Leitbegriffe zum Wiener Kongress

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Allgemein können Nachschlagewerke zur Erklärung solcher Begriffe verwendet werde, allgemeine und besonders auf das Thema Geschichte bezogene wie z. B:

Erich Bayer/Frank Wende, Wörterbuch zur Geschichte : Begriffe und Fachausdrücke. 5., neugestaltete und erweiterte Auflage. Stuttgart : Kröner, 1995 (Kröners Taschenausgabe ; 289). ISBN 978-3-520-28905-6.

eigene Erklärungsversuche:

1) Restauration: weitgehende Wiederherstellung der Verhältnisse vor der Französischen Revolution 1789, also Rückkehr zu den alten politischen Zuständen

Restauration bezeichnet eine Wiederherstellung (lateinisch: restaurare** = wiederherstellen).

Als geschichtlicher Fachbegriff bezeichnet Restauration die Wiederherstellung eines gesellschaftlichen und politischen Zustandes, der durch Gewalt, umwälzende Veränderungen oder Revolutionen beseitigt worden war. Dabei kann eine Wiedereinsetzung einer Herrscherfamilie (Dynastie) an die Macht und die Rückkehr zu früheren Herrschaftsformen durchgeführt und eine schon einmal bestehende Herrschaftsform eingerichtet und an ihr festgehalten werden.

Insbesondere ist Restauration der Name einer geschichtlichen Epoche in Europa, die Zeit zwischen dem Wiener Kongress und dem Ausbruch von Revolutionen (1830 bzw. 1848).

Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse sollten weitgehend wie vor der Französischen Revolution sein. Freiheitsbestrebungen und nationale Bewegungen wurden unterdrückt. Die Herrschaftsordnung wird auch als „System Metternich“ bezeichnet (nach einem österreichischen Außenminister und Staatskanzler).

2) Legitimität: Rechtmäßigkeit der Herrschaft der Fürsten, die auf althergebrachten Rechten beruht

Legitimität ist eine sachlich-inhaltliche Rechtmäßigkeit im Unterschied zur Legalität, der formalen Rechtmäßigkeit (beide Ausdrücke können nach der nach der Herkunft vom lateinischen Wort „lex“ als „Gesetzmäßigkeit“ wiedergegeben werden). Bei der Legitimität (lateinisch: legitimus = rechtmäßig, gesetzmäßig) geht es um die Anerkennungswürdigkeit einer Herrschaft als Grundsätzen und Werten entsprechend und damit zumindest im großen Ganzen gerechtfertigt. Sachlich kommt die Art von Legitimität, wie sie ein Leitbegriff des Wiener Kongresses war, der Legalität sehr nahe. Eine Rechtfertigung geschieht durch Berufung auf Tradition. Die Herrschaftsbefugnis wird auch religiös gerechtfertigt (Gottesgnadentum der monarchischen Dynastien [Herrscherfamilien]).

Das von Napoleon geschaffene Staatensystem wurde beseitigt und alte Dynastien (mit wenigen Ausnahmen bei ehemaligen Kleinstaaten) wiedereingesetzt.

Elisabeth Fehrenbach, Vom Ancien Régime zum Wiener Kongress. 5. Auflage. München ; Wien: Oldenbourg, 2008 (Oldenbourg-Grundriss der Geschichte ; Band 12), S. 130:
„„Legitimität" bedeutete Abkehr von der Revolution und Anpassung der Kräfte des Wandels an jene der Erhaltung.“

3) monarchische Solidarität: die Monarchen wollten ihre (wiederhergestellte) Herrschaft durch Zusammenarbeit ihrer Staaten sichern und festigen, beabsichtigt war eine einträchtige gemeinsame (solidarische) Abwehr revolutionärer Erhebungen, Hilfe von außen sollte die Stellung der Fürsten gegen liberale und nationale Bewegungen schützen und diese Gegner bekämpfen.

Solidarität (lateinisch: solidus = gediegen, hart, fest) ist eine enge Verbundenheit und eine von einem Zusammengehörigkeitsgefühl getragene Art des Zusammenlebens. Zur Solidarität gehört gegenseitige Hilfsbereitschaft und Unterstützung (für einander einstehen/eintraten).

4) Fürstenherrschaft bezeichnet Herrschaft der Fürsten. Fürsten ist ein Titel hoher Adliger, in weiter Bedeutung gehören die Monarchen dazu.

Ein Grundatz des Wiener Kongresses war monarchische Autorität: die Fürsten wollten eine starke Stellung nach innen in ihren Staaten, die nicht vom Volk erschüttert werden sollte (Zementierung der Fürstenmacht)

4) Gleichgewicht: ausgeglichener/ausgewogener Zustand, in dem sich die einwirkenden Kräfte gegenseitig aufheben/neutralisieren

Die Kräfteverhältnisse unter den Staaten sollten zur Friedenssicherung ausbalanciert sein und in Europa ein Gleichgewichtssystem hergestellt werden, bei dem kein einzelner Staat eine deutliche Übermacht besitzt (wie zeitweise Frankreich unter dem „Usurpator“ – Herrscher, der „unrechtmäßig“ die Herrschaft an sich gerissen hatte – Napoleon); 5 Großmächte (Frankreich, Großbritannien, Russland, Preußen und Österreich) standen im Mittelpunkt des Systems (Pentarchie), das Frieden untereinander gewährleisten sollte.

Das ist super, danke. Jetzt verstehe ich das auch (:Ist das aus dem Buch ?

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