Schullehrbuch in Bachelorarbeit?
Ich schreibe zurzeit eine sprachwissenschaftliche Bachelorarbeit im Studiengang Anglistik. Sie vergleicht synthetische und analytische Komparativformen. Ich möchte ein Gymnasialschulbuch zitieren, um zu zeigen, dass es viel zu begrenzt auf die Faktoren eingeht, die die Formenwahl beeinflusst. Nun habe Ich gelesen, dass man Lehrbücher nicht zitieren soll. Ist das nun legitim oder nicht?
1 Antwort
Das Zitieren eines Schulbuchs in einer sprachwissenschaftlichen Bachelorarbeit zur Kritik seiner begrenzten Darstellung ist in bestimmten Fällen durchaus legitim. Während Lehrbücher und Schulbücher generell als weniger geeignete Quellen für wissenschaftliche Arbeiten gelten, gibt es Ausnahmen, wenn sie einen spezifischen Zweck erfüllen.
In deinem Fall ist das Zitieren des Gymnasialschulbuchs wissenschaftlich gerechtfertigt, da es als Beleg für eine verkürzte didaktische Darstellung dient. Schulbücher enthalten per Definition „vereinfachte Darstellungen", die wissenschaftlich kontrovers diskutierte Fragen entsprechend der herrschenden Lehrmeinung wiedergeben. Diese didaktische Vereinfachung ist explizit als Charakteristikum von Schulbüchern anerkannt.
Die Verwendung des Schulbuchs als Primärquelle zur Demonstration unzureichender Behandlung synthetischer und analytischer Komparativformen entspricht gängiger Praxis in der Schulbuchforschung. Dabei wird das Schulbuch selbst zum Forschungsgegenstand, wenn dessen Darstellungsdefizite analysiert werden sollen. Dies unterscheidet sich grunitieren von Schulbüchern als fachliche Autorität.
Die kritische Einordnung, dass Schulbücher oft zu begrenzt auf komplexe Faktoren eingehen, ist wissenschaftlich valide. Wichtig ist jedoch die transparente Kennzeichnung des Schulbuchs als solches und die Einordnung seiner Funktion als didaktisch vereinfachtes Material. Die Betreuungsperson sollte vorab über diese Verwendung informiert werden.