Lästern am OP-Tisch?
Wüsste gern eure Erfahrungen, ob man während der OP, also wenn der Patient unter Narkose steht, mal dumme Bemerkungen bzw. Kommentare zum Körper des Patienten hört.
Kann mir das eigentlich nicht anders vorstellen, da Menschen nun mal so sind andere zu bewerten/abzuwerten.
Ist einer der Gründe, warum ich OPs meide, aber wüsste gern ob hier jemand in dem Bereich Erfahrung hat.
11 Antworten
Leider gibt es das immer wieder. Ich erfuhr in meinen Hypnoseausbildungen von dieser Thematik und hatte mal eine OP-Schwester als Klientin, die von sich aus sagte „Sie können sich nocht vorstellen, was im OP-Saal alles gesagt wird.“
Das Problem dabei ist, dass der Verstand durch die Narcotika ausgeschaltet ist, das Unterbewusstsein aber vollkommen offen ist und alles mithört und aufnimmt. Es gab schon Depressionen und ähnliche Folgeerscheinungen, deren Ursache in den Gesprächen über den Patienten während der OP lagen.
Ja, das kann schon vorkommen. Die Regel ist es aber nicht, zumal die da echt einiges sehen. Man müsste da also echt schon massiv aus der Reihe fallen, dass da überhaupt der Drang für blöde Sprüche kommt. Darüber hinaus kommt das aber natürlich auch auf die Personen an, die da am OP-Tisch stehen. Nicht jeder ist ein Lästermaul.
Ja, darüber darf man aber nicht nachdenken. Und meistens ist es halt wirklich so, dass die da anderes zu tun haben.
Mein Freund ist Arzt und der sagt immer wieder, der kommt vielleicht vorher mal kurz dazu, sich das große Ganze des Patienten anzusehen und sich seinen Teil dazu zu denken. Meist muss er sich aber auf die Operation und damit auf etwas sehr Bestimmtes konzentrieren. Und dem Rest des Teams geht es da nicht anders. Wirklich massiv gelästert wird da also meist eher nicht. Das ist laut ihm höchstens in Ausnahmefällen oder in billigen Serien und Filmen so.
Es kommt tatsächlich vor, dass am OP Tisch gelästert wird und es wurde herausgefunden, dass die Patienten auch das - trotz Narkose - unterbewusst mitbekommen.
Es gab Fälle, bei denen Patienten nach OP s traumatisiert aufwachen und eine Depression bekamen und nicht wussten, warum sie auf einmal tief traurig waren.
Ich glaube, es gab einmal den Fall, dass ein Patient das Krankenhaus wegen Körperverletzung angezeigt hat und ihm wurde Recht gegeben. Ihm wurde ein Schmerzensgeld zugesprochen.
Das ist ja mal interessant, wie hat er das den bewiesen?
Ist wirklich schlimm, wenn man nur die Wahl zw. OP und Tod hat.
Ja. Aber wegen so ein paar Schweinen am OP Tisch würde ich nicht den Tod wählen.
Wie gesagt immer eine Ermessensfrage, aber danke das du nicht in den Chor der Schafe eingestimmt hast, der von „Profis“ schwafelt.
Eher das Gegenteil: Es kommt häufiger vor, dass z.B. das ganze Team die Luft anhält und jeder hofft und betet, dass der Tumor aus dem Kopf eines kleinen Mädchens komplett entfernt werden kann...
... dass der Operateur die Anästhesistin bitte, beim Ausrasieren der langen, blonden Haare zu helfen, damit auch nur das weggenommen wird, was unbedingt nötig ist und die junge Frau anschließend den Defekt gut mit der Frisur kaschieren kann...
... oder dass sich der Anästhesist, während er einen Teenager überwacht, dran macht, ihre wundervollen langen Haare zu einem Zopf zu flechten, weil sie das nach der OP nicht können wird.
... oder dass der Operateur das Team fragt, ob alle mit dem Ergebnis der Brustaufbauplastik einverstanden sind, weil die junge Frau nach der Brustkrebs- Diagnose ein perfektes Ergebnis erhalten soll.
... oder dass das Team sprachlos neben einem Kleinkind steht, das bis zum Unfall einmal total hübsch war...
Was mich viel mehr stört und teils entsetzt ist die Ignoranz der Intimsphäre. Das ist allerdings eher ein "Phänomen" in der Pflege oder in Fachabteilungen bei Untersuchungen.
Da liegt ein verunfallter Senior im Bett, der aufgrund seiner Kopfverletzung noch nicht ganz orientiert ist. Er hat sich das Flügelhemd ausgezogen, die Decke ist am Fußende zusammen geschoben und er liegt nackt im Bett. Die Tür zum Flur ist offen. Jeder, der über den Flur läuft, kann ihn sehen. Besucher, Personal, Patienten...
Da liegt eine junge Frau auf dem Rö- Tisch. Sie hat einen DK und soll eine Aufnahme der Blase mit Kontrastmittel bekommen. Es ist nicht notwendig, sie auszukleiden. Trotzdem zieht man ihr den Slip runter. Die Türen stehen offen, auf dem Flur sitzen wartende Patienten, es herrscht reger Transitverkehr.... Dem Personal ist es egal.
Es ist nicht immer nötig, blöde Bemerkungen zu machen um Patienten zu verletzen. Es genügt schon eine gewisse Betriebsblindheit und die Reduktion von Menschen auf Fälle und Diagnosen.
Jojo
Naja, nicht jeder Patient ist ein krebskrankes Mädchen, wo natürlich der Mitleidsfaktor überwiegt.
Das stimmt. Die meisten Patienten- je nach Klinik und OP- sind älter, wenn sie krank sind und eine OP brauchen.
Dennoch ist zum einen nicht die Zeit, sich über das Aussehen von Patienten auszutauschen. Zum anderen werden sie bereits beim Einschleusen abgedeckt und sind auch während den Operationen soweit abgedeckt, wie es die OP zulässt. Und zum Dritten gibt es kaum etwas, was das Personal noch nicht gesehen hat.
Die Ärzte sind Profis, die sehen bei einem Körper den medizinischen und nicht den ästhetischen Aspekt. Alles andere wäre unprofessionell.
Selbst wenn es so wäre, dann wäre wohl eine nicht durchgeführte OP wegen dieser Einstellung wohl schlimmer als solch eine Äußerung, die man ja nicht mal mitbekommen würde.
Denke kommt darauf an, wie hoch der Patient seine persönliche Ehre einordnet.
Dieser Ehrenkodex ist doch Fassade. Es ist viel wichtiger was man macht, und nicht was andere über dich sagen. Dieser Ehrenquatsch hilft der Menschheit wenig, das ist nur destruktiv.
Ohne solchen „Quatsch“ bist du nicht mehr als ein Tier.
Du willst wohl eine Bestätigung. Das heißt hier aber "GuteFrage" und nicht "DuHastRecht"
Nein, denn es würde schon reichen, wenn jeder etwas Gutes tut, und nicht nur wenn er Angst davor hätte, dass jemand schlecht darüber reden würde.
Es gibt neben dieser "Ehre" nämlich auch noch Respekt, auch das unterscheidet den Menschen vor den Tieren.
Ja ist wie gesagt abschreckend, da sehr Ehrverletzend.