merken andere menschem es wenn jemand autismus hat zb in der schule oder arbeit?
ich habe autismus doch ich bin ganz normal eigentlich und wollte fragen ob man es irgendwie merkt wenn jemand autismus hat
Wie äußert sich dein Autismus?
garnicht eben
Bedeutet, du hast gar keinen Autismus?
habe ich anscheinend schon wurde damit diagnostiziert habe aber keine symptome
4 Antworten
Das kommt unter anderem darauf an, wie gut jemand im Masking ist und natürlich auch auf das Umfeld. Ich sage es mal so: Wer sowieso in einem Umfeld unterwegs ist, in dem "komische Käuze" akzeptiert werden, in denen es eher Eigenbrötler gibt und in denen eventuell auch andere, neurodiverse (eventuell bis dato undiagnostizierte) Leute verkehren, der fällt als Autist weniger auf oder wenn er auffällt, wird er häufig eher akzeptiert.
Dann ist es auch wichtig, zu erwähnen, dass die meisten Leute - insbesondere Neurotypisten - direkt merken, wenn sich jemand "seltsam" verhält. Das können selbst Kindergartenkinder fühlen. Die haben bereits ganz empfindliche Antennen dafür. Deshalb können sie auch andere Kinder mit "merkwürdigem" Verhalten ausschließen, ignorieren, mobben, hänseln, schikanieren etc. pp.
Das ist nicht einmal etwas, für das diese Kinder perse etwas können. Kinder sind stark auf ihr Umfeld angewiesen. Sie lernen von ihren Eltern und anderen Erwachsenen, aber sie halten sich auch eher an das, was die Mehrheit der anderen Kinder macht. Das ist eine Form von Sicherheit.
Eine Studie hatte mal herausgefunden, dass neurotypische Menschen weniger mit uns Autisten zu tun haben wollen, wenn wir für sie als "komisch" und somit als "potenzielle Gefahr" angesehen werden. Alles nur, weil wir uns autistisch verhalten und nicht so tun, als hätten wir eine vollkommen andere Neurologie! (Was auch das Argument, neurotypisches Anpassen wäre mit autistischem sowie allistischem Masking gleichzusetzen, endgültig aus dem 23. Stock wirft, da eine neurotypische Person, die sich an eine neurotypische Gesellschaft anpasst, nicht so tun muss, als hätte sie eine völlig andere Neurologie.)
Leider kann ich die Studie gerade nicht wieder finden - deshalb hab ich sie nicht genau wiedergeben können -, sonst würde ich sie nun verlinken. Sie war auf Englisch. Das Ganze hat viel mit dem Double-Empathy-Problem zu tun - Eine Theorie, die meiner Meinung, meines Wissens und meiner Erfahrung nach, sehr viel Sinn ergibt.
Die Sache ist jedoch die: Meistens wissen diese Leute nicht, dass es sich dabei eben um Autismus handelt. Sie bemerken, da verhält sich jemand anders und manche denken an Autismus, ja, aber sie haben keine Beweise, dass es wirklich Autismus ist. Es kann sonstwas für Gründe haben. Und die meisten Leute würden von sich selber behaupten, dass sie keine Autisten mobben, auslachen, ausschließen, für autistisches Verhalten kritisieren uvm. würden, ... doch sie tun es häufig automatisch, bei Personen, bei denen sie nicht wissen, was diese hat und ob sie etwas hat. Nicht jeder, aber es hat seine Gründe, weshalb Einzelgänger, hypersensible Menschen, Menschen mit Sensory Differences uvm. komisch beäugt werden.
Kinder, die nicht brav alles aufessen, werden als "picky eaters" und "verwöhnt" bezeichnet, autistische Meltdowns sind immer erstmal Trotzanfälle/Tobsuchtanfälle/Aggressionsprobleme, wer Autorität hinterfragt und Fragen stellt ist "schwer erziehbar" (Oppositional Defiant Disorder ist eine der vielen möglichen Fehldiagnosen einer Autismus-Spektrums-Störung), autistisches Stimming ist "nervig" und wird in Therapien wie einigen Verhaltenstherapien oft versucht, zu unterdrücken oder sogar zu bestrafen, wer hypersensibel auf Reize reagiert, der ist nur überempfindsam, muss sich zusammenreißen und der wird sich schon irgendwann daran gewöhnen, wer nur wenige Freunde hat, sich damit jedoch wohl fühlt, wird (besonders als Kind/Jugendlicher) gezwungen, dazu gedrängt, sich mehr Freunde zu suchen, sich dem Klassenverband anzuschließen, sich in Gruppen einzugliedern, in Vereinen Freundschaften zu knüpfen, wer lieber alleine spielt, muss unbedingt mit anderen spielen, wer sich "cringe" verhält ist ganz raus, wer zu viel und zu aufgeladen über sein (Spezial)interesse redet, ist nervig und too much, ... Autistische Verhaltensweisen werden einfach oft kritisch betrachtet und autistische Grenzen werden oft überschritten - Und es hört mit sehr viel Glück nur dann auf, wenn man eine fachärztliche Diagnose vorliegen hat.
