Schweizer Matura besser als deutsches Abitur?

5 Antworten

Die schweizer Matura ist besser als ein deutsches Abitur.

1980 machten wenig über 10% die schweizer Matura. 2010 etwas mehr als 20% (signifikante kantonale Unterschiede) Leider findet auch hier die Bildungsinflation statt.

In Deutschland machen bundesweit ca. 35% Abitur (je nach Bundesland erhebliche Unterschiede).

Kurz: In Deutschland lässt man fast "alles" an die Universitäten. Einige sind sicherlich stark, andere wursteln sich so durch. Ärgerlich: Mitunter wird der deutsche Überhang an schlecht ausgebildeten Studienabgängern die Schweiz und Österreich überfluten. Die hiesigen (schweizer) Politiker haben das Problem noch kaum erkannt.

Kontrahenten meiner Meinung meinen, alle sollen Zugang zu einer guten Ausbildung haben. Ich gebe ihnen diesbezüglich recht. Doch sollten die Ausbildungen auf der Sek1-Stufe (Realschulen in De oder Sekundarschulen in der CH) qualitativ aufgebessert werden. Nur ist das ein aufwändigerer Weg als rasch die "Papierschen" zu verteilen.

Es ist erschreckend, wie viele Rechtsanwälte, Ärzte, Psychologen uvm. weit davon entfernt sind systemisches, kybernetisches Denken zu beherrschen. Dies sind die Problemlöser unserer Zukunft!

Crazy12345 
Fragesteller
 20.07.2011, 14:22

Diese Aussage wäre für mich eigentlich die beste Antwort, alledings habe ich den Stern schon verteilt - sorry. :(

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verreisterNutzer  18.09.2011, 10:58

die regulierung, wer an gymnasien oder "kantonsschulen" geht, ist in der schweiz einfach strenger und elitärer. zudem besteht bei den schülern weniger interesse daran, länger die schulbank zu drücken - sie zieht es eher in die berufliche schiene; wohl ein gesellschaftliches phänomen. das erlaubt aber keinerlei aussage über die qualität. wäre das schweizer abitur ein besseres, dürften demzufolge keine (deutschen) studenten die dortigen unis besuchen, "sie haben ja lange nicht die befähigung hierfür".

ist aber nicht so. deutsche akademiker werden in der schweiz von unternehmen und auch universitäten sehr gerne genommen, sogar auch bevorzugt. komisch, anscheinend liegt ein mangel vor....liegt das evtl. an den fehlenden personen mit höherer schulausbildung?

fakt ist, dass in der schweiz die berufliche weiterbildung mehr stärke hat, mehr chancen bietet als z.b. in deutschland. in der schwiz gibt es viele gut verdienende angestellte in führungspositionen, die über die sekundarstufe nicht hinausgekommen sind und ihren werdegang über den beruflichen weg gebahnt haben. sie schauen gerne auf ihre kollegen mit akademischem werdegang heraus.

in deutschland gilt der leitsatz, soviel bildung und schule wie möglich, wer nicht mitkommt, gilt als "abbrecher". wer das abitur hat, geht noch lange nicht auf die uni - viele ausbildungen , wenn nicht gar alle, verlangen mittlerweile abitur als voraussetzung. in der schweiz gehen eonfach viele nach der 6.primarklasse ganz freiwillig auf die sek, dann berufslehre (oder so ähnlich), weil sie bereits wissen, niemals studieren zu wollen.

dieser vergleich besseres abitur im deutschsprachigen raum ist einfach nur albern und niveauslos. sicherlich wollte der fragesteller mit der rhetorischen frage nur provozieren und möchte seine schweizer matura aufwerten.

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LehrerSChweiz  18.09.2011, 15:16
@verreisterNutzer

Danke für Dein Feedback

Ich gebe Dir recht, dass in der Schweiz die Berufsausbildung mit Lehre einen guten Ruf genossen hat. Das hat sich in den letzten ca. 20 Jahren drastisch verändert. Fachhochschulabschlüsse en masse wurden eingeführt und der "Papierchenkrieg" hat Einzug gehalten bzw. Diplome aller Art sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Die Matura bedeutete traditionell die Zulassung für eine akademische Karriere, die nebenbei sowohl einen humanistischen Hintergrund als auch eine gut abgesteckte Allgemeinbildung beinhaltete.

In Italien beispielsweise war es schon lange ein Treppenwitz, dass jeder sein Studium kriegt. Wer wirklich etwas erreichen will, muss ein ausgewiesenes Lizeum (entspr. unserern Gymis) besucht haben und ebenso eine Elite-Uni besucht haben. Damit gibts ein verborgenes Rating, das für Ausländer eher intransparent ist. Was sehr stossend und undemokratisch ist, liegt in der Tatsache, dass dabei die Eltern tief in die Tasche greifen müssen, weil erwähnte Institutionen teils privat sind. Ebenso kennt man das aus den USA.

Mittlerweile findet in ganz Europa eine Bildungsinflation statt, inkl. Schweiz. Das bedeutet leider nicht, dass junge Menschen mehr Chancen haben sondern einfach mehr Titel akkumulieren müssen, PhD, MBA etc. In anderen Worten: Die Selektion wird nach "oben" verschoben.

Deutschland ist in dieser Hinsicht schon viel weiter als die Schweiz. Stichwort: Exzellenzinitiative!

Nun kommen Deutsche Fachleute in die Schweiz aus dreierlei Gründen: 1. Die hiesige Bildungspolitik arbeitet an den Bedürfnissen der Wirtschaft vorbei. 2. Für Deutsche Arbeitsuchende ist die Schweiz seit der eingeführten Freizügigkeit ein Markt, wo man mehr als in Deutschland verdient, wo die Sprache die gleiche ist (und gewiss sind Deutsche Arbeitnehmer eloquenter). 3. Die Personalchefs nicht unterscheiden können, wie der Kandidat oder die Kandidatin zum Titel kam. Denn Bologna ist de facto noch nicht wirklich realisiert.

Tatsache ist auch, dass Deutschland mit einer 10mal so grossen Bevölkerung wie die Schweiz (die ja im Prinzip nichts anderes ist, ein als weiteres Bundesland, in das man ziehen kann), einen absolut grösseren Pool an Fachleuten hat, die sich als Kandidaten anbieten können.

Und ja, es liegt stellenweise ein Mangel vor, weil die Schweizer Wirtschaft noch besser funktioniert als die Deutsche. Auf die Gründe kann ich hier nicht eingehen.

Der laufende Skandale hinsichtlich der "Dr."-Titel bei vielen deutschen Politikern wirft kein gutes Licht auf die akademische Welt. http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Home Ein Schelm, wer böses ahnt.

Ich möchte meine Statements absolut nicht als deutschlandfeindlich oder deutschenfeindlich verstanden haben. Ich habe viele Deutsche Freunde, mit oder ohne akademischen Hintergrund.

Was mir allerdings sauer aufstösst, ist die Tatsache, dass einige akademische Ausbildungen in Deutschland schlicht Blendwerk sind. Da kommen Leute, die z.B. Biologie und Mathematik "studiert" haben. Das ist bei uns absolut unmöglich. Denn während fünf Jahren Universität liegt nur eines der beiden drin. Ebenso weiss ich, dass z.B. Pflegefachleute in Deutschland zwar schneller praktische Erfahrungen haben, aber viel schlechtere Grundlagen mitbringen, die sie in einer kürzeren Ausbildung zusammen geschustert haben.

Meine Gedanken sind von allgemeiner Art und können im Einzelfall gewiss sehr divergieren.

Was es m.E. an Schweizer Gymnasien zu kritisieren gibt, ist die zunehmende Sprachlastigkeit. Drei Sprachen als absolutes Minimum.

