Lernen mit ADHS?
Hallo alle zusammen,
ich bin zur Zeit öfters mal verzweifelt. Mein Sohn (12 Jahre, 7. Klasse, Bilinguales Gymnasium) hat ADHS, nimmt aber zur Zeit noch keine Medikamente.
Manchmal klappt das Lernen besser, manchmal schlechter.
Heute Mal wieder so ein Fall. Wir lernen seit einer Woche Physik. Es ist jetzt kein schwieriges Thema oder so, aber es klappt einfach kein einziger Satz richtig. Wir haben Karten geschrieben mit passenden Fragen und Antworten. Irgendwie will es aber heute nicht klappen.
Habt ihr Lerntipps/Methoden, wie wir das Auswendiglernen lernen könnten?
Oder vielleicht habt ihr zusätzliche Tipps, die die Konzentration während des Lernens steigern können?
Ich danke euch im Voraus.
4 Antworten
Bau ihm Eselsbrücken in Form einer kleinen Geschichte, die in ihrer Lösung das ergibt, was in Physik zu lernen ist.
Im übrigen lässt sich Konzentration lernen und verbessern, je länger man liest. Auch Geduldsspiele (Schach) sind eine gute Konzentrationslernhilfe.
Hi, ich kann das gut nachvollziehen, aktuell bin ich 20 und wurde erst vor 2 Jahren mit Adhs diagnostiziert. Ich muss offen zugeben, ich habe seit der 4. Klasse aufgehört zu lernen und bin immer irgwie durchgekommen, da lernen für mich immer ein totaler Kampf war und eine Qual. Was mir letztendlich sehr geholfen hat und mir auch ermöglicht hat Medizin zu studieren waren die Medikamente. Ich weiss, für viele ist das total umstritten, aber mir hat es wirklich viel Lebensqualität geschenkt. Teilweise macht es mir sogar Spaß zu lernen und ich verstehe Dinge so viel schneller, lasse mich nicht mehr ablenken und habe eigene Motivation. Kann meine Gefühle besser regulieren und habe endlich das Gefühl mal in etwas gut zu sein. Bzw. mit den anderen Menschen auf einem Level zu sein.
Ich denke, dass wenn ich früher diagnostiziert worden wäre und die Option gehabt hätte Medikamente zu bekommen, hätte es mir so viele schlechte Erfahrungen erspart. Denn erst später wird einem bewusst, was für Selbstzweifel man mit sich rumträgt...
Wenn es die Option gibt, würde ich es immer ausprobieren. Ich habe zuerst mit Methylphenidat angefangen und bin jetzt mit Elvanse/Attentin super zufrieden. Es braucht Zeit und einen tolle Psychiater um wirklich die richtige Dosis mit geringen Nebenwirkungen zu finden. Aber ich kann wirklich nur betonen, die teilweise vorhandenen Nebenwirkungen sind es wert.
Wirkliche Probleme hatte ich nämlich erst in der Pubertät, da meine Eltern nie verstanden haben was "falsch" mit mir ist und ich immer das Gefühl hatte nicht gut genug zu sein. Ich hatte mit Depressionen zu kämpfen und seitdem ich Medikamente nehmen, hatte ich keinen Tag mehr an dem ich nicht aus dem Bett gekommen bin oder das Gefühl hatte, dass ich lerne und es bringt nichts, egal wie viel Zeit ich hinein stecke.
Meine Tipps die mir geholfen haben zu lernen:
EMDR Musik für den Fokus mit Kopfhörern
Anki (für mich war es wie ein Spiel was man durch klickt, habe es auch im Abi schon benutzt)
Auf die Stärken fokussieren
Visuelles lernen - Youtube Videos waren super
Interessante Beispiele heranziehen (die Masse in Physik soll berechnet werde, dann probier ihn die Masse von einem super tollem Auto berechnen zu lassen, weil die gebraucht wird damit das Auto repariert werden kann...)
Eselsbrücken
vor allem in Physik: Aufgaben immer wieder durchrechnen bis ich sie auswendig konnte, eine Formelsammlung erstellen - irgwann konnte ich mich immer erinnern wo die Formel stand und wusste sie wenn ich aufgaben gelöst habe
Bei ADHS gibt es aus meiner Sicht nur einen einzigen Weg, der wirklich funktioniert: Zeitbeschränkung.
Lernsessions sollten möglichst kurz sein: 10 - 15 Minuten. Danach ruhig eine Stunde Pause , was schönes machen und dann wieder 10 Minuten lernen. Das ganze höchstens 4 Mal am Tag. Mehr wird nicht gehen und trotzdem reicht das um zu lernen. Am besten täglich machen.
Kinder mit Adhs sind nicht zum auswendig lernen gemacht. Sie müssen durch experimentieren und versuchen die Erkenntnis selbt gewinnen.