Schwierige Reaktionsgleichung lösen?

2 Antworten

P₄ + OH⁻ + H₂O ⟶ PH₃ + H₂PO₃⁻

Die Reaktion von weißem Phosphor zu Phosphan und Hydrogenphosphonat ist wirk­lich nicht das allereinfachste Beispiel für eine Redoxreaktion. Um das sy­ste­ma­tisch zu lösen, muß man den Phosphorspezies Oxidationsstufen zuordnen: Weißer Phos­phor hat Oxidationsstufe Null weil Element P⁰₄, bei P⁻ᴵᴵᴵH₃ und H₂P⁺ᴵᴵᴵO₃⁻ muß man halt die entsprechenden Regeln beherrschen.

Aus diesen Oxidationssufen folgt, daß die beiden Produkte PH₃ und H₂PO₂⁻ im Ver­hält­nis 1:1 entstehen (zur Bildung von PH₃ braucht es drei Elektronen, und die Bil­dung von H₂PO₃⁻ setzt auch drei frei). Jetzt wissen wir also schon ein paar Ko­effi­zienten

P₄ + OH⁻ + H₂O ⟶ 2 PH₃ + 2 H₂PO₃⁻

und können beim Hydroxid und beim Wasser mit Augenmaß nachjustieren, um die end­gültige Reaktionsgleichung zu bekommen

P₄ + 2 OH⁻ + 4 H₂O ⟶ 2 PH₃ + 2 H₂PO₃⁻

Links und rechts haben wir je 4, 6 und 10 Atome des Typs P,O,H und die Ladungen sind auch ausgeglichen (−2 auf jeder Seite), also stimmt es.

Oder auch nicht, denn meiner Erinnerung nach disproportioniert weißer Phosphor nicht zu Hydrogenphosphonat H₂P⁺ᴵᴵᴵO₃⁻, sondern zu Phosphinat H₂P⁺ᴵO₂⁻ plus Phos­phan. Dann wäre die Reaktionsgleichung, zu bekommen nach demselben Schema die folgende:

P₄ + 3 OH⁻ + 3 H₂O ⟶ PH₃ + 3 H₂PO₂⁻

Bist Du sicher, daß Du die Angabe richtig abgeschrieben hast? Und noch ein Nitpick: Normalerweise schreibt man Phosphinat als PH₂O₂⁻, weil die beiden Wasserstoffe nicht acide sind (es gibt also keine Ionen HPO₂²⁻ oder PO₂³⁻).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Man könnte versuchen, das Ganze intuitiv zu lösen und die richtigen Koeffizienten zu erraten, aber auf Anhieb sehe ich hier auch keinen guten Ansatz.

Die Alternative wäre es Gleichungen für die unbekannten Koeffizienten aufzustellen und versuchen sie zu lösen. Ich weiß leider nicht, was dein Background ist, hast du denn schon mit linearen Gleichungssystemen zu tun gehabt?

alninnaa 
Fragesteller
 22.11.2018, 17:26

Ich bin im ersten Semester Biologie Studium und habe jetzt Chemie, hatte ich zwar in der Schule auch irgendwann mal, aber meine Schulzeit ist schon zwei Jahre her und ich habe eigentlich wirklich keine Ahnung. Bei einfachen Reaktionsgleichungen schaffe ich es, aber bei sowas dann nicht mehr :'(

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PhotonX  22.11.2018, 17:28

Bei einfachen Reaktionsgleichungen klappt es auch ohne Gleichungen für die Koeffizienten aufzustellen, das stimmt. Aber hier wäre es mir persönlich zu viel Herumprobieren...

Aber wie sieht es denn bei dir mit Mathe und dem Lösen von Gleichungen aus?

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alninnaa 
Fragesteller
 22.11.2018, 17:31
@PhotonX

Lange nicht mehr gemacht, aber sollte eigentlich kein Problem sein, aber in Chemie??? Keine Ahnung wie ich das machen sollte.

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PhotonX  22.11.2018, 17:38
@alninnaa

Lass uns schauen! Der allgemeine Ansatz für die ausgeglichene Reaktionsgleichung wäre ja

a*P4 + b*OH- + c*H2O --> d*PH3 + e*H2PO3-

für irgendwelche Koeffizienten a bis e, die wir finden wollen.

Jetzt können wir versuchen Beziehungen für sie aufzustellen, indem wir uns die auftauchenden Elemente einzeln vornehmen. Zum Beispiel Phosphor liefert uns

4a = d + e

Kannst du nachvollziehen, wo diese Gleichung herkommt? Wenn ja, versuche weitere Gleichungen aufzustellen (vergiss auch die Ladungserhaltung nicht!).

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