Ich teile nicht Deine Meinung, dass der Diskurs "niveaulos" sei. Letztlich geht es mir nicht um nationalistische Gefühle und dergleichen sondern darum, wer letztlich die Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik sind. Und ich wünsche mir da schlicht die besten Leute, egal aus welchem sozialen Ursprung oder welcher Nationalität etc.

Da ich längere Zeit an Gymnasien unterrichtete, wünsche ich mir, dass ein Gymnasium folgende drei Ziele verfolgt: - eine gute Allgemeinbildung auf vielen Fachgebieten - eine in vielerlei Hinsicht gereifte Persönlichkeit - eine Persönlichkeit, die im gesellschaftlichen Kontext (Politik, Soziales, Beruf, Privat etc.) ihren Anteil beitragen kann.

Dies wird jedoch angesichts der schleichenden "Professionalisierung" in div. Bildungsgängen (z.B. Berufsmatur) total unterminiert.

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verreisterNutzer  10.05.2012, 13:30
@LehrerSChweiz

danke für deinen sachlichen kommentar, den ich erst heute gelesen habe. ich stimme dir in vielem zu. obgleich mir der punkt mit dem doppelstudium suspekt vorkommt - ich kenne nur fälle, die biologie und mathematik als nebenfach studieren (oder umgekehrt), in dieser kombination. aber nu.... ;)

sicher kann man urteilen, die qualität heutiger abschlüsse entspäche nicht mehr dem niveau vergangener (elitärer) zeiten, wo bildung noch den wohlhabenderen zugänglich gemacht wurde. man darf nicht vergessen, wie viele studenten sich ihr studium mitfinanzieren müssen - auch auf kosten der qualität, mehr noch der dauer des studiums.

ich unterstütze dennoch jegliche vorhaben, die den höchstmöglichen bildungsstand für alle bevölkerungsschichten anvisieren und vor allem zum ziel haben, jungen menschen bei der persönlichen entwicklung unterstützung zu liefern. man darf nicht vergessen, dass die gymnasiale oberstufe junge menschen während schwierigen entwicklungsphasen begleitet (pupertät) und sicher mehr geborgenheit bietet und werte vermittlet, als ein hierarchisches system, das auf dem prinzip belohnung und gehorsam abzielt und jugendlichen bereits früh mit der verlockung des wohlstandes entgegenwinkt...

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Die Schweizer Matura besteht aus 5 schriftlichen Prüfungen (Kantonale Sprache - Mathematik- 2 Fremdsprachen + 1 Intensivfach) sowie aus 5 mündlichen Prüfungen in denselben Fächern, ausserdem eine 6. mündliche in einem Schwerpunktfach. Diese 11 Examina sind ein 'must' und können durch keine Zusatzprüfung ersetzt werden.

Bevor der Schüler zu den Prüfungen zugelassen wird, muss er eine Maturaarbeit schreiben « Die Maturaarbeit (teilweise auch als Maturitätsarbeit bezeichnet) ist ein erforderlicher Bestandteil, um in der Schweiz eine kantonale oder eidgenössische Maturität zu erlangen.…Schülerinnen und Schüler müssen allein oder in einer Gruppe eine grössere eigenständige schriftliche oder schriftlich kommentierte Arbeit erstellen und mündlich präsentieren.»

Zu den Noten: es stimmt, dass 6 (die beste Note) nur kaum gegeben wird (ich habe 35 Jahre lang in der Oberstufe unterrichtet) - eine 6 als Durchschnittsnote zu bekommen ist deshalb völlig ausgeschlossen.

Aus diesem Grunde würde ich sagen, dass die Schweizer Matura auf alle Fälle anspruchsvoller ist, ob sie deshalb besser ist, sei dahingestellt. Tatsächlich wird schon sehr früh durchgesiebt (ab dem 12. Lebensjahr) und der Zugang zur gymnasialen Oberstufe wird nur sehr wenigen erlaubt. Wer da den Anschluss verpasst, kann das nur sehr schwer wieder einholen.

