Meinungsbild: Freund verlagert sein Leben ins Internet, wie dazu stehen?

3 Antworten

Nein. Ich bin auch so ein Pc-Einsiedler. Es gibt keine Hoffnung, keine Lösung. Es ist alles verloren.


OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 23:57

Wie soll ich Deine Antwort verstehen? Möchtest Du meine Frage als "übertrieben dramatisierend" ins Lächerliche stellen? Es ist mir nicht möglich, Deine Emotionen dazu herauszulesen. Und: PC-Dauernutzer ist nicht das gleiche wie "im Internet leben", oder?

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Vosla  29.01.2022, 00:00
@OnkelWillibrot

Nein. Wenn alles andere wegfällt und nur noch das Internet übrig bleibt, hört man langsam auf zu "leben". Es wird ein Selbstverstärker. Manche nennen es sogar Sucht. Aber wenn das Leben keine Alternativen bietet...

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 29.01.2022, 00:14
@Vosla

OK, dann erst mal danke für Deine Offenheit.

Hast Du denn das Gefühl dabei abzustumpfen? Oder empfindest Du Dich als „souverän“ und bildest Dir selbst ne Meinung zu Internetbeitragen anstatt das Gefühl zu haben, Du verlierst sowas wie ne eigene Perspektive?

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Vosla  29.01.2022, 00:22
@OnkelWillibrot

Ich bin langsam nicht mehr wirklich ein Mensch, weil ich nicht mehr Teil menschlichen Lebens bin. Ich sage den Leuten auf Arbeit sogar: "Du siehst mich gar nicht; ich bin eine rosa Logikwolke." aus Scherz. Aber da ist mehr Wahrheit drin, als sie ahnen. Ich muss Gefühle langsam absterben lassen, weil sie mir nichts mehr nützen. Es interessiert niemanden, sie schaden nur noch. Kennst Du den Begriff "uncanny valley"? Ich habe diesen Effekt auf Leute. Selbst mein Chef ist völlig verunsichert, wenn er mit mir redet, weil er die Hälfte nicht versteht oder erst sehr viel später. Ich werde zu einem Meme. Wenn ich im Homeoffice bin und per Fernwartung herumgeister, verstärkt sich das noch. Frage mich im falschen Moment etwas und ich antworte wie Wikipedia.

Ohne jede Leidenschaft. Ohne Leben. Ich bin da.

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 29.01.2022, 00:54
@Vosla

OK, das klingt (leider) gefühlskarg. Vielleicht auch depressiv. Nachvollziehbar, wenn Dein Alltag nicht den Raum gibt, sich mal so richtig in Gefühle fallen zu lassen. Gefühle zeigen macht vielleicht auch angreifbar (gibt jedoch auch gegenteilige Meinungen dazu). Ich wünsche Dir in jedem Fall, dass Du Dir Raum für Gefühle einrichten kannst.

So richtig passen in mein obiges Stumpfsinnbild passt Du jedoch nicht. „Stumpfsinn“ trifft es eigentlich nicht, ich meinte eher sowas wie „ungebildet“ und „unkritisch“ oder „Unfähigkeit zur Reflexion“. Und wer Wikipedia auswendig kann, ist sicher nicht ungebildet…

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Vosla  29.01.2022, 01:02
@OnkelWillibrot

Leider ist da jede Menge Gefühl. Furcht, Schmerz, Zorn. Nur keine vernünftige Art, damit umzugehen oder es zu kommunizieren. Es ist schlicht weg irrelevant für Andere. Etwas, wo andere drüber lachen können. Darum verweigere ich mich dem üblichen Zirkus. Sie brauchen mich. Noch.

Ich arbeite an einer Totmannschaltung. Wenn ich nicht mehr bin, vernichtet sich meine Arbeit von allein. Unwiderruflich. Ich lösche alles aus, was ich war. Vielleicht wirft das Echo des Lochs größere Wellen als meine Existenz im Jetzt. Dann kann es mir aber auch egal sein.

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 29.01.2022, 11:28
@Vosla

Mmhm, ich würde das als "Integrationsprobleme" bezeichnen. Und zwar in beide Richtungen. Du integrierst Dich nicht (samt Deine Gefühle und Haltungen) in Deine Umwelt (=Mitmenschen) und/oder Du integrierst Deine Umwelt nicht in Deine Welt.
(Das ist jetzt nicht vorwurfsvoll noch auffordernd gemeint - das geht eh nicht mal eben so. Sondern eher ein Erklärungsversuch, warum Du ein Distanzgefühl gegenüber Deiner Umwelt hast. Gefühle zeigen erfordert Nähe und Vertrauen. Die Beziehungen müssen dieses Vertrauen hergeben.)
Ich finde es nicht verwunderlich, dass Du solchen Zustand als sinnentleerend empfindest, Gefühle sind das Salz in der Suppe. Und Du scheinst es ja auch gerne anders haben zu wollen.

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Du könntest ja mitspielen anstatt ihm deine vorstellung wie man zu leben hat aufzuzwingen, klingt ja wirklich nervig von dir

Und vor allem was geht dich das an was dein Mitbewohner in seiner Freizeit tut, wie mich solche Leute wie du wütend machen, richtig ätzend


OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 22:11

Klar, kann er machen was will.
Aber Freundschaft ist für mich schwierig, wenn jemand nur stumpfsinnige Gedanken einbringt. Und 24 h die Bude belagern ist mehr als ne Zwangsehe.
Und: Er und Du können/könnt seinen Lifestyle gerne abfeiern, das ist sein/Dein gutes Recht.
Aber es ist auch mein gutes Recht, dieses Abstumpfen traurig zu finden und mich davon zu distanzieren.

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archer1  28.01.2022, 22:23
@OnkelWillibrot

Schonmal daran gedacht das er deine "Geistreichen Gespächsthemen" für Stumpfsinnig hält ? nicht jeder hat bock über irgendwelche Öko, Migrations oder sonst was zu labern, man wird damit ja eh schon tagtäglich medial beschallt, da braucht man nicht noch irgendwelche aufgezwungene konversationen führen. Man muss als Mitbewohner ja nicht befreundet sein und ständig miteinaner abhängen oder teilt ihr euch ein Zimmer ?

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 22:55
@archer1

OK. Dein Fingerzeig, dass Du mich moralisierend und/oder anmaßend hältst, ist angekommen. Vielleicht hast Du damit zum Teil recht. In dieser Richtung macht meine Frage natürlich weniger Sinn.
Zu den Gesprächen: Mein Ziel ist mit ihm nicht "gesellschaftlich-etabliert--fühlen"-Vorzeige-Gespräche führen, um maximale Außenwirkung (a la "Oh, wir haben ja gestern ein so toll intellektuelles Gespräch geführt!!") zu erzielen. Es geht mir mehr darum, dass jemand "im Leben steht".
Beispiel: Er schaut sich ein YouTube-Video an, in dem Motor-Cross-Fahrer um irgendeinen See irgendwo in Deutschland herum fahren. Das Video ist aus Sicht der Helmkamera eines der Motorradfahrer gefilmt. Plötzlich kommen da so ein paar Badegäste und beschimpfen den Motorradfahrer auf übelste, weil er an diesem See Motorrad fährt (und sich die Badegäste offensichtlich gestört fühlen). Es geht sogar so weit, dass einer der Badegäste den Motorradfahrer schlägt. Tatsächlich ist an diesem See wohl Motorradfahren erlaubt. Und da der Motorradfahrer im Recht ist, wird also im Video die Verunglimpfung von Motorradfahrern dargestellt. Mein Mitbewohner zieht daraus: Oh, die armen Motorradfahrer werden ja alle so ungerecht behandelt.
Er zieht überhaupt nicht Erwägung, dass so ein Einzelfall total die Meinungsmache ist. Konsumiert solche Sachen einfach unkritisch, denkt nicht um die Ecke. Und das hat sich irgendwie ausgebreitet in den letzten Jahren. Oder: es fällt mir einfach nur mehr auf, weil wir nicht andere Sachen zusammen machen, über die wir dann reden. Weil er halt lieber vor seinem Rechner sitzen bleibt, als ne Radtour mit mir zu machen.

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archer1  28.01.2022, 23:00
@OnkelWillibrot

naja du bist doch nicht seine Mutter, wenn ich an meine WG's damals denke und mir vorstelle ich würde ständig kontrollieren was meine Mitbewohner machen oder umgekehrt muss ich ja lachen, vor allem was interessiert es dich was er für Youtube Videos schaut, mir kommt es so vor als würdest du zwanghaft versuchen ihn zu dingen zu dröngen auf die er schlicht keine lust hat, da kann ich verstehen wenn man sich dann distanziert.

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 23:08
@archer1

Nein, er hat mir das Video gezeigt. Und das war eine von mehreren solcher Situationen, wo er Globalisierungen vornimmt, ohne einzuschätzen, ob er dazu genügend Erfahrungswerte besitzt. Und er drängt diese Sichtweisen auf.
Und nicht er distanziert sich aus Gesprächen, sondern ich.

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archer1  28.01.2022, 23:10
@OnkelWillibrot

Also mir kommt es eher so vor als wärst du da problem und nicht er, vielleicht solltest du dann einfach ausziehen wenn es dir so schwerfällt andere Lebensstile zu aktzeptieren

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 23:12
@archer1

Vielleicht hast Du ja Angst, dass da was Wahres dran ist, dass man sich geistig nicht gerade weiterentwickelt, wenn man nicht an der realen Welt teilnimmt.

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archer1  28.01.2022, 23:14
@OnkelWillibrot

also ich verstehe einfach nicht was dich das überhaupt angeht was irgendjemand anderes macht, du bist nicht seine mutter, seine therapeutin oder sonst was, du weißt auch nicht was er genau macht, vermutlich hat er genug leute mit denen er sich austauscht und selbst wenn nicht kann es dir doch völlig egal sein, oder habt ihr eine Beziehung ?

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OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 23:27
@archer1

Moment mal: Du redest allgemein von Akzeptanz eines Mitmenschen. Vollkommene Zustimmung - hatte ich oben schon geschrieben -, er/Du/wir alle dürfen den ganzen Tag im Internet sein.
Ich aber rede von Freundschaft oder zumindest einer WG-Beziehung, die über die bloße Zweckbeziehung hinausgeht. Und ich will darüber sprechen, das SOLCHE Beziehungen kaputt gehen können, wenn jemand sich aus die realen Welt fast komplett rauszieht und statt dessen im Internet seine Identität manifestiert.
Gegenargumente wären für mich eher solche, dass obiges Abstumpfen nicht passieren muss. Dass es vielleicht auch etwas mit der Person zu tun, wie die "Internetwelt" auf sie wirkt.

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Aufgekündigt rausgeworfen?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Erfahrungen gesammelt

OnkelWillibrot 
Fragesteller
 28.01.2022, 22:18

Ich bin nicht der Position ihn "rauszuwerfen". Will einfach nur getrennte Wege gehen. Wie wer wo, ist noch nicht entschieden.

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