How could someone survive the Warsaw ghetto?

4 Antworten

Es gab ja die Möglichkeit gelegentlich das Ghetto zu verlassen mit einer Genehmigung für manche. Allerdings brauchte man dann draußen, außerhalb des Gettos, Leute die einen unterstützen. Diese Leute zu haben war schwer, denn auch die litten ja unter der Deutschen Besatzung.

Stell dir vor, du bist Pole, mitten in Warschau, besetzt von Deutschen Wehrmachtsleuten, die alles kontrollieren. Da einen entflohenen Juden aufnehmen oder irgendwie helfen, aufpassen das keiner das mitkriegt und einen verpfeift, ist sehr schwer. Beiden, den Polen und den enflohenen Juden, drohte der Tod. Wobei dem Juden der Tod sowieso drohte, egal ob im oder außerhalb des Gettos.

Also.

1940 zwangen die Deutschen alle Warschauer Juden, in ein sehr kleines abgegrenztes