Ein etwas anderer Kommentar meinerseits:

Was man hier wieder sieht, dass viele Leute nicht verstehen können, ist die Tatsache dass viel weniger der Schwierigkeitsgrad der schulischen Ausbildung an sich für den beruflichen Erfolg relevant ist sondern vielmehr die Relevanz an sich der schulischen Ausbildung. Die Leute verlangen nach schwerer erreichbaren Abschlüssen, weil sie glauben, so die Leute für das Studium filtern zu können, die es benötigt um akademische Fachkräfte zu erzeugen, weil sie noch nicht verstanden haben, dass jeder alles lernen kann, was er möchte. Es ist jedoch sowohl eine philosophische Frage der Identität, als auch der Bereitschaft, in anderen Lebensbereichen (temporär) zurückzustecken, um seine Ziele zu erreichen.

Antriebslose, faule Jugendliche schafft man sich selbst, indem man sie schwere Arbeiten ohne berufliche und Persönliche Relevanz abarbeiten lässt, ohne Ihnen die tatsächliche Bedeutung z.b. eines Faches für sich, die Gesellschaft oder einen anderen intrinsischen Antrieb eines selbst zu vermitteln. Man lehrt Ihnen nicht das Lernen, und damit verbunden auch die Tatsache, dass Informationszufluss und die intensive Einarbeitung in eine Thematik Freude bereiten kann. Und nicht zuletzt, wird all jenen, welche das Verständnis und die Motivation aufgrund des Didaktischen Versagens zwischenzeitlich verloren haben, das Gefühl vermittelt, dass sie zu dumm seien. So schafft man es natürlich auch, eine ganze Generation zu vergraulen und viel Potenzial zunichte zu machen, wobei man sich dann über den Fachkräftemangel und eine verkommene Jugend ausspotten kann.

Damit erreicht man die bereits nicht mehr zuhörende Jugend nicht und gefärdet den eigenen, hart erworbenen Wohlstand.

So lieber Leser, denk bitte darüber nach und reflektiere die Situation, welche auch das Verhalten aller beteiligter mit einschliesst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

die schweizerische matur ist generel einfacher schwerer zu kriegen bzw. zu absolvieren. ich selber mache zurteit meine matur hier und verglichem mit meinen cousins aus deutschland kann ich da schon eini unterschiede sehen auch wenn abi und matur eigentlich ziemlich auf dem selben stand liegen. dazu kommt auchnoch dass man mit der matur an jeder hochschule freien eintritt hat... wie sieht das eig international aus?

Matur -------> maturus = reif

Abitur -------> abire = weggehen

Im Wort "Abitur" ist nicht im geringsten die Bedeutung von "Reife" enthalten. Das scheint wohl ein Standard Abschluss zu sein. Schon deshalb halte ich eine Schweizer Matur für besser.

HushPuppie  03.11.2012, 01:46

Hahaahhaha

Gute Überlegung

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Karl37  03.08.2016, 16:59

abire = davon gehen

Wurde erstmals 1788 in Preußen eingeführt, als Abgangszeugnis der Absolventen eines Lyceums. Wurde vom damaligen Bildungsminister von Zedlitz dem König vorgeschlagen. Der Grund dafür waren die sehr unterschiedlichen Aufnahmebedingungen der Universitäten. Hier sollte eine Gleichheit hergestellt werden. Diese Idee wurde auch von Humboldt sehr unterstützt und fand dann nach und nach auch Einzug in andere Länder. Ich glaube die Schweiz hat damit dann erst 1880 begonnen die Maturität einzuführen und bis 1997 waren diese Prüfungen je nach Kanton sehr unterschiedlich, daher konnte man vor 1997 mit einer kantonalen Matura nicht in einem anderen Kanton oder an einer ETH studieren.

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