Mein Partner ist mein Elternersatz?
Kurze Erklärung. Ich und meine Partnerin gehen seit kurzen in Therapie. Sie schon etwas länger als ich und ihr wurde nun gesagt das sie sich nicht mehr in mein Leben einmischen soll. Sie soll nicht über mich bestimmen und sie soll generell nicht mehr so streng mit mir sein, der Therapeut sagte sie fühle sich wie meine mutter oder ist eben dieser Ersatz für mich... aber gehören da nicht immer zwei dazu ??? Ich empfinde dies nicht so das sie mich in irgendeiner Art kontrolliert oder über mich bestimmt. Ich und sie haben klare Regeln und ein gutes verhältniss in dem wir regelmäßig miteinander reden und uns austauschen nach streits und versuchen irgendwie das problem selbständig zu beheben...uns wurde nun vorgeschlagen eine Paartherapie anzufangen damit wir daran arbeiten können wo ich und sie auch schon einig sind ,dass wir das probieren wollen aber ich bin doch recht verwirrt wieso der Therapeut sie anscheinend so bemängelt hat mich aber wiederum in Schutz?...
2 Antworten
Ich glaube hier gibt es mehrere Möglichkeiten...
Möglichkeit eins: Euer Therapeut denkt, dass ihr ein Toxisches Beziehungsschema habt das ihr selbst nicht sehen könnt. In so einem Fall ist eine Paarberatung sinnvoll, besonders wenn deine Partnerin der "Aggressor" ist. Aus deiner Beschreibung könnte man möglicherweise rauslesen, dass sie einen Kontrollzwang hat, der wäre auf kurz oder lang natürlich nicht gut für euch. Anmerkung hierzu: Toxisch heißt nicht gleich, daß man absichtlich schlecht für den Partner ist. Falls deine Partnerin zum Beispiel negative Beziehungserfahrungen gemacht hat (z.b. Fremdgehen), kann das eine Möglichkeit (unterbewusstes/antrainiertes Verhaltensmuster) für sie sein um damit umzugehen bzw sich in eurer Beziehung sicher zu fühlen. Auch hier sollte man aber definitiv daran arbeiten, damit kein Machtspiel daraus wird. Da du selber sagst das dir soetwas noch nicht aufgefallen ist bzw es dich nicht stört würde ich entweder sagen es handelt sich um ein sehr frühes "Stadium", deine Partnerin hat sich selbst gut im Griff oder du kennst es vielleicht nicht anders.
Möglichkeit zwei: Euer Therapeut lässt sich von eigenen Erfahrungen beeinflussen. Klingt nicht nur unprofessionell, sondern ist es auch. Wenn dein Therapeut schon öfter Patienten hatte, die von Partnern kontrolliert wurden, ist es möglich das er aus Sorge zu vorschnell handelt. Das ist gut und schlecht. Prävention ist bei Toxischen Beziehungen natürlich das a und o um zu verhindern, dass sich vielleicht eine Abhängigkeit deinerseits gegenüber deiner Partnerin entwickelt (das würde eine Trennung, falls nötig, erschweren) - allerdings kann das auch nach hinten losgehen, da ihr beide das Vertrauen zu eurem Therapeuten verlieren würdet wenn die Vermutung des Arztes falsch ist.
Mein Rat: Ich würde allgemein erstmal anraten, falls ihr da beide offen für seid, die Paartherapie zu versuchen und zu schauen ob ihr vielleicht unbemerkt ungesunde Verhaltensmuster habt. Versucht eurem Therapeuten nicht böse zu sein, falls sich rausstellt das zu vorschnell gehandelt wurde.
Mir scheint, du hast eine gute Beziehung zu deinen Eltern. Dir ist die Ablösung, die ja eigentlich eine Hinwendung ist, gelungen.
Deiner Freundin fehlt die sog. Mutterablösung. Solange die nicht erfolgt ist kommt es leicht zu Übertragungen, wobei andere Menschen an die Stelle der Mutter gesetzt werden. Wenn dann noch eine Projektion hinzukommt wird man plötzlich selbst zu einer Mutter, denn man hat den Eindruck, dass dem Gegenüber die Mutter fehlt.
Dein Verhalten ist kein realer Hintergrund für die Psycharbeit deiner Freundin.