Kohlenstoffstahl oder Edelstahl beim Katana?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es kommt zunächst erst mal darauf an, für welchen Zweck du ein Schwert verwenden möchtest. Denke anschließend darüber nach was du investieren willst. Dem entsprechenden solltest du deine Wahl treffen.

Stelle dir die folgenden Fragen:

- Suchst du was für LARP?

- Möchtest du ein Dekoschwert (Wandhänger)?

- Vielleicht ein Schwert zum üben, für Schaukampf oder für HEMA (historical european martial arts) bzw. Iaido...?

- Möchtest du Schnittübungen mit deinem Schwert machen?

- Oder suchst du ein Schwert in Museumsqualität?

(Anmerkung: ich beschäftige mich nicht mit LARP, daher kann ich über LARP Spielzeuge keine Aussage machen)

Es gibt natürlich unterschiedliche Preisklassen, je nach dem was du suchst. In der low Budget (100€ - 500€) Klasse muss man, je nach dem, lange recherchieren bis man etwas brauchbares findet.

Bei Schwertern in dieser Preisklasse handelt es sich in der Regel um chinesische Massenware. Man merkt bei billigeren Modellen in der Verarbeitungsqualität deutliche Unterschiede im Verhältnis zu teueren Schwertern. Es können schneller Probleme wie z.b falsche Balance, falsches Gewicht, minderwertige Materialqualität usw. auftreten. Diese Schwerter gehen im allgemeinen auch schneller kaputt. Selten gibt es im low budget Bereich wirklich brauchbare Schwerter. Man muss wirklich lange suchen.

Für gute Qualität bezahlt man in der Regel auch dem entsprechend, das geht bei ca. 800€ los. Daher solltest du gründlich über den Verwendungszweck deines Schwertes nachdenken, um zu entscheiden ob sich eine solche Investition für dich lohnt. Aber auch hier sollte man vorher gründlich recherchieren.

Wenn du ein von Meisterhand geschmiedetes Schwert von Topqualität möchtest, bist du mal schnell bei 2500€. Für ein authentisches Katana aus Tamahagane auf traditionelle Weise hergestellt, bist du mal schnell 5000€ los. Nach oben gibt es keine Grenze.

Welcher Stahl?

Für ein "normales" Messer reicht träge reagierende Stahlsorten (Volksmund rostfreier Stahl) in der Regel aus, da die Klingen in der Regel nicht besonders groß sind. Auch diese Stähle kann man teilweise, je nach Legierung bis auf 62 HRC härten.

Das Problem ist die Zugfestigkeit, welche vor allem bei größen Belastungen eine Rolle spielt. Hier ist Kohlestoffstahl den sogenannten "rostfreien" Stählen in der Regel überlegen.

Das ist auch der Grund warum für Schwerter oder bei anderen langen Klingen Kohlestoffstahl verwendet wird. Träge reagierende Stahlsorten würden den Belastungen aufgrund geringerer Zugfestigkeit nicht lange standhalten. Daher sind träge reagierende Stahlsorten (Edelstahl) bei "Schwertern" lediglich für Wanddekos geeignet.

Also Finger weg von Schwertern aus träge reagierenden Stahl. Ein gutes Schwert besteht aus einem hochwertigen Kohlestoffstahl (wie z.b 65 Si 7).

Ein traditionelles Katana besteht aus Tamahagane, welches durch einen Schmelzprozess in einem Rennofen aus eisenhaltigen Sand gewonnen wird. Durch das zufügen von Holzkohle und Sauerstoff entsteht nach einem 3 Tage dauernden Schmelzprozesses ein Eisenluppe am Boden des Rennofens. Nach dem aufbrechen des Rennofens wird die Eisenluppe entnommen, zerschlagen und begutachtet.

(Es gib in Japan nur noch einen einzigen Betrieb welcher auf traditionelle Weise Tamahagane herstellt. Hierdurch ist dieses Material nur schwer zu erhalten, was es dadurch teurer macht)

Nicht alles kann für ein Katana verwendet werden, nur die reinsten Stücke werden anschließend feuerverschweist. Der entstandene Rohling wird ausgezogen und mehrfach gefaltet um Unreinheiten, wie zum Beispiel Schlacke zu entfernen. Jetzt ist ein komplett neuer Stahlrohling entstanden, erst dann ist das Material sauber genug um ein gutes Katana schmieden zu können. Man stellt also sozusagen seinen eigenen Stahl her.

Das heißt aber noch lange nicht das Kohlestoffstahl, welcher in modernen Hochöfen hergestellt wird, dem traditionellen Tamahagane unterlegen ist. Durch moderne Herstellungsverfahren wird sehr guter Stahl hergestellt, welcher teilweise sogar noch besser ist. Ab dem 16 Jahrundert hat man In Japan vermehrt europäischen Stahl eingeführt, da die Qualität einfach besser war. Wen wundert es ? Immerhin haben wir Europäer schon 1000 Jahre vor den Japanern angefangen hochwertigen Stahl herzustellen.

Dann die Frage, möchtest du ein "durchgehärtetes" Schwert oder ein Katana mit einer Hamonhärtung?

Bei den durchgehärteten Modellen verfügt die Klinge über den selben Härtegrad als auch der Klingenrücken. Diese Schwerter sind etwas weniger schnitthaltig, das bedeutet das sie etwas schneller abstumpfen. Der Vorteil ist jedoch, das diese Schwerter Fehler bei unsachgemäßer Anwendung (z.b. falsche Schneidenausrichtung bei Schittübungen) besser vergeben. Die Klinge verbiegt nicht so schnell weil sie auf Federhärte angelassen sind. Deshalb ist diese Katanas für Anfänger besser geeignet.

Schwerter mit einer Hamonhärtung (traditionelle Härtetechnik für Katanas) haben eine sehr harte Schneide und einen weicheren Klingenrücken. Die Schneide hält sehr lange ihre Schnitthaltigkeit. Durch den weicheren Klingenrücken sind sie allerdings anfälliger wenn man die Scheinde beim Schlag nicht richtig ausrichtet. Das Schwert verbiegt sich also leichter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Kojonus 
Fragesteller
 05.04.2021, 01:07

danke für deine Umfangreiche Antwort ^_^

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Was hast du denn damit vor - Edelstahl ist schnitthaltiger und rostbeständiger, läßt sich aber schlechter schärfen als Kohlenstoffstahl. Auf der anderen Seite, wenn das die Optionen sind spricht das ohnehin nicht für eine hohe Qualität sondern nach einfacher Dekoware.

Kojonus 
Fragesteller
 05.04.2021, 00:59

Ich will es als deko hinstellen und ( es klingt komisch ) es in der hand halten, und ein gutes gefühl haben

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tryanswer  05.04.2021, 01:04
@Kojonus

Kann ich schon nachvollziehen. In dem Fall würde ich ehr zu Edelstahl raten. Mechanisch wirst du es nicht beanspruchen, daher mußt du auch keine Scharten ausschleifen oder es schärfen. Entsprechend dürfte die geringer Rostanfälligkeit ebenfalls von Vorteil sein.

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