Ich suche kurze Weihnachtsgeschichten <3

10 Antworten

Weihnachten im Waisenhaus – eine Geschichte aus England

Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam in ein Waisenhaus in der Nähe von London. Es war mehr wie ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden täglich arbeiten- im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag. Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Orange. Das war alles, keine Süssigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Orange bekam nur derjenige , der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu schulden kommen lassen. Die Orange an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Weihnachtstag herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenvater vorbeischritten und jeder seine Orange in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer aus dem Waisenhaus hatte weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben. Nach einer Weile hörte ich Schritte. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, er hatte eine Orange in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zu Bewusstsein, dass die Orange bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine Augen, und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinander fiel. Was war geschehen? Einige Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Orange haben müsse, auch wenn das verboten war. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt, und die abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen runden Orange zusammengesetzt. Diese Orange war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinen Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann.

Das tollste Geschenk

Zu Weihnachten überreichte die Tochter ihrem Vater eine golden verpackte Schachtel. Sie hatte dafür das gesamte, wertvolle Geschenkpapier aufgebraucht und weil das Geld knapp war, war der Vater darüber sehr verärgert. Als er dann das Geschenk öffnete und sah, dass die Schachtel leer war, schimpfte er los: "Weißt du denn nicht, junge Dame, dass wenn man jemand ein Geschenk gibt, auch etwas in der Verpackung sein soll?" fragte er. Die Augen seiner Tochter füllten sich mit Tränen und sie sagte: "Aber Papa, die Schachtel ist nicht leer. Ich habe so viele Küsschen hineingetan, bis sie ganz voll war." Beschämt nahm der Vater seine Tochter in den Arm und bat sie um Verzeihung.

Bodesurry  21.12.2014, 07:37
@verreisterNutzer

Vielen Dank für die Quellenangabe. Ich sammle seit Jahren Kurzgeschichten. Leider habe ich bei den meisten Geschichten die Quellen nicht aufgeschrieben (bzw. es gab schon beim "Fundort" keine Quellenangaben). Auch wenn von der Vielfalt der Geschichten klar ersichtlich ist, dass nicht ich der Autor sein kann, werde ich mich bei gleichartigen Antworten künftig auf die Suche nach den Quellen begeben.

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Sehr gut passend die Weihnachtsgeschichte mit dem Wirt im Krippenspiel, der Maria und Josef Einlass in die Herberge gewährt.

http://www.siegiochs.de/wei01c.htm

Diese Geschichte gibt es inzwischen in vielen Varianten.

Mischa und Jesus in der Krippe

Zwei Christen aus dem Westen nahmen 1994 die Einladung der russischen Regierung an, an öffentlichen Schulen Ethikunterricht auf der Grundlage biblischer Prinzipien zu erteilen. Man bot ihnen an, auch in einem Waisenhaus zu lehren. Sie erzählten später: Das Weihnachtsfest stand vor der Tür – Zeit für die Waisenkinder, zum ersten Mal in ihrem Leben die Weihnachtsgeschichte zu hören. Wir erzählten ihnen, wie Maria und Josef nach Bethlehem kamen und in der Herberge keine Raum für sie da war, wie Jesus in einem Stall geboren und in eine Futterkrippe gelegt wurde. Während wir erzählten, hörten die Kinder und das Personal fast atemlos zu. Einige waren auf die äusserste Stuhlkante gerutscht, damit ihnen ja kein Wort entging. Nachdem wir die Geschichte erzählt hatten, gab es Bastelmaterialien, um eine einfache Krippe basteln zu können. Alle Kinder waren eifrig an ihrer Arbeit. Alles ging gut, bis ich an den Tisch kam, wo der kleine Mischa sass. Er schien etwa sechs Jahre alt zu sein und war mit seiner Arbeit bereits fertig. Als ich mir seine Krippe ansah, war ich erstaunt nicht ein Baby, sondern zwei darin zu finden. Schnell rief ich die Übersetzerin herbei, um den Jungen nach dem Grund zu fragen. Der Kleine verschränkte seine Arme, betrachtete nachdenklich seine Krippenszene vor sich und fing an, mit grossen Augen die Weihnachtsgeschichte nachzuerzählen. Für einen kleinen Jungen, der diese Geschichte zum allerersten Mal gehört hatte, berichtete er alles erstaunlich genau – bis er zu der Stelle kam, wo Maria das Jesuskind In die Krippe legt. Er beschloss die Geschichte auf seine Weise: „Und als Maria das Baby in die Krippe legte, sah Jesus mich an und fragte, wo ich wohne. Ich erklärte ihm, dass ich keine Mama und auch keinen Papa habe und nirgendwo zu Hause sei. Da sagte Jesus, ich könnte bei ihm wohnen. Ich antwortete, das würde nicht gehen, weil ich doch kein Geschenk für ihn hätte wie alle anderen. Aber ich wollte so gerne bei Jesus wohnen! Ich überlegte, ob ich nicht doch etwas hätte, was ich ihm schenken könnte. Mir fiel ein, ich könnte ihn ja vielleicht warm halten. So fragte ich Jesus: Wenn ich dich warm halte, genügt dir dies als Geschenk? Und Jesus erwiderte: Wenn du mich warm hältst, das ist das beste Geschenk, das mir ein Mensch je gegeben hat. Da bin ich zu ihm in die Krippe geschlüpft, und Jesus hat mich angeschaut und gesagt, ich dürfte bei ihm bleiben – für immer.“ Als der Kleine seine Geschichte beendet hatte, schwammen seine Augen in Tränen, die ihm unaufhaltsam über seine Wangen liefen. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen, liess den Kopf auf die Tischplatte sinken, und seine Schultern zuckten krampfhaft von heftigen Schluchzen. Dieser kleine Waisenjunge hatte jemand gefunden, der ihn niemals verlassen oder misshandeln würde – jemand, der für immer bei ihm bleiben würde. Nicht, was man im Leben hat, sondern wen man im Leben hat, zählt wirklich.

Bodesurry  21.12.2014, 07:50
@verreisterNutzer

Gerne hätte ich auch auf eine Geschichte hingewiesen, bei der es etwa um folgenden Inhalt geht. Ein Mädchen darf sich mit dem Geld der Großeltern ein Geschenk kaufen. Statt für sich eines zu kaufen, schenkt sie es einem Jungen. Die Verkäuferin muss so tun, als hätte der Junge das Geschenk gewonnen. Beim Titel der Geschichte wird auf die Zahnlücke des Mädchens hingewiesen. Bei Google habe ich die Geschichte nicht gefunden. Kannst Du diese Geschichte finden (mit Quellenangabe).

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Hier ist ein lustiges Gedicht: (Das sieht ziemlich lang aus...)

Advent

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,

Schneeflöcklein leis herniedersinken.

Auf Edeltännleins grünem Wipfel

häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort vom Fenster her durchbricht

den dunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer

die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht

hat sie den Förster umgebracht.

Er war ihr bei des Heimes Pflege

seit langer Zeit schon sehr im Wege.

So kam sie mit sich überein:

am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh',

das Häslein tat die Augen zu,

erlegte sie direkt von vorn

den Gatten über Kimm und Korn.

Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase

zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase

und ruhet weiter süß im Dunkeln,

derweil die Sternlein traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen

da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muß die Försterin sich eilen,

den Gatten sauber zu zerteilen.

Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen

nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied

(was der Gemahl bisher vermied) -,

behält ein Teil Filet zurück

als festtägliches Bratenstück

und packt zum Schluß, es geht auf vier,

die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,

im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht

im Schnee noch seine Runde macht?

Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten

auf einem Hirsch herangeritten!

He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,

die armen Menschen Freude machen?

Des Försters Haus ist tiefverschneit,

doch seine Frau steht schon bereit:

Die sechs Pakete, heil'ger Mann,

's ist alles, was ich geben kann.

Die Silberschellen klingen leise,

Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Försterhaus die Kerze brennt,

ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

Dieses Gedicht ist von Loriot

LG Zazou