Pantoffeltierchen und Hefezellen ( Ökologie )?

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Konkurrenzausschluss begegnet dir vorwiegend innerhalb einer Gilde. Als Gilde bezeichnet man die Arten eines Ökosystems, die eine ähnliche Lebensweise, meist in Bezug auf die Nahrungsgewohnheiten, führen, also eine mehr oder weniger gleiche ökologische Nische besetzen. Man kann z. B. von der Gilde der Fleischfresser sprechen oder der Gilde der großen Pflanzenfresser (Megaherbivoren).

Das Konkurrenzausschlussprinzip besagt, dass eine ökologische Nische in einem Ökosystem nur von einer Art besetzt werden kann. Wenn zwei Arten die exakt gleiche ökologische Nische besetzen, konkurrieren beide Arten um die Nische und die konkurrenzstärkere Art wird die konkurrenzschwächere Art aus dem Ökosystem verdrängen. Beispielsweise hat in vielen Teilen Großbritanniens das eigentlich in den USA heimische Grauhörnchen das einheimische Eichhörnchen fast vollständig verdrängt. Interessanterweise kann sich das Eichhörnchen in Regionen mit großer Baummarderpopulation gegenüber dem sonst konkurrenzstärkeren Grauhörnchen durchsetzen. Wahrscheinlich, weil Eichhörnchen schon lange an Marder als Beutegreifer angepasst sind, Grauhörnchen aber nicht.

Eine Möglichkeit, dem Konkurrenzausschluss zu entgehen, besteht in der Nischendifferenzierung. Die verschiedenen Arten einer Gilde teilen sich die Nische untereinander quasi auf und entgehen der direkten Konkurrenz somit. Beispielsweise können Breit- und Spitzmaulnashorn nebeneinander (synantrop) leben, obwohl beide große Megaherbivoren sind, weil sie verschiedene Pflanzen fressen: Breitmaulnashörner sind Graser (grazer), die v. a. die Süßgräser der Savanne beweiden, Spitzmaulnashörner sind hingegen browser, die v. a. Blätter von Büschen und Sträuchern abzupfen.

Bei Pantoffeltierchen (Paramecium) und Hefe (Saccharomyces) handelt es sich um Arten, die völlig anderen Gilden angehören. Hefen ernähren sich saprobiontisch durch den Abbau organischer Substrate, z. B. Zucker. Pantoffeltierchen sind hingegen räuberisch, d. h. sie fangen und fressen andere einzellige Organismen, u. a. auch Hefen. Wir haben es hier also mit einem Räuber-Beute-Verhältnis zu tun.

Das Lotka-Volterra-Modell beschreibt, wie die Populationen von Räubern und Beutetieren sich gegenseitig zyklisch beeinflussen und "kontrollieren". Als Lehrbuchbeispiel wird z. B. das Beziehungsgeflecht zwischen Kanadaluchsen und Schneeschuhhasen genannt. Tatsächlich kann das Lotka-Volterra-Modell die in der Natur beobachteten zyklischen Schwankungen jedoch nicht vollständig erklären. U. a. sind neben den Luchsen noch andere Räuber beteiligt (z. B. Virginia-Uhus und Ratten, die die Jungen der Hasen fressen), auch hängt die Reproduktionsrate der Hasen stark vom verfügbaren Nahrungsangebot ab. Die Hasen werden somit nicht ausschließlich von oben (top down) von den Räubern kontrolliert, sondern auch von unten (bottom up) durch die Pflanzennahrung. Wahrscheinlich wirkt sich sogar der Sonnenzyklus auf die Beziehung aus, weil dieser das Wachstum der Vegetation beeinflusst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig