Pflege behinderte Schwester?

5 Antworten

Hallo Jonathan,

meine Eltern haben jetzt meine Schwester bei der Lebenshilfe angemeldet, da die Warteliste ziemlich lang ist. (Zurzeit bis zu 300 Personen) Haben sie mir heite mitgeteilt. Gott sei Dank...
Meine Schwester Sabine wird aber trotzdem solange als möglich bei meinen Eltern wohnen können. Ich weiß, dass es sicher nicht einfach ist, so einen Schritt zu gehen, aber es ist sicher das Beste für Alle, bzw. auch für meine Schwester.

Das Ganze geht bei mir ja auch nicht so spurlos vorbei, mache mir da Gedanken, wie es ihr dann mal gehen wird und ob sie sich dort richtig einleben wird können.
Ich fühle mich dann auch schlecht, dass wir die Pflege nicht übernehmen wollen, man könnte fast sagen ich habe ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber.

Nicht so einfach... bin aber echt froh darüber, mit jemanden der in der gleichen Situation ist, mich austauschen zu können.

LG :)



Hallo zusammen. Mir geht es auch so. Meine Schwester (50), meine Eltern (80) und ich (53) mit Familie leben in einem Haus. Meine Schwester weigert sich über dieses Thema zu sprechen und meine Eltern trauen sich nicht das anzusprechen. Mein schlechtes Gewissen macht mich nervlich krank. Nun ist mein Vater ernsthaft krank und das Thema rückt in unsere Unterhaltung. Meine Eltern und ich reden drüber und sind uns eigentlich einig, dass ich das nicht händeln kann. Ich will es auch nicht. Meine Schwester 8st uneinsichtig und wird böse wenn man nur das Thema ankratzt.

Ich würde wenn frühzeitig nach möglichen Wohnformen schauen. Dann hat man z.B. auch zeit für Probewohnen und kann schauen, wo die Schwester sich wirklich wohl fühlt. Ist sie geistig und/oder rein körperlich behindert? Es gibt ja z.B. auch die Möglichkeit mit Assistenz alleine zu leben, wobei ich das eher von körperlichen Behinderungen kenne. Ich arbeite z.B. in einer Unternehmensgruppe, zu der auch eine Wohnanlage (quasi wie ein eigenes Dorf) gehört in der die Leute primär in Wohngruppen wohnen und das auch oft sehr gerne. Gerade weil man dann oft auch mehr Kontakt zu anderen Leuten hat, als das der Fall ist, wenn man zu Hause wohnt. (zumindest im Bereich geistige Entwicklung oder bei schweren Mehrfachbehinderungen). Und selbst wenn die Schwester irgendwann woanders wohnt, bedeutet das ja nicht, dass kein Kontakt mehr besteht. Doof gelaufen wäre es, wenn irgendwann plötzlich der Fall eintritt, dass die Eltern sich nicht mehr kümmern können und man dann in wenigen Tagen Lösungen finden muss.


Jonathan506 
Beitragsersteller
 23.06.2021, 12:30

Sie ist geistig behindert, kann auch nicht sprechen. Verstehen tut sie aber schon. Aber alltäglicher Dinge wie duschen , anziehen etc. Braucht sie Unterstützung.

Meine Eltern haben öfter mal erwähnt, dass in der behinderten Werkstatt, sich Eltern zusammen tun und eine WG gegründet wird. Sie hatten da wohl im Kopf, dass sie dann auch dort einziehen kann.
Nun kam es wohl dazu und daraufhin habe ich dann gefragt, was mit meiner Schwester ist.
Dadurch kam das Thema dann auf und es stellte sich raus, dass meine Eltern von mir erwarten, dass ich sie aufnehme und sie sagten, dass wäre die einzige Möglichkeit. Andere Optionen gebe es nicht.

Ich habe öfter schon gedacht, dass eine Einrichtung schon viel früher etwas für meine Schwester ist, und die da mehr Unternehmungen und Alltag hat. Aber meine Eltern haben sich dazu entscheiden, sie bei sich zu behalten, was ich auch vollkommen verstehe und akzeptieren und irgendwie kann ich mir selbst auch nicht so ganz vorstellen das sie nicht mehr „zu Hause“( bei meinen Eltern ist).

In Zukunft sehe ich meine Schwester allerdings auch nicht bei mir.
wir unternehmen total viel mit ihr und holen sie sehr oft ab und sie kommt auch gerne zu uns und auch meine Frau und Kinder gehen super liebevoll mit ihr um. Ich fühle mich manchmal auch schlecht, dass wir die Pflege nicht übernehmen wollen. Aber es ist eine Mammutaufgabe.

Würde ich meine Eltern denn hintergehen, wenn ich mich unabhängig von ihnen informiere?

Meine Eltern sagten auch, dass ein Heimplatz schwierig wäre zu bekommen( teilweise 5 Jahre Warteliste) und wenn man Probewohnen in Anspruch nimmt und es ihr nicht gefällt oder nicht klappt , dann würden man in gar keiner Einrichtung einen Platz mehr bekommen, deshalb Käme das ja nicht infrage.

sie versuchen scheinbar durch Fehlinfos uns irgendwie dazu zu bringen.

Die Situation belastet mich so sehr.

Ich finde es schon reichlich dreist von deinen Eltern, zu verlangen, dass du sie aufnehmen sollst. Zumal deine Familie da auch ein Wort mitzureden hat

Hallo Jonathan506

Bin auf deinen Beitrag gestoßen, da ich genau dasselbe Problem in meiner Familie habe. Meine Zwillingsschwester hat eine geistige Behinderung und wohnt bei meinen Eltern im Haus.
Sie besucht zwar unter der Woche eine Tagesstätte, wo sie von meinen Eltern immer hingebracht und abgeholt wird, doch mittlerweile sind meine Eltern in der Pension und umso älter sie, bzw. ich werde, mache ich mir natürlich auch Gedanken über die weitere Betreuung meiner Schwester.

Als ich mit meiner Mutter über meine Ängste usw. gesprochen habe, blockte sie gleich ab. Meine Mutter spricht es zwar nicht aus, aber ihr wäre es natürlich auch lieber, wenn mein Partner und ich meine Schwester aufnehmen würden. Da wir aber so wie ihr gerne was Unternehmen und ich im Schichtdienst arbeite, wäre das für uns im Moment keine Option. Die unglaubliche Aufgabe, bzw. Belastung meine Schwester dann mal zu uns zu nehmen, können wir nicht tragen, da es bedeuten würde unser Leben nur nach ihr auszurichten.

Seit dem Gespräch ist das Verhältnis zu meine Eltern sehr angepsannt.

LG Katrin


Jonathan506 
Beitragsersteller
 16.02.2022, 01:22

Hallo liebe Katrin, vielen Dank für deine Nachricht.
So weiß man, das man nicht alleine in so seiner Situation ist.
Das Verhältnis mit meinen Eltern ist (Gott sei Dank ) weiterhin sehr gut.

Allerdings wird über das Thema „Zukunft der Schwester“ der Mantel des Schweigens gelegt. Das Gespräch ist nun schon einige Zeit her und wir dachten, dass evtl. Nach einiger Zeit meine Eltern noch mal auf und zukommen, weil sie dann Zeit hatten es sacken zu lassen und sich dann Gedanken mache konnten. Wir wissen auch bis heute nicht, was sie sich den alternativ noch vorstellen könnten, da wir ja klipp und klar gesagt haben, dass wir die Pflege selber nicht übernehmen werden, möchten und könnten.
In der Umgebung werden nun viele Mehrgenerationenhäuser gebaut speziell auch für integriertes Wohnen, da schwärmte mein Vater letztens von, wie toll sowas sei und das ja auch was für uns wäre. Da hatte ich schon ein wenig das Gefühl er meinte uns( inkl. Schwester). In seiner Vorstellung würden und ja dann auch noch zusätzlich andere helfen können.

Habe dann deutlich gesagt, dass sowas für uns hat nichts ist und wir zu freiheitsliebend sind. Er versuchte dann alles Vorteile auszuzählen. ( er erwähnt aber nie meine Schwester) aber man merkt schon warum er sowas immer erwähnt. Aber wir haben ein tolles Haus und keinen Grund in so eine Einrichtung zu ziehen.

Hast du dich denn schon mal informiert irgendwo?