindeutiger Erfolge, wurde er von seinen Berufskollegen deshalb übrigens heftig angefeindet.

71710 
Fragesteller
 27.11.2017, 22:25

ja, von Ignaz hab ich in einer Doku schon gehört

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Das chirurgische Nähen wird mindestens schon seit der Zeit der alten Ägypter praktiziert. Ein indischer Arzt namens Sushruta hat um 500 v. Chr. ausführlich darüber geschrieben.

https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A4hen_%28Medizin%29#Geschichte

https://en.wikipedia.org/wiki/Surgical_suture#History

Franz1957  27.11.2017, 22:39

Eine vielleicht noch ältere Technik zum Wundverschluß als das Nähen wird in manchen Jäger- und Sammlerkulturen verwendet: Man läßt Ameisen zubeißen und so die Wunde zuklammern. Diese Methode gibt es in Ostafrika und Südamerika und sie soll auch in Griechenland vor 150 Jahren noch verwendet worden sein.

http://ebmgonewild.com/ants-sutures/

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71710 
Fragesteller
 27.11.2017, 22:43
@Franz1957

Ich denke oft wurde auch einfach nur ein heißes Stück Metall benutzt oder ?

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Franz1957  27.11.2017, 23:10
@71710

Zum Ausbrennen, um eine Infektion zu verhindern? Ich wüßte gern, seit wann man das machte, denn das Wissen über Bakterien ist ja noch nicht so alt. In der Militärmedizin war das Ausbrennen jedenfalls gebräuchlich, und in Westernfilmen gehört es ja auch dazu, wenn jemand eine Kugel herausgeholt bekommt. Metall kann dafür aber erst benutzt worden sein, seit man welches herstellen kann, d.h. ab der Kupferzeit und Bronzezeit. Aber ein glühendes Holzkohlenstück war dafür wohl schon immer genauso gut geeignet. Schlimmes Thema, schon bei dem Gedanken daran möchte ich weglaufen...

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In der Antike wurden Wunden schon genäht, natürlich mit anderen Materialien wie heute. Die Menschen wussten auch welche Mittel aus der Natur bei der Wundheilung helfen.

Genaue Opferzahlen zu Toten durch Wundbrand gibt es wahrscheinlich nicht, höchstens Schätzungen. Ich denke aber das früher viele Menschen an vergleichsweise geringen Verletzungen gestorben sind.

Die Gründe liegen irgendwo zwischen falscher Behandlungsmethoden und fehlende Hygiene/ sterile Werkzeuge.