Karikatur vorstellen (deutsch)?

3 Antworten

Eine Karikatur steht nie für sich alleine. Sie wird an einem bestimmte Ort und zu einer bestimmten Zeit gezeigt und entwickelt je nach diesen Verhältnissen ihre Wirkung, denn eine Karikatur ist nicht bloss ein gezeichneter Witz!

Sie bloss in der Schule zeigen und dann erzählen, was man sieht, ist banal. Man sollte sie zur Betrachtung an einen bestimmten Ort bringen (oder wenigstens darüber sprechen, als dass sie sich dort befindet).

Beispielsweise entwickelt eine Karrikatur mit kirchlicher Symbolik in einer Kirche eine ganz andere Wirkung, als wenn man sie in einem Museum für zeitgenössische Kunst zeigt.

Oder beispielsweise diesen von Perscheid:

Was man sieht, ist eine Luxuskarre an einer Luxus-Meile. Der Ausspruch, man möchte doch lieber auf das Gurteanlegen verzichten, erscheint banal.
Wenn man den Ort aber als charakteristisch für Paris gezeichnet versteht (Polder, Markisen, Strassenlampen, Fensterfront) und die Bildunterschrift von letzten Worten handelt wird die Bedeutung eine ganz andere.
Wenn man dann noch weiss, dass Lady Di in ihrem Luxus-Benz den Gerüchten zufolge nicht angeschnallt war, als sie in Paris von Paparazzos verfolgt, zu Tode kam, sollte man ggf. darauf verzichten, den Cartoon in Gegenwart Personen des britischen Adles lustig zu finden.

Es ist also der Kontext - Bildinhalt, Aussage, Ort der Betrachtung - die einen Cartoon ausmacht.

Über den möge der Betrachter selber nachdenken, was die Aussage ist und an welchem Ort gezeigt sie entweder lustig wirkt oder wo sie aneckt und warum.

In einer Karikatur werden Personen, deren Verhalten und Entscheidungen überzeichnet dargestellt.

Dadurch bleibt dem Zeichner ein Freiraum in den er, ja nach Begabung, etwas auf den Punkt bringen kann über das nur herumgeredet wird, sich aber keiner klar darauf hinweisen will oder kann.