Anstatt also an "Autismus" zu denken, denken viele erst an "seltsam", "nervig", "überempfindlich", "Heulsuse", "dumm", "ätzend", "anstrengend", "antisozial", "asozial", "verwöhnt", "cringe", "unempathisch" (Was nicht einmal stimmt - Viele von uns Autisten haben sehr viel Empathie), "egoistisch", "aggressiv", "gefährlich", "mysteriös", ...
Deine Frage ist also nicht so leicht zu beantworten. Bemerkt es dein Umfeld? Keine Ahnung. Das müsstest du dein Umfeld fragen. Aber ob sie darauf ehrlich antworten werden, weiß auch niemand. Manche könnten auf so etwas mit einem "Was? Du und Autist? Wäre mir nie aufgefallen" antworten, da sie Angst haben, du könntest es als Beleidigung sehen, wenn sie dir sagen, ihnen fielen einige Verhaltensweisen von dir auf, die darauf schließen könnten, weil sie selber leider gelernt haben, dass anders, autistisch, neurodivers sein, behindert sein, etwas Negatives ist. Manche sehen sogar nicht nur das Wort "behindert" (im neutralen Kontext), sondern auch "autistisch"/"Autismus" als etwas Beleidigendes. Nicht wenige fürchten, ihr Gegenüber könne beleidigt sein, wenn man sie fragt, ob sie jemals gedacht haben, sie könnten eventuell Autismus haben. Denn Autismus wird noch immer viel eher negativ als neutral wahrgenommen und viel eher fälschlicherweise stigmatisiert.
Manche könnten versuchen, dir deine Diagnose, deinen Autismus abzusprechen. Insbesondere, wenn du dich erfolgreich maskierst oder wenn du einfach nicht dem Klischee-Autisten entsprichst. Dann fallen Sätze wie "Ne, das glaub' ich nicht, du siehst gar nicht autistisch aus", "Ist bestimmt nur ne Fehldiagnose", "Heutzutage hat doch jeder irgendetwas!" ... Oder es folgt ein gut gemeinter, aber nicht gut gemachter Relativierungsversuch, ein unverhoffter Trostversuch ala. "Wir sind doch alle ein bisschen autistisch" (Was nicht stimmt und nicht möglich ist, aber das zu erklären ist zu gefährlich, da ich damit meine Antwort noch mehr in die Länge strecken würde) oder auch ein "Oh, das tut mir leid" - Als wäre unser geliebtes Großmütterchen verstorben!
Wir kennen dein Umfeld nicht.
Und darüber hinaus kommt es auch darauf an, wie sehr sich jemand, ein Umfeld - dein Umfeld - mit Autismus auskennt. Wer zumindest mal hier und da etwas davon mitgekriegt hat, kann eher etwas mit dem Begriff anfangen. Wenn du als Nicht-Autist in irgendeinem Artikel ließt, dass Autisten schnell zu Reizüberflutungen neigen, denkst du dir das nächste Mal, wenn du im Supermarkt o.Ä. eine Person siehst, die sich die Ohren zuhält, mit den Händen flattert etc. pp., ganz vielleicht "Das könnte Autismus sein."
Das muss es nicht sein. Aber es ist schön, wenn wir die Möglichkeit immer, auch für Fremde, offenhalten und sie nicht inkorrekt labeln ("nervig", "verwöhnt", etc).
Ein Kind, das früh mit dem Thema Berührungspunkte hat, kann eher denken "Hm, vielleicht ist das andere Kind ja Autist, wie mein Bruder/mein Cousin/die Figur in meiner Lieblingsserie o.Ä. Vielleicht ist er einfach nur anders, autistisch und das ist ja nichts Schlimmes, weil ich hab das bereits gesehen."
Und das wird dann ins Erwachsenenleben weitergeführt.
Deshalb ist unterschiedliche, korrekte, autistische Repräsentation in Unterhaltungsmedien (Film, Fernsehen, Comics, Bücher, usw.) auch tatsächlich wichtiger, als viele denken.
PS: Ich hab die Studie nun doch wieder gefunden!
It was more common for perceivers to “like” neurotypical than autistic targets. The number of “likes” each target received correlated highly with perceiver ratings of target social favorability. Perceivers cited perceived awkwardness and lack of empathy as being reasons for deciding they disliked targets.
"lack of empathy" - Wie ich bereits sagte: Das Double-Empathy-Problem spielt hier auch eine nicht zu verachtende Rolle.
Wahrscheinlich schon. Aber das wird normal niemanden stören. Frag doch mal deine Freunde, ob es ihnen aufgefallen wäre.
Merkt man nur wenn man sich außergewöhnlich verhält und wenn es andere merken, was ist es dein Problem? Sollen die sich auch mal um ihre eignen Probleme kümmern ^^
Manche ja die meisten anderen eher nein.
Wer Erfahrung hat wird es womöglich erkennen können.
habe keine freunde und keiner weiß auch davon das ich es habe