Mittelalterliche Leder Rüstung selber machen?

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Als Rohmaterial für antike Brustharnische oder solcher Brustpanzer bei denen einzelne Lederplatten (ähnlich einem mit "Biberschwänzen" gedeckten Hausdach) versetzt, überlappend die Panzerung darstellen; benötigt man unbedingt  vegetabil gegerbtes Leder.

Solche Häute gibt's vom Kalb und Rind in entsprechender Dicke.
Nicht erschrecken, diese Häute sind im Normalzustand zunächst eher hell und von blecherner Beschaffenheit(was der Panzerung zu Gute kommt, der Verarbeitbarkeit leider erstmal nicht).
Der ein oder andere wird sich fragen, warum das Leder vegetabil gegerbt sein muss?

Nun die Sache ist die:
Wer sich solche alten Brustharnische und sämtliche Brustpanzer aus Leder einmal genauer angesehen hat, wird festgestellt haben, dass diese verdammt passgenau waren; insbesondere die Brustflügel und Schulterkappen passten bei gut gemachten Modellen wie angegossen. Bei so dickem Material, dass in etwa so steif wie Aluminiumblech ist, darf man sich ruhig fragen, wie die das damals so auf die Körperrundungen des Kriegers angepasst bekamen?!
Die Lösung ist: Natron.

Heute noch im Supermarkt zu bekommen als "Kaiser's Haushaltsnatron".
Ein Päckchen auf knapp 2 Liter gut lauwarmes Wasser geben und auflösen.
Das grob zugeschnittene Leder darin gut für eine gute Stunde eingeweichen lassen. Dabei entstehen reichlich kleine Bläschen. Ein Zeichen, dass es wirklich rein vegetabil gegerbtes Leder ist und die Sache klappen wird.

Jetzt ist das Leder sehr weich, geschmeidig und an der Oberfläche etwas schmierig, so soll es sein. Nun kann man es in Form bringen.

Bloß wie in Körperform?
Gipsbinden!
Oberkörper von einer zweiten Person eingipsen lassen(Binden gibt's bezahlbar bei Ebay). Vor dem Eingipsen alle Haare wegrasieren => die harten Jungs lassen diesen Schritt weg!
In Verlängerung der Achselhöhle Richtung Gürtellinie wenig Binde nehmen, damit man hier nachher aufschneiden kann. Gipsscheren aus alten Bundeswehrdepotbeständen gibt's erschwinglich bei Ebay zu ersteigern.
An Schulterspitzen und Schultergürtel, sowie Brust dicker arbeiten für die Stabilität der Form. Den Bereich um den Kopf soweit aussparen, dass der Kopf nachher durch das Loch des Gipspanzers passt.

Hat man geschafft das Teil auszuziehen, muss es nachgearbeitet werden.
Riss- oder Bruchstellen mit Gipsbinde reparieren, Oberfläche glätten, trocknen lassen.
Stellen die zu dünn geraten sind und instabil wirken kann man nun hemmungslos auf der Innenseite des Abdrucks kreuz und quer dicker gipsen und zuletzt die äußere Oberfläche mit dünnflüssigem Epoxidharz versiegeln, damit das Teil mindestens außen wasserfest ist.
Einige bauen den Gipspanzer auf ein Lattengestell, ähnlich einem Friedhofskreuz, um besser arbeiten zu können.

Auf den Panzer kann man nachher, das wie beschrieben eingeweichte Leder, aufbringen, formen und trocknen lassen. In diesem Zustand kann es mit einem Punziereisen auch Ornamente erhalten und es lassen sich mit einem Falzbein Linien ziehen. Für die Trocknung braucht es mindestens eine Woche an einem zimmerwarmen Ort. Auf keinen Fall mit Hitze nachhelfen, das Leder könnte sonst brüchig werden.
Wenn alles gut getrocknet ist, hat das Leder eine deutlich dunklere Farbe und einen leichten Vintage-Look. Die Kanten des Leders sind jetzt steinhart und können bei Bedarf mit Schleifpapier geglättet, oder geformt werden. Wer will, kann die Oberfläche nun noch mit Tungöl zusätzlich härten und abschließend mit Bienenwachs aufpolieren.
Für die Panzerschindeln sollte man sich ein- zwei Schablonen aus Edelstahlblech V2A (mind. 2mm dick) anfertigen, die auch Löcher haben für die Schnüre, die nacher die Lederplatten miteinander verbinden. Zwischen die zwei Schablonen kann man dann das Leder mit einer Schraubzwinge einklemmen und drum herum ausschneiden. Für die Löcher eignen sich 2mm HSS- Bohrer und ein Akkuschrauber.

Viel Spaß und Durchhaltevermögen!

Ich bin mir jetzt nicht hundertprozentig sicher, aber "Lederrüstungen" im eigentlichen Sinne waren im Mittelalter kaum bis gar nicht vorhanden. Ich weiß nur von seltenen Leder-Lamellar, die Wikinger getragen haben. Oder vereinzelt irgendwelche (Schuppen?-) Ledersachen (bin mir grad unsicher, kann auch sein dass es die gar nicht gab ^^), die dann aber wiederum Osteuropa und noch weiter östlich zu finden waren. Am besten wäre es, wüsste man ungefähr "Zeit und Ort" deiner keltischen Truppe, das ist doch etwas arg weit gefasst.. 

Geistwesen  14.12.2015, 13:40

Er wollte Tipps, wie man so was macht, Fakten, und keinen drittklassigen Geschichtsunterricht, der mit den Worten beginnt: "Ich bin mir jetzt nicht hundertprozentig sicher..."
Wenn man es nicht genau weiß, ist das nicht schlimm; ich weiß auch vieles nicht, gebe dann aber auch nicht meinen Senf dazu!

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