Lohnt sich Europakaufmann, als IT-Fachinformatiker in Systemintegration?

1 Antwort

Hab mir gerade mal die Prüfungsordnung und somit die Inhalte dieser Zusatzqualifikation angeschaut. Zum Hintergrund: ich bin Wirtschaftsfachwirtin, mein Mann ist Fachinformatiker, hab also in beide Bereiche einen gewissen Einblick :).

Grundsätzlich stehe ich auf dem Standpunkt, dass zusätzliches Wissen nie schaden kann! Und erst recht nicht, wenn man einen Zettel hat, der beweist, dass man dieses Wissen wirklich hat.

Allerdings sehe ich eher wenig direkt anwendbaren praktischen Nutzwert für deine berufliche Laufbahn in dieser Zusatzqualifikation. Du müsstest dafür schon in einem recht speziellen Job landen, um dieses Wissen praktisch anzuwenden. So grob: eine Stelle, in der du IT-System-Projekte für internationale Kunden, primär aber dann doch nur im EU-Raum, hauptverantwortlich anbahnst, kalkulierst, verhandelst, abrechnest und durchführst. Es bräuchte also ein kleines Unternehmen, was keine kaufmännische Fachkraft hat, die sich um den administrativen Anteil kümmert, was aber trotzdem so groß ist, dass es international tätig ist und solche Aufträge bekommt. Mmh, vermutlich eher seltene Ausnahmen, solche Unternehmen, oder ;)?

Wenn es dich wirklich später mal in Jobs verschlagen sollte, wo du dieses Wissen bräuchtest, ist das aber auch kein Hexenwerk! Kannst du alles später noch nachholen. Und dann eben gezielt das, was du wirklich brauchst, nicht Fremdsprache hier, Vertragsrecht dort und oben drauf noch 'ne Prise EDV-Wissen für Nicht-IT'ler ;).

Wenn du direkt neben der Ausbildung noch etwas dazu lernen möchtest, wäre mein Tipp eher, dass du dir Grundkenntnisse in Richtung agiles Projektmanagement aneignest! Diese Konzepte und Methoden kommen sogar aus der IT und wurden von BWLern dort "geklaut" ;). Somit kommen die tatsächlich auch in der Praxis vielerorts in der IT zum Einsatz. Dort schon ein gewisses Grundwissen über das Wie und Warum zu haben, wäre also potentiell wirklich nützlich und förderlich!

ABronni19 
Fragesteller
 15.09.2023, 10:40

Erstmal vielen Dank, für die schnelle und informative Antwort! An sich habe ich wohl Interesse daran, dass hört sich jetzt blöd an, aber ich würde das halt nur machen, wenn das Gehalt dadurch steigen würde, bzw. man hat eine bessere Basis zum Verhandeln. Ich könnte auch evtl. nach meiner Ausbildung bei der Sparkasse anfangen, natürlich mit Vitamin B ;-). Die haben wiederum nur Tarifverträge, dass würde mir ja nichts bringen oder?

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HappyMe1984  15.09.2023, 11:09
@ABronni19

Naja, theoretisch kann man auch bei einem Tarifvertrag verhandeln, führt in der Praxis allerdings seltenst zum Erfolg ;).

Ich bezweifle stark, dass dir dieses Wissen wirklich zu mehr Gehalt verhelfen wird. Es ist eher ein "nice to have" im Sinne von "Naja, vielleicht gibt's irgendwann mal einen Moment, wo wir auf dieses Wissen des Mitarbeiters nutzbringend zugreifen können!". Ungefähr so wie wenn der Programmierer auch hobbymäßig ausgeprägte Photoshop-Kenntnisse hat.

Gedanklich solltest du dich insgesamt darauf einstellen, dass bei Gehaltsverhandlungen deine ganz konkreten Berufs(vor)erfahrungen das wichtigste Verhandlungsargument darstellen. Die sind es, die dich spannender im Sinne von nutzbringender für ein Unternehmen machen und somit rechtfertigen, dir mehr als eventuell ursprünglich vom Unternehmen vorgesehen zu bezahlen!

Das bedeutet allerdings auch, dass du beim ersten Job nach der Ausbildung noch sehr, sehr wenig "Verhandlungsmasse" mitbringst. Somit wird dieser Job noch nicht der sein, wo du dort aggressiv verhandeln kannst. ABER dieser Job wird eben genau der sein, der dir diese Erfahrungen bringt, mit denen du dann wiederum beim darauffolgenden Job härter verhandeln kannst! Somit ist es beim ersten Job nach der Ausbildung super wichtig, dass du dort nicht blind den mit dem höchsten Gehalt nimmst, sondern den, der inhaltlich die Chance bietet, Erfahrungen zu sammeln, die dann andere später umso besser bezahlen möchten. Umso besser, wenn sich hohes Gehalt und guter Inhalt zufällig in einem Job treffen, aber im Zweifel eben lieber die ersten 2, 3 Jahre auf ein paar Euro verzichten, um später dann erheblich mehr bekommen zu können ;).

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