Thomas Hobbes MENSCHENBILD?

3 Antworten

Thomas Hobbes vertritt die Auffassung, die Menschen seien wesentlich egoistische Nutzenvermehrer. Eine grundlegende Annahme ist, die Individuen seien vom Streben nach einer Maximierung ihres eigenen Nutzens bestimmt.

Als hauptsächliches Motiv menschlichen Handelns legt Hobbes den Gedanken an Selbsterhaltung zugrunde. Er behauptet, Selbsterhaltung sei für jeden das erste Gut. Denn die Natur habe es so eingerichtet, daß alle ihr eigenes Wohlergehen wünschen. Um dies bekommen zu können, sei es für sie nötig, Leben und Gesundheit zu wünschen und deren Gewährleistung für die Zukunft, soweit dies möglich sei.

Das Streben nach Selbsterhaltung schließt nach seiner Auffassung die Bereitschaft ein, alle zur Verwirklichung dieses Ziels erforderlichen oder förderlichen Mittel zu erhalten und anzuwenden. Thomas Hobbes erklärt das menschliche Handeln insgesamt durch ein bindungsloses (keiner normativer Einschränkung unterliegendes) Eigeninteresse (es kann soziale Regungen einschließen, muß es aber nicht). Alle wünschen ihr Wohlergehen und haben die gleichen Leidenschaften.

Die Sinnesempfindung der Menschen sei von Natur aus so beschaffen, einander zu mißtrauen und zu fürchten, wenn nicht die Furcht vor einer über alle bestehenden Macht sie zurückhält. Jeder könne durch seine Kräfte sich mit Recht schützen und wolle dies auch notwendigerweise.

Die Menschen hätten die Erwartung, andere seien von Natur aus schlecht.

Ohne staatliche Ordnung befinden sich Menschen in einem Naturzustand. Konkurrenz (competition), Mißtrauen (diffidence) und Ruhmsucht (glory) prägen das Verhalten. Diese Konfliktursachen veranlassen Menschen zu Übergriffen um eines Vorteils wegen, zum Erreichen von Sicherheit und zur Erhöhung des eigenen Ansehens.

Leidenschaften, Gier und rationale Vorsorge lassen dabei aggressives Verhalten nach der Überzeugung von Thomas Hobbes erforderlich werden. Die Menschen müssen um ihr Leben fürchten, wünschen aber persönliche Sicherheit.

Thomas Hobbes behauptet nicht, alle Menschen handelten stets mit Gewalt und List in der Art eines wilden Raubtieres. Er macht diese Möglichkeit aber zur Grundlage seiner politischen Philosophie, indem deswegen damit gerechnet und Mißtrauen bestehen müsse. Darin steckt eine Zuspitzung.

In der Widmung zu seinem Werk »De cive« erklärt Thomas Hobbes:

„Profecto utrumque vere dictum est, homo hominis deus est, et homo homini lupus est: Illud si concives inter se, hoc si civitates comparemus.”
„To speak impartially, both sayings are very true; That Man to Man is a kind of God; and that Man to Man is an arrant Wolfe. The first is true, if we compare Citizens amongst themselves; and the second, if we compare Cities."
„Nun sind sicherlich beide Sätze wahr: Der Mensch ist für den Menschen ein Gott, und: Der Mensch ist für den Menschen ein Wolf; jener, wenn man die (Mit-)Bürger untereinander, dieser, wenn man die Staaten untereinander vergleicht.“

Hobbes erwähnt Gerechtigkeit, Liebe und andere Tugenden des Friedens, behautet aber für den Naturzustand einen Zwang aufgrund der Verdorbenheit der Schlechten, schon allein zum Schutz zu den kriegerischen Verhaltensweisen Gewalt und List Hilfe nehmen zu müssen.

Es herrscht im Naturzustand Krieg aller gegen alle (bellum omnium in omnes). Der Möglichkeit nach hat der Mensch ein raubtierhaftes Wesen (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf [homo homini lupus est]). Er kann gierig nach Beute sein und für Vorteile andere vernichten. Dies ist bedrohlich. Menschen belauern sich im Naturzustand, als ob sie sie einander jederzeit zerfleischen würden (Hobbes meint nicht, sie täten dies tatsächlich immerzu). Menschen seien deswegen schon aus Mißtrauen genötigt, sich so zu verhalten, als ob die anderen aggressiv und ungerecht wären.

Bei Hobbes bezieht sich eine grundsätzliche Gleichheit darauf, daß jeder den anderen umbringen kann (Leviathan, 1. Teil, 13. Kapitel). Die Unterschiede sind nicht ausreichend, um eine andauernde sichere Überlegenheit zu gewährleisten. Dies genügt Hobbes für die Feststellung einer grundsätzlichen Art von Gleichheit. Unterschiede in der körperlichen und geistigen Kraft gibt es, aber jeder hat die Möglichkeit, durch List und/oder Zusammenarbeit mit anderen als Verbündeten sogar den Stärksten zu töten.

Die Menschen können in rationaler Berechnung des Nutzens einen Gesellschaftsvertrag abschließen und einen Staat errichten, wobei sie die Macht einem Souverän übertragen.

Thomas Hobbes vertritt insofern eine materialistische Philosophie, als ihr Ausgangspunkt die Materie und ihre Bewegung ist und alle inneren Zustände und Tätigkeiten (mentale Aktivitäten) auf Bewegungen von Körpern zurückgeführt werden, also mit Hilfe eines physikalischen Bewegungsbegriffes vollständig dargelegt und erklärt werden sollen.

