Ist Klavierunterricht nötig?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du musst zwischen zweierlei unterscheiden, das umgangssprachlich mit Klavierspielen bezeichnet wird:

(a) Echtes Klavierspielen im Sinne von Musizieren. Beim Klavierspielen stellt sich nicht das Problem, zur richtigen Zeit die richtige Taste zu drücken. Dann würde es keine Studiengänge und keine professionellen Pianisten geben, denn das ist keine Kunst. Das Klavierspiel ist letzten Endes ein video-audio-motorischer Prozess (wobei das "video" je nach Ausrichtung des Musizierens auch wegfallen kann): Die Augen erfassen die Noten, im Gehirn setzt sich eine Klangvorstellung des Gelesenen um, diese Klangvorstellung wird unter Miteinbeziehung des gesamten Oberkörpers (ab der Hüfte aufwärts) umgesetzt (Klavier spielt man nicht aus den Fingern, wie oft angenommen wird). Das so produzierte gleicht sich mit der Klangvorstellung ab und es findet eine Serie von Rückkopplungen statt, im Zuge derer sich diese Technik immer wieder der Klangvorstellung anpasst. Durch harte Arbeit und jahrelange Routine lassen sich durch diese Wechselwirkung zwischen Klangwillen und Zusammenspiel der körperlicher Komponenten dann die manuellen Schwierigkeiten meistern. Um diese komplizierte Tätigkeit ausführen zu können, benötigt man neben anatomischem Verständnis die Fähigkeit, Klangvorstellungen in körperliche Aktivität umsetzen zu können. Das ist ein hochkomplizierter Prozess, der professionell beigebracht werden muss, da man ohne einen Könner an der Seite ja gar nicht weiß, was man eigentlich wie zu tun hat. Die Antwort auf deine Frage lautet also: Ohne Unterricht geht das nicht, nein.

(b) Dann gibt es noch das gern abwertend genannte "Klimpern". Das ist dieses "richtige Taste zur richtigen Zeit treffen". Das kannst du dir autodidaktisch oder anhand von Videos beibringen, klar. Es ist nicht schwierig, du wirst damit aber auch keine großen Sprünge machen. Sehr schnell wirst du an Grenzen kommen, weil die gewünschten Stücke schlichtweg Klavierspielen und eben nicht Klimpern erfordern. Das führt in aller Regel zu Frusterlebnissen, es sei denn, die Selbstwahrnehmung ist derart verschoben, dass man dies nicht merkt, oder aber man beschränkt sich ganz bewusst auf die rudimentärsten Ergebnisse. Wenn dir das reicht, benötigst du keinen Lehrer. Die Frage musst du dir also selbst stellen letzten Endes.

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung seit über dreißig Jahren.

Ich finde, dass man es sich auch selber beibringen kann. Es kommt darauf an was genau du machen willst. Ist es nur ein Hobby, um dich zu entspannen und „die Seele baumeln“ zu lassen, dann ist es perfekt. Wenn du aber musikalisch was erreichen willst, also Preise gewinnen willst und sehr anspruchsvolle Stücke spielen willst, würde ich dir Raten Unterricht zu nehmen. Ich habe 7 Jahre Geige mit einem Profi gespielt und diese wollte mich zum Mozart machen. Als ich es alleine ohne Unterricht gespielt habe fand ich es viel besser und entspannter da ich keinen Druck hatte. Du musst wissen, was du willst :).

Alles gute, Kira

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Irgendwie kann man alles autodidaktisch lernen. Aber ein Lehrer (gerade am Anfang) hilft dir einfach dabei, von Beginn an Fehler zu vermeiden. Egal welche Fertigkeit du erlernst, es ist viel schwieriger Fehler später zu korrigieren als es direkt richtig zu lernen.

ich habe 12 jahre klavier gespielt... zwar mit unterricht (anfangs)... aber ich denke schon, das man sich das selbst beibringen kann. dauert halt länger (aber ich denke nicht, dass es erheblich länger dauert).

Hey,

wir haben schon seit ich sechs war ein Klavier zu Hause stehen ( mittlerweile in meinem Zimmer). Ich habe seitdem, mit einigen Pausen, mir das Klavierspielen mehr oder weniger selbst beigebracht, natürlich auch mithilfe des ein oder anderen Videos. Grundsätzlich, denke ich, ist es also gut möglich, Klavierspielen ohne Unterricht zu lernen, wenn man dabei bleibt und die Zeit dafür aufbringen kann.

LG Moon^^