Ist man ein Emo, wenn man Emomusik hört?


18.03.2024, 04:12

und was macht einen emo überhaupt aus?

3 Antworten

Musik ist zwar eines der Hauptelemente der Szene, aber es gehört viel mehr dazu: Eine emotionsbetonte Geisteshaltung, die typische Szene-Kleidung (nein, nicht Cloudrapper-Style oder E-Girl/-Boy/-Enby) und eben die bewusste und willentliche Szenezugehörigkeit spielen ebenso eine große Rolle. Auch ist es typisch ein wenig makabrer und philosophischer unterwegs zu sein (bei weitem nicht so sehr wie in der Gothic-Szene, aber doch erkennbar).

Und deine Beispielbands haben Musikalisch so gar nichts mit Emo zu tun. Weder mit der Emo Szene, also emotionaler Pop-Punk und emotionales Alternative, Metalcore und Post-Hardcore und erst recht nicht mit Emotional Hardcore, dem eigentlichen ursprünglichen Emo-Genre. Da sind deine Beispiele sogar näher an der Schwarzen Szene, zu der ich sie nur bedingt dazurechnen würde.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich höre fast alles und habe mich damit befasst

Nein, natürlich nicht & ganz ehrlich ------> genau das hat mich früher auch ein wenig aufgeregt. mich hat es immer befremdet, dass zum Beispiel ein Mitschüler gern sagte, er sei ein Emo, nur weil er musikalisch auf der Ebene unterwegs war und sich "cool" fühlen wollte ... das waren (bin 33) so die späten "Nullerjahre" um 2008-2012 rum, so in der Emo-Hauptphase.

Ich war Mitglied einer Gothic-/Emo-/Manga-Clique, wir sind immer noch befreundet, leider ist der Kontakt nicht mehr ganz so intensiv, aber es sind sich alle treu geblieben und die Subkultur wird im Kleinen immer noch gepflegt. Ich trug zwar nicht die typischen Outfits, mental sind wir aber immer noch auf der selben Ebene.

Da waren längere Haare, dunkle Frisuren, bei den Mädchen dunkle Schminke, eher dunkle Kleidung oder auffällige Manga-Outfits und teilweise auch Schmuck "optische Erkennungszeichen". Ich rannte eher mit Cargohose und meist "Kurzarm über Langarm" rum so wie heute, aber auch das wurde optisch von denjenigen, die Turnschuhe und Jeans trugen, immer in die Ecke gestellt.

Menschlich wird man oft in die Emo-Ecke gedrückt, wenn man ein wenig "schwermütig" und emotional, dabei aber unter sich bleibend mit gleichgesinnten Freunden ist und ruhig, nicht unfreundlich zwar, aber eher für sich. Bei uns war es schon ein Thema, dass wir den EMP Katalog hatten und nicht so die coolen Partytypen waren (wir haben eher für uns gefeiert im Kreis der Clique), nicht immer so fröhlich und dafür sehr musikinteressiert und an Themen wie Religion, Ethik und Philosophie. Die Emo-Kultur bedeutet sowieso viel mehr als nur "was gemeinsam machen" und geht viel tiefer als oft gedacht, bei uns gehörte vor allem Toleranz dazu und sehr tiefe Gespräche einfach alles ... und die Atmosphäre war, auch weil wir oft unter uns waren, immer zutiefst freigeistig und offen.. wir stammten alle durchweg aus Problemfamilien; meine Situation (ich wuchs bei meinem Opa auf) war noch die Harmloseste. Wir haben mit ganz geringen Mitteln viele tolle Sachen gemacht, von Partys über Grillabend bis Fahrradtour oder so, es war immer schön. Einer für alle, alle für einen :-)

Allerdings gibt es viele Klischees, die die Leute von Emos, Gothics und Mangas haben und die haben selten was mit der Realität zu tun. Die meisten wissen gar nicht, für was die Subkultur(en) steht/stehen, auch wenn sie oft so tun als ob. Teilweise werden schon Leute als Emos bezeichnet, die mit der Kultur gar nichts zu tun haben, nur weil sie etwas "anders" sind - aber das liegt auch daran, dass manche sich als Emos bezeichnen, die damit eigentlich gar nix zu tun haben.. es hat mich damals auch geärgert, dass ein Mitschüler aus der Stufe oft sagte er sei ein Emo, dabei war er einfach nur Mainstream und hatte mit uns, die das Ganze schon i.wie aus tiefer Überzeugung lebten, nichts gemeinsam.

Das war eine sehr prägende und schöne Zeit. Man konnte und kann immer über alles reden und wusste, die anderen interessieren sich dafür und fühlen mit. Man hat sich permanent in allem gegenseitig getragen und gestützt, egal was war, ob es in der Schule Kummer gab oder in der Ausbildung was vorfiel oder ob man daheim Ärger hatte oder einen Todesfall oder ob jemand krank war und Hilfe brauchte - ich bin auch mal mit einem aufs Arbeitsamt als Begleiter, weil er als Jugendlicher nach einem dummen Erlebnis große Angst vor weiteren Gesprächen mit dem Berufsberater hatte; ich habe mir dann in der Ausbildung einen Tag freigenommen, um den Freund zu begleiten und dann mit ihm in ein Café zu gehen - zumal er das Gleiche sofort für mich gemacht hätte. Das war so typisch für diese Clique, das hätte jeder für den anderen gemacht. Und man war total vorurteilsfrei gegenüber anderen, auch wenn sie anders dachten und handelten wie wir oder uns belächelt haben. Der Zusammenhalt war enorm und ist es immer noch, ich bin aber inzwischen umgezogen und wir sehen uns leider nicht mehr so oft.

Auch musikalisch war es natürlich eine starke Zeit - aber sie lebte vor allem durch diese ganz besonders tiefe Form von Wärme, Freundschaft und Zusammenhalt. Ich freue mich immer, wenn ich heute Emos, Gothics oder Mangas sehe und denke mir... soooo schön, dass es des noch gibt; wir waren genauso, wie dass IHR jetzt seid ;-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein natürlich nicht. Auch wenn man klassische Musik hört, ist man kein Mozart