Albrecht  24.01.2014, 22:56

Hobbes hat die (empiristische) Auffassung, jede Erkenntnis sei aus den Einzelerkenntnissen unserer sinnlichen Wahrnehmung zusammengesetzt. Alle Vorstellungen gingen direkt oder indirekt auf Sinnesempfindungen zurück (Sensualismus). Die Einwirkung denkt Thomas Hobbes als Druck und Gegendruck, also nach einem Modell der Mechanik. Das Verhalten der Menschen läuft nach dem von Hobbes vertretenen Menschenbild daher nach einem Reiz-Reaktions-Schema an.

Für Willensfreiheit ist in dieser Sichtweise dabei kein Platz, nur für Handlungsfreiheit in einem bestimmten Verständnis. Freiheit versteht Hobbes als Abwesenheit äußerer Hindernisse, also als Fehlen von äußerem Zwang. Äußere Hindernisse können die Macht einschränken, beliebig zu tun, was jemand tun möchte. Doch ein Mensch hat Handlungsfreiheit, die verbleibende Macht nach dem Gebot seines eigenen Urteils und seiner Vernunft anzuwenden. Menschen sind von Streben und Vermeiden angetrieben.

Menschen streben nach Glück. Glückseligkeit besteht nach Hobbes aber nicht in einer zufriedenen Seelenruhe. Es gibt bei ihm kein höchstes Gut bzw. letztes feststehendes Ziel als Ruhe- und Endpunkt. Glückseligkeit versteht Hobbes als ständiges Fortschreiten des Verlangens von einem Gegenstand zu einem anderen.

Bücher enthalten zum Thema Erläuterungen, z. B.:

Otfried Höffe, Thomas Hobbes. Originalausgabe. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe ; 580), S. 111 – 137

Herfried Münkler, Thomas Hobbes. Frankfurt/Main; New York : Campus Verlag, 1993 (Campus Einführungen ; Band 1968), S. 80 – 94

François Tricaud, Thomas Hobbes, Doxographie. In: Die Philosophie des 17. Jahrhunderts. Band 3: England. Erster Teilband. Völlig neubearbeite Ausgabe. Herausgegeben von Jean-Pierre Schobinger. Basel : Schwabe, 1988 (Grundriß der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg; Abteilung 4, Band 3.1), S. 134 – 160

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Für Hobbes war der Mensch ein gesellschaftliches Wesen, das nur in der Gruppe, in der Gesellschaft überleben konnte. Das Gute UND das Böse waren im Menschen angelegt. Böse ist der Mensch, wenn er das Bewusstsein seiner Mitmenschlichkeit verliert und nur noch sich selbst und seine Interessen durchsetzt auf Kosten anderer. Diese zerstörerische Anlage in Kontrolle zu halten, gründen Menschen einen Staat mit Regeln für alle. Außer "Hobbes" kannst Du auch "Leviathan" googeln und Du findest einen alten semitischen Mythos, der auch im alten Testament erzählt wird. Da heißt es:

"Da jegliches menschliche Mühen vor einem derartigen Ungeheuer zuschanden werden muss (Hi 3,8 EU), bleibt es Gott selbst vorbehalten, am Ende der Zeit den Leviathan zu besiegen." Hi steht für Buch Hiob.

Und weiter heißt es ausdrücklich zu Hobbes:

"Das mythologische Ungeheuer hat Thomas Hobbes zum Titel seiner berühmten staatsphilosophischen Schrift Leviathan (1651) angeregt, in der die von Hobbes postulierte Allmacht des Staates mit der Unbezwingbarkeit des biblischen Ungeheuers verglichen wird."

Um das alles zu verstehen, muss man sich die Zeit anschauen, in der (1588 - 1679) Hobbes lebte. In Frankreich waren die Hugenottenkriege, in England herrschte Bürgerkrieg und in Deutschland der 30jährige Krieg. Allein in Deutschland kam mehr als die Hälfte der Bevölkerung ums Leben, teils auf grausamste Art. Es gab keine Sicherheit, es herrsche Denunziation, Folter und Willkür. Über die Verhältnisse damals in London z.B. berichtet THE BEGGARS OPERA, die später Bert Brecht als DREIGROSCHENOPER nachdichtete.

Einmal sah er in dieser überall herrschenden Willkür und Gewalt nur den Ausweg eines strengen, von allen Bürgern getragenen Gesetzes. Gleichzeitig war er sich sicher, dass ein solcher Staat in den Händen der Menschen ebenfalls evtl. nicht beherrschbar war. Das sollte sich 100 Jahre später in der Französischen Revolution bestätigen, wo sich die Bürger zwar von der Tyrannei des Adels befreiten, doch mit hohem Blutzoll. Auch der Retter "Staat" kann in seiner Allmacht wieder zum Leviathan werden, zum bürgerfressenden Ungeheuer, das der Bürgerkontrolle entgleitet. Dazu gibt es auch danach noch jede Menge historische Beispiele und wenn man den Eifer anschaut, mit dem schon wieder neue Systemerlöser künden, dass Sie allein die Rettung der Welt im Kopf haben, kann man erahnen, was kommt.

Thomas Hobbes: - alle Menschen sind gleich (im Sinne von jeder Mensch kann einen anderen töten) - alle Menschen sind von Natur aus "schlecht" und egoistisch(Macht, Ruhmsucht, Argwohn) => Homo homini lupus

Firefly22  24.01.2014, 20:31

Zumindest haben wir das so im Ethik-Unterricht erarbeitet. :) LG

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