Schattenseiten im Realismus?
Hi,
ich habe mal eine Frage...der Vormärz ist doch dem (Früh-)Realismus zuzuordnen. Und die Literatur im Vormärz ist doch stark an der Politik orientiert, es wird Kritik ausgeübt und sich gegen die schlechten Zustände und Unterdrückung gewehrt. Fontane sagt aber, dass im Bürgerlichen Realismus das Schlechte und die Schattenseiten nicht angesprochen werden, und wir haben das auch als Merkmal des Realismus gelernt - wo ist der Sinn?
1 Antwort
Es gibt ja nicht nur den "Bürgerlichen Realismus", sondern auch andere Realisten, die "das Schlechte und die Schattenseiten" des Lebens nicht ausklammern - also möglicherweise einen proletarischen Realismus, obwohl ich davon nichts weiß.
Jedenfalls ist Wikipedia mit Fontane einig darüber, dass "die Autoren große gesellschaftspolitische Probleme" meiden, siehe diese Passage:
Die Werke des Bürgerlichen Realismus befassen sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen der Mensch lebt. Sie werden zum zentralen Gegenstand der Darstellung, dabei beschränkt sich diese nur auf das Bürgertum und seine wirtschaftlichen Verhältnisse. Oft geht es um die Macht des Bürgertums und welche politische Mündigkeit es dem Adel und den Landesfürsten gegenüber besitzt. Die Werke sind teils moralisierend und sollen zeigen, dass nur der gute, moralische und tüchtige Bürger zu solidem wirtschaftlichen Wohlstand kommt, während der unmoralische Gegenspieler im wirtschaftlichen Ruin endet. Die Figuren leben in einer „heilen Welt“ – das Gute siegt, während das Böse zugrunde geht. Dabei meiden die Autoren große gesellschaftspolitische Probleme und agieren mehr Dorfgeschichten, in der lokalen Heimat mit ihrer Landschaft oder in der Vergangenheit. [1]
Gruß aus Berlin, Gerd