In welcher Form kamen Obstbäume vor dem Anbau durch den Menschen in der Natur vor?

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Die Urformen vieler Obstbäume würdest Du nicht an den Früchten erkennen, denn die heutigen Sorten sind alle durch natürliche Mutationen und gezielte Züchtungen entstanden. Der Ur-Apfel ist z. B. der Holzapfel, dessen Früchte sind so klein wie Kirschen und so hart, daß man sie erst kochen muß bis sie eßbar werden.

Auch Kirschen, Birnen, Bananen und viele weitere Früchte gab es so wie wir sie kennen in der Natur nicht, bevor der Mensch sich daran zu schaffen machte und immer gezielt die Pflanzen mit den größten und saftigsten Früchten vermehrt hat. Außerdem sind praktisch alle Obstbäume die heute bei uns wachsen Importe, die meistens mit den Römern ins Land kamen, aber von Natur aus in südlicheren Ländern wuchsen. Nur die Haselnuß ist (meines Wissens) einheimisch, aber schon der Walnußbaum nicht mehr (Walnuß = welsche Nuß, Importgewächs!).

Stell Dir also die Ur-Obstbäume in irgendwelchen lichten südlichen Hainen vor, wo auch Lorbeer und Ölbaum wachsen, nicht in tiefen dunklen deutschen Urwäldern, wo die Baumkronen so dicht sind daß normalerweise kein Lichtstrahl bis runter auf den Boden fällt (die heutigen lichtdurchflossenen deutschen Wälder sind alles menschengemachte Wirtschaftswälder, Äquivalent von Trockenwäldern statt der dunklen und ewig feuchten Regenwälder, die ortstypisch wären und die man heute stellenweise z. B. noch in Kanada finden kann).

unwissender1701 
Fragesteller
 26.07.2023, 23:05

Super erklärt, danke dir ;)

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Hallo,

Die Kirschen, die als Obst angebaut werden, zählen zur selben Art wie die Wild- oder Vogelkirsche, die auch bei uns in nicht allzu kalten Regionen und bei geeigneten Bodenverhältnissen von Natur aus im Wald vorkommt, und durchaus stattliche, konkurrenzfähige Exemplare bilden kann.

https://www.baumkunde.de/Prunus_avium/

Reine Kirschenwälder wird es allerdings auch im Mittelmeerraum nicht gegeben haben, wo die Auslese von besonders großfrüchtigen und wohlschmeckenden Exemplaren stattdand, die heute als Obst angebaut werden. Bei uns kenne ich die Vogelkirche als Mischbaumart in warmen Klimaten auf gut nährstoffversorgten, gerne aber etwas trockenen Böden. Dort ist die natürliche Dominanz der Rotbuche etwas gebrochen, Mischbauarten wie Kirsche und andere können sich dazugesellen. Die menschliche Auslese auf besonders leckere Früchte hat aber sicher andere Eigenschaften begünstigt als die, die zum Überleben im Wald notwendig sind, Obstbäume täten sich da schwer.

Viele unserer anderen Obstarten, insbesondere der Apfel, stammen meines Wissens aus Zentralasien, genauer einer Region, die Tian Shan heißt.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tian_Shan

Ich kann mir vorstellen, dass es aufgrund des kontinentalen, trockenen Klimas dort kaum geschlossene Wälder in unserem Sinn gibt. Ein Baum muss dann nicht so konkurrenzkräftig sein, wenn er es einmal geschafft hat, sich irgendwo anzusiedeln, ist kaum zu befürchten, dass ihn andere überwachsen und ihm das Licht streitig machen. Dies würde aber bei uns passieren, solche Bäume wären ohne menschliches Zutun, Mähen der Wiese, zumindest Entfernen von Konkurrenzbäumen, nicht auf Dauer überlebensfähig.

Die Uräpfel stammen aus Asien, wurden schon vor 10.000 Jahren kultiviert, kamen vermutlich durch die Römer nach Deutschland. Ich setze Wildäpfel zwischen normale Äpfel, da sie sehr gute Bestäuber sind. Das erhöht den Ertrag. Außerdem blühen sie hübsch. Ja, sie brauchen Sonne.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Wildformen unserer Obstbäume stammen aus anderen Ländern, etwa Mittelmeerraum oder Vorderasien, und wurden teilweise schon in der Antike kultiviert. In Mitteleuropa wurden sie dann von Anfang an vornehmlich in Klostergärten und Bauerngärten gezüchtet.