Pros & Kontras für Einführung von Erste-Hilfe-Kursen in der 8. Klasse?
Wir haben morgen in deutsch eine Debatte über die Einführung von Erste-Hilfe-Kursen in der 8. Klasse. Von wem und wo diese veranstaltet werden ist noch nicht festgelegt. Was spricht dafür und was dagegen?
7 Antworten
Dafür spricht, dass ihr dann wisst wie ihr Helfen könnt wenn ihr eine Verletzte Person findet/seht und dabei nicht unsicher seit
dagegen könnten die Kosten sprechen, je nachdem von wem es angeboten wird
Dafür wurde sprechen, dass den Schülern beigebracht wird, wie sie in verschiedenen Situationen richtig handeln sollen.
pro: ähnlich wie bei selbstverteidigungskursen geht es vor allem darum, den teilnehmern beizubringen, auf eine situation aktiv zu reagieren, statt in ratlosigkeit zu erstarren
pro: nur über wissen können zusammenhänge erfaßt werden, und das helfen kann weit über das kurswissen erfolgen, wenn z.b. wenn plötzliche schwäche als beginnender kreislaufkollaps erkannt werden kann
contra: ein schnupperkurs kann gefährliches halbwissen und falsche sicherheit vermitteln, mißverständnisse können in der kurzen zeit kaum erkannt werden, und manchmal ist es tatsächlich besser, nichts zu tun als alles zu verschlimmbessern
contra: erste hilfe ist ein recht intime angelegenheit, für die man gefestigt sein sollte, in der 8. klasse sind die teilnehmer aber etwa 14 jahre alt und mitten in der pubertät, stabile seitenlage, mund-zu-mund-beatmung oder herzmassage bedeuten da durchaus stress, vor allem für die, die den kurs nicht wollten
ich persönlich bin aber ohne einschränkung dafür, weil:
pro: alles ist besser als mengenlehre und ethik
Gegen Contra 1 wüsste ich einzuwenden, dass der Fragesteller von einem Erste-Hilfe-Kurs spricht. Also dem normalen mit 9 UE. Was sollte da in der Schule zu kurz kommen, im Vergleich zum Übungsraum der örtlichen Hilfsorganisation?
und manchmal ist es tatsächlich besser, nichts zu tun als alles zu verschlimmbessern
Diese Aussage widerspricht übrigens dem Grundsatz, der in der Ersten Hilfe gelehrt wird: "Es ist alles besser, als gar nichts zu machen".
Gegen Contra 2 wüsste ich einzuwenden, dass ohnehin die Hälfte der 14-/15-jährigen schon eine Fahrerlaubnis für Traktor und/oder Mofa macht, sodass die ohnehin zum Kurs gehen müssten.
Außerdem wüsste ich jetzt nicht, dass Murphys Law, das einem in der blödesten Situation eine nahestehende Person mit schweren gesundheitlichen Problemen vor die Füße legt, Rücksicht auf verklemmte Jugendliche nimmt.
Der reguläre Erste Hilfe Schein kostet zwischen 15 und 30 Euro, abhängig von den verschiedenen Anbietern. Die Teilnahme an diesem Kurs ist für den Erwerb der Fahrerlaubnis notwendig. Die Grundausbildung, die in Betrieben gültig ist und für den LKW-Führerschein notwendig ist, kostet 35 Euro.
Wie sieht das aber aus,wenn man das in den regulären Unterricht 8. Klasse ein bauen würde.Hätten da nicht alle ein Nutzen?
Es kann jeder in die Situation kommen helfen zu müssen.Manche beherrschen das nicht mal als Erwachsene,da werden am Unfallort das Handy gezückt an statt zu helfen.
@RedPanther Erster Abschn.siehe Internet.Die Grundausbildung Erste Hilfe war eine Forderung in den Betrieben und musste aller zwei Jahre wiederholt werden.Zu meiner Zeit kannte man in Osten die Begriff UE nach der Wende nicht.Man musste in der Lage sein EH leisten zu können.Es war egal ob du fest angestellt warst oder Leiharbeiter.
UE = Unterrichtseinheit. 45min.
Die Ersthelfer-Ausbildung ist inzwischen eigentlich ein ganz normaler Erste-Hilfe-Kurs, bei dem die BG bestimmte Vorgaben macht, z.B. Pflichtinhalte und maximale Teilnehmerzahl.
Pro:
- Auch Schüler haben Verwandte, Freunde, Mitschüler, Partner... nahestehende Personen. Und niemand kann sagen, wann mal einer davon ein ernsthaftes gesundheitliches Problem hat. Ich habe im Rettungsdienst schon erlebt, was es mit der Psyche eines Jugendlichen angerichtet hat, der überhaupt nicht wusste was nun mit seiner Mutter abgeht und wie er helfen soll.
- Es ist vielleicht auch nicht verkehrt, Jugendliche mal ein Bisschen aus der "die Welt ist gut und es passiert nie etwas Schlimmes"-Komfortzone rauszuholen und sie darüber nachdenken zu lassen, dass Menschen sterblich sind und dass auch mal die Kacke am Dampfen sein kann.
- Wenn der Kurs in der Schule stattfindet, ist er gedanklich vom Führerschein entkoppelt. Es fragen im Kurs doch recht viele Leute, warum sie was über den Schlaganfall lernen sollen der kommt doch auf der Straße nicht vor. Andere meinen, es sei ihnen dich grad egal wenn jemand Fremdes draufgeht. Dass eine wirklich hilfsbedürftige Person zu 95% jemand ist den man gut kennt, daran denkt kaum jemand.
- Ich würde die Fähigkeit, als soziales Wesen (das ist der Mensch theoretisch!) einem anderen helfen zu können, zur Allgemeinbildung zählen. Und die fällt in den Aufgabenbereich der Schule.
- In den Städten machen viele junge Menschen keinen Führerschein mehr und kommen auch nicht selbst auf die Idee, ein Erste-Hilfe-Kurs könnte mal sinnvoll sein. Die fallen nicht mehr aus dem Raster, wenn der Kurs in der Schule stattfand.
Contra fallen mir nur zwei sehr schwache Argumente ein:
- Es gibt Menschen, die vertragen es nicht, gedanklich in die Realität (siehe Pro 2) geholt zu werden oder sich gedanklich mit einer brenzligen Situation zu befassen (Pro 1). Das ist zwar nicht hilfreich für den sozialen Gedanken, sollte aber respektiert werden.
- Es gibt Menschen, die sind froh aus der Schule raus zu sein und wollen nie wieder etwas mit dem, was dort gelehrt wurde, zu tun haben. Wahrscheinlich gäbe es, wenn der EH-Kurs Teil der schulischen Laufbahn war, manche die genau deswegen nie wieder freiwillig zu solch einem Kurs gehen.
Was ist in deinen Augen der Unterschied zwischen "Erste Hilfe" und "Grundausbildung?
Solltest du auf das seit 2015 obsolete System mit 8 UE und 16 UE anspielen: Die 8 UE hatten nie den Namen "Erste-Hilfe-Kurs", sondern das waren "Lebensrettende Sofortmaßnahmen". Seit 2015 gibt es nur noch einen Kurs, den Erste-Hilfe-Kurs mit 9 UE... das ist der ursprüngliche EH-Kurs, der deutlich entschlackt wurde.