Untersuchungsdesigns (Statistik, Versuchsplanung)?
Moin zusammen,
ich habe da mal eine Frage bezüglich verschiedener Versuchspläne. Und zwar gibt es, so wie ich verstanden habe, 3 Grundformen von Versuchsplänen: Gruppen (between subject), Messwiederholung (within subject) und gemischte (between-within subject)
Und dann gibt es ja noch die Unterscheidung bezüglich der Faktoren, also ob man jetzt nur die Auswirkung einer UV mit ihren Stufen auf die AV untersucht oder, ob man mehrere UVS / Faktoren hat. Und bei dem mehrfaktoriellen Design verstehe ich etwas nicht. Angenommen man hat ein 2x2 Design, welchen der 3 Versuchspläne nehme ich denn da ? Bzw. wie muss ich mir eine between subject design Studie vorstellen, wenn ich 4 verschieden Stufen habe, die jeweils zwei Faktoren zugeordnet werden ? Dann ergibt für mich dieses Schaubild
irgendwie keinen Sinn. Dass ich da dieses Raster habe mit den 4 Kombimöglichkeiten, ist mir durchaus bewusst. Aber ich verstehe nicht, warum dann überhaupt kombiniert wird. Weil so wie ich between subject Studien verstanden habe, wird eine Gruppe der einen Bedingung des einen Faktors ausgesetzt, die andere Gruppe zweiten Bedingung des ersten Faktors, die dritte der ersten Bedingung des zweiten Faktors usw.
Also dass man trotzdem 4 Gruppen hat, aber ohne diese Kombinationen der Stufen der Faktoren.
Oder verstehe ich da etwas grundsätzlich falsch ? Hängt das irgendwie mit Haupteffekten und Interaktionseffekten zusammen?
Ich wäre über jede Hilfe sehr, sehr dankbar!
Liebe Grüße und schönes Wochenende
1 Antwort
Jeder Faktor kann between subjects oder messwiederholt (within subjects) sein.
Damit ergeben sich bei einem 2x2-Design folgende Möglichkeiten:
1) Beide Faktoren sind between subjects (d.h. die Probanden werden randomisiert den vier Bedingungen zugeordnet. D.h. jeder Proband befindet sich in einer der vier Faktorstufenkombinationen. Bzw. es kann auch sein, dass ein Faktor gar nciht manipulierbar ist, z.B. wenn man das Geschlecht als Faktor einbezieht. Da wird ja der Proband nicht randomisiert den Bedinungen männlich, weiblich oder divers zugeordnet, sondern bringt ja bereits ein Geschlecht mit).
2) Beide Faktoren sind messwiederholt, also within subjects. Wenn ein Faktor within subjects ist, dann heißt das meistens, dass jeder Proband in jeder Bedingung des Faktors mal war. Wenn beide Faktoren messwiederholt sind, heißt das meistens, dass alle Probanden in allen vier Bedingungen (Faktorstufenkombinationen) waren.
3) Es ist ein gemischt-faktorieller Versuchsplan (ein Faktor between subjects, der andere messwiederholt). Dann ist es so, dass die Leute randomisiert den beiden Stufen des between subjects-Faktor zugeordnet werden, und aber beide Stufen des within subjects Faktors durchlaufen. D.h. jeder Proband nimmt an zwei Messungen teil.
(Beispiel: Faktor 1: Experimental vs. Kontrollgruppe, Faktor 2: Messzeitpunkt 1 vs. Messzeitpunkt 2, dann würden die Menschen, die der Experimentalgruppe zugeordnet worden sind, jeweils zu Messzeitpunkt 1 und zu Messzeitpunkt 2 gemessen werden, genauso bei den Menschen, die der Kontrollgrupe zugeordnet worden sind).
Bei mehrfaktoriellen Versuchsplänen ergeben sich in der Tat Faktorstufenkombinationen. Das bedeutet dann, dass die einzelne Bedingungen sich nicht nur in einer Sache unterschieden (in einem Faktor), sondern in zwei Dingen.
Beispiel: Faktor 1: Experimentalgruppe vs. Kontrollgruppe, Faktor 2: Geschlecht (männlich vs. weiblich).
Dann ergeben sich vier Faktorstufenkombinationen:
1) Experimentalgruppe, männlich
2) Experimentalgruppe, weiblich
3) Kontrollgruppe, männlich
4) Kontrollgruppe, weiblich.
Hoffe, das hilft? Ich bin offen für Nachfragen.
In allen drei Varianten gibt es zwei mögliche Haupteffekte und einen möglichen Interaktionseffekt.
Ein Interaktionseffekt kann nur auftreten, wenn es mehr als ein Faktor ist (es interagieren immer Faktoren miteinander).
Ja, man kann frei auswählen, welches Design man wählt. Man muss überlegen, was praktikabel / vorteilhaft wäre. Manche Faktoren lassen sich nur als between subjects oder within subjects realisieren (Beispiel Geschlecht -> between subjects).
Vielen, vielen Dank! Jetzt verstehe ich es endlich. Ging in der Vorlesung doch alles etwas zu schnell.
Ja, kommt schon mal vor, dass es in Vorlesungen ziemlich schnell ist und dass es wenig Gelegenheit für Nachfragen gibt.
Vielen Dank schon mal! Das ist sehr ausführlich.
Ich hätte jetzt noch folgende Fragen:
Wie lässt sich das dann mit Haupt- und Interaktionseffekten vereinbaren, bzw. können Interaktionseffekte in allen 3 Versuchsplanarten, aber nur wenn es sich um mehrfaktorielle Designs handelt auftreten ? Und heißt das, dass man frei wählen kann, welchen Versuchsplan man bei einem mehrfaktoriellen Design nimmt (die Vor-und Nachteile natürlich miteinbezogen)?