Blickwechsel 20. Dezember 2021
Deine Fragen an einen Kriminalpolizisten
Alles zum Blickwechsel

staatliche Unterstützung?

1 Antwort

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

ich erlaube mir mal die Frage etwas umzuformulieren: Ob ich mich von den im Bundestag vertretenen Parteien ausreichend unterstützt sehe: Da kann ich mittlerweile sagen: Bis auf die Parteien an den jeweiligen äußerten Rändern: Ja.

Sollten durch den Gesetzgeber neue Gesetze erlassen werden, die unsere Aufgabe zunächst erschweren, erlässt er die ja auch nicht, um die Polizei zu ärgern, sondern um Persönlichkeitsrechte etc. der Bürger zu schützen. Damit kann ich gut leben und arrangiere mich in der Dienstausübung halt dementsprechend.

Eine Sache gibt es, die mich aber tatsächlich stört, obwohls mich zum Glück noch nie betroffen hat: Das Verbot der Doppelbestrafung ist bei uns quasi hinfällig.

Ich fahre heute in meine Freizeit betrunken Auto, werde erwischt, Blutentnahme, Führerschein weg. Werde dann, wie jeder andere auch, nach §316 StGB (Trunkenheitsfahrt verurteilt).

Zusätzlich krieg ich als Polizist aber noch ein Disziplinarverfahren (ja, auch wenn das ganze privat war), was mit einer ordentlichen Geldstrafe einhergehen wird. Zusätzlich wird meine nächste Beurteilung katastrophal schlecht ausfallen, was meine nächste Beförderung um Jahre, ggf. sogar um ein Jahrzehnt nach hinten schieben wird.

Als Polizist wirst du somit dreimal für das gleiche Vergehen bestraft, der „Normalbürger“ nur einmal.

Sowas in die Richtung gibt es öfter… ich verstehe, dass ein Polizist, welcher vom Staat besoldet wird, sich einer „genaueren Prüfung“ seines Lebenswandels unterziehen muss. Dennoch halte ich diese Dreifachbestrafung für nicht angemessen… das wäre also was, was dringend geändert gehört ;-)

Weil du das Gehalt ansprichst: Das finde ich tatsächlich gar nicht als so karg. Klar kann ich in der freien Wirtschaft mehr verdienen. Aber so einen Job musst du auch erstmal finden. Dazu kommt, dass meine Familie im Falle meines Todes Dank dem Staat abgesichert ist. Ich musste mir wegen Corona keine Gedanken um meinen Job machen etc. Also finanziell fühle ich mich durch den Staat auf jeden Fall unterstützt…


KittyCat2909 
Beitragsersteller
 20.12.2021, 19:48

Oha! dass du bzw ihr gleich in dieser Härte bestraft werden, wusste ich nicht, obgleich ich selbst jahrelang für eine Sozietät gearbeit habe und in Bezug auf Gesetze firm bin, würde ich meinen.

Hm, Ja ein Staatsdiener sollte ebstenfalls stets 'regelkonform' arbeiten- erst recht in Bezug auf Polizei und dieser Art Staatsdiener imo. Wie war das noch- wofür gibt es Taxis- oder Freunde? ;-) Ihr habt halt eien Art Vorbildfunktion- auch wenn ihr die nicht immer einhaltet, wie parken im absoluten Halteverbot- (finde ich persönlich noch okay tbh) aber betrunken oder unter Drogeneinfluss, als Polizist - ist in meinen Augen wie ein Paradoxon- das geht einfach nicht? Ihr seid doch die Guten - die Vorbilder- falls du meinen Gedankengang folgen kannst. Was keinesfalls heissen soll. dass ihr perfekt sein müsst, oder nicht auch mal 'Dummheiten' machen könnt- wir sind alle nur Menschen! Dass nachträglich eine Beförderung um Jahre verzögert wird ist imo ein Unding, sollte es ein Einzellfall sein- dann sollte auch ein Rechtstaat recht walten lassen und nicht nachträglich erneut auf diese Weise 'ab- strafen'.

Nun- in meinen Augen sind Polizisten usw mit ihrem Einsatz absolut unter besoldet- ihr leistet etwas, was viel mehr ist, als 'normale' Arbeit imo. und solltest du dein Leben verlieren- nichts auf der Welt könnte das wieder gut machen- unbezahlbar imo.

Dommie1306  20.12.2021, 22:14
@KittyCat2909

Aber das Leben kannst du in jedem anderen Job auch verlieren ;-)

Ansonsten gebe ich dir Recht: Wir haben eine Vorbildsfunktion. Trotzdem ist eine Dreifachbestrafung (in einem Rechtsstaat, in dem das Verbot der Doppelbestrafung existiert!) irgendwie fehl am Platz ;-)

KittyCat2909 
Beitragsersteller
 21.12.2021, 01:07
@Dommie1306

Da stimme ich dir absolut zu und bin ganz bei dir!

Ehrlich gesagt irgendwie 'unvorstellbar, dass eine Karriere so 'schnell' gravierend verzögert wird, wenn die eigentliche Arbeit, hervorragend geleistet wird, sollte und muss so etwas auch entsprechend honoriert werden.

Würde in anderen Bereichen, wie zb in der Politik so gehandelt und abgestraft werden- würd's wohl kaum mehr einen Politiker im Bundestag geben.

Interessannter Weise gilt dies nicht für Straftäter hierzulande. Bei denen wird laut Gesetz bei schweren Straftaten, 'leichtere einfach', nicht zu der schwereren dazu gezählt bzw nicht geahndet.

Ich war einmal bei einer Verhandlung, bei Gericht wegen eines Vater- Mörders. Er erschlug seinen Vater mit einer Axt. Er war zeitgleich wegen mehrerer 'kleinerer' laufender Straftaten wie Sachbeschädigung, Körperverletzung- Polizei bekannt.

'Der Gute' lachte bei dem Urteil - der Richter gab an, dass die anderen laufenden Ermittlungen eingestellt und nicht zu weiterer Verhandlung aufgenommen werden, aufgrund der Schwere der Tat (Mord).