Wärt ihr gerne prominent 📸?

Nein, überhaupt nicht 67%
Ja, weltbekannt 21%
vielleicht 9%
Ja, im deutschsprachigen Raum 3%

33 Stimmen

13 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein, überhaupt nicht

Zugegeben: Als Jugendlicher hatte ich wie so viele irgendwie schon den Wunsch, Popsänger zu sein, reich, berühmt, einflussreich, gut angezogen, erfolgreich und beliebt. Da mischte aber was anderes mit: Ich war ein Ausländerkind nach dem Motto "born on the wrong side of town". Da zählen andere Werte als in einer bürgerlichen gepflegten Reihenhaussiedlung. Da will man immer "besser sein" und hat "Sehnsucht nach was Besserem" und würde davor fast jedes Hindernis in Kauf nehmen wenn man wüsste, es wird danach tatsächlich endlich gut. Ich habe es mir wie nicht wenige meiner Freunde (meist Russlanddeutsche) auch mal gewünscht, wie Dieter Bohlen/Blue System (das war in den 90ern so unser Held) geachteter Popsänger in einem schicken Anzug zu werden, viel Geld zu verdienen, Geld für Anzüge und Schmuck und Krawatten und Autos zu haben - oder zumindest den Leuten zu zeigen, was ich kann und dass ich nicht dieser Ausländer bin, sondern ein Typ, der auch was kann und jemand ist.

Luxusgegenstände wie dicke Autos oder "Prominenz" als Popstar, Fußballer usw. wünschen sich meistens Jugendliche aus problematischen Verhältnissen. Sie verbinden mit Prominenz oder dem Erwerb von Statussymbolen und Luxusgegenständen Geld, Macht, Ehre, Ansehen, Wohlstand, emotionale und finanzielle Sicherheit, Achtung, Respekt, Verehrung und Bewunderung durch Andere - alles, was sie nicht haben. Die liegen abends mit dem MP3-Player im Bett und träumen, sehen sich auf der Showbühne aus vollem Halse singen während die Feuerzeuge in der ausverkauften Arena brennen oder bei YouTube durch die Decke gehen.

So ein Wunsch hängt mit fehlender psychischer Stärke in jungen Jahren zusammen, aber auch mit der typischen (unsicheren) Vita vieler Leute gerade aus dem Milieu, die sich dann über Konsum oder oberflächliche Beliebtheit/Ruhm und Anerkennung, die sie da wo sie herkommen nie erhielten, definieren und meinen, alles was ihnen in der Vergangenheit vielleicht auch an Mobbing oder Unrecht angetan worden ist, damit kompensieren zu können.

Ich wünschte mir als Jugendlicher so mit 17 ein fettes Auto und stellte mir vor, in einem Mercedes W124 mit den schönen originalen Alufelgen und schwarzen Rücklichter und dunkel abgeklebten hinteren Fenstern rumzufahren und das in einem Anzug, schön laut Dieter Bohlen Musik und irgendeinen 90er Eurodance zu hören und alle lägen mir zu Füßen.

https://www.youtube.com/watch?v=KM5A2djJnAM

Das ist natürlich hirnrissig, aber viele dachten damals so in etwa und es war eben die Zeit. Mir ist das auch als Erwachsener immer noch nicht peinlich, ich kann auch dazu stehen.

Dahinter steckte ein Komplex: Ich als oft diffamierter Ausländer, mit dem es schon im Kindergarten kaum einer gut gemeint hatte, der oft nochmal extra seiner Herkunft und Familie wegen eine drauf gekriegt hat und über den sich sogar eine Lehrerin immer lustig machte, bis ich mal während des Unterrichts aufstand und ihr sagte, dass sie erstmal ihre eigenen Probleme lösen soll bevor sie sich über die Probleme anderer belustigt ... ja, ich hätte es mir gewünscht, dass man als Star oder als Fahrer einer fetten Karre, die auf Wohlstand schließen lässt, endlich ernstgenommen wird, was man im realen Leben oft nicht wird, wenn irgendwas nicht "passt", mal so gesagt. Ich glaube dass typische "deutsche Jugendliche" aus der Einfamilienhausfamilie mit christlich orientierter Vorzeigefamilie, soliden Berufschancen und mit "solidem" Leben, die geliebt und geschätzt werden und arriviert sind und keine Sorgen haben und wo der Vater ihnen eine Lehrstelle sowieso organisiert, sich solche Wünsche gar nicht einreden, weil sie das nicht brauchen und sich auch so angenommen fühlen. Die träumen eher von Studium, Beamtentum oder großes Haus auf der grünen Wiese und eigenem Pferd auf der Koppel und drei Kinder, die auch alle Abi machen werden - als davon, bei Dieter-Thomas Heck am Samstagabend in "Musik liegt in der Luft" tanzbare Popsongs zum Mitklatschen zu präsentieren und bunte Sakkos zu tragen, eine Rolex zu besitzen und einen Mercedes zu fahren. Die sind von Haus aus erfolgsverwöhnt und gefestigt genug. Wir aber fühlten uns von anderen vernachlässigt und abgehängt, nicht gewollt und nicht akzeptiert und nicht wertgeschätzt und wurden oft wie Deppen behandelt bzw. bekamen fast überall von Erwachsenen (nicht von Gleichaltrigen) zu spüren, unerwünscht und fast asozial zu sein oder schlechter als "gute deutsche Kinder aus selbstbewussten Traditionsfamilien" - wir wollten da einfach nur raus. Fette Autos sind ein großes Symbol, das Erfolg und den Ausweg verspricht.

Heute fahre ich nach der Arbeit manchmal echt in meinem Mercedes rum und höre mit breitem Grinsen Dieter Bohlens alte Musik, fühle jeden Akkord mit, kann diese Nonsens-Texte von Dieter alle auswendig ... und wenn der "Chor" in diesem Lied kommt playbacke ich den auswendig mit und fühle mich, als wäre ich der Sänger selbst oder Mitglied des Chors vor diesem Publikum, finde es einfach Klasse und denke mir ... ach ja :-)

https://www.youtube.com/watch?v=BAhhKIUCl_A

Ja, da geht der Geist mit einem noch durch, aber schön ist es trotzdem. Mit den Jahren hat sich der Wunsch nach Prominenz und Macht usw. erübrigt & ich habe im Job und privat sowie als Gemeinderat usw. genug Selbstbewusstsein gesammelt. Heute will ich kein Promi sein, egal ob Popsänger oder sonst was - Horst Tappert alias Derrick hat seinen Ruhm laut dieses Interviews (mit Thomas Gottschalk) etwa damit bezahlt, dass er in fast keinem Land unerkannt Urlaub machen konnte, weil "Derrick" überall ausgestrahlt wurde. Schon als Gemeinderat hatte ich diesbezüglich in meiner Heimat Probleme und wurde sogar dann auf dies und das angesprochen, wenn ich privat unterwegs war. Nee, danke ... all den Reichtum bezahlt man mit vollständigem Verzicht auf Privates und das würde ich nicht aushalten.

https://www.youtube.com/watch?v=8wFxa8MyUgc

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja, weltbekannt

Ich weiß nicht ob das dumm klingt oder so, aber es war halt schon von klein auf mein wunsch in Englischsprachigen filmen oder so mitzuspielen…und das man da bekannt wird ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber man kann es ja trotzdem versuchen und man sieht ja was rauskommt:)

sry, hat letztendlich nicht ganz was mit der frage zu tun^^

lg

Ich glaub für mich wäre das echt schlimm. Ich mag es nicht wirklich im Mittelpunkt zu stehen.


Wissbegierig834  27.06.2024, 16:33

Hälst doch gerne Präsentationen im Hörsaal vor hunderten Studenten 😉

Ja, weltbekannt

Ich kann mir vorstellen dass es oft echt Anstrengend und so ist. Aber hätte iwie auch was!

Nein, überhaupt nicht

Niemals. Berühmt zu sein, muss nicht unbedingt positiv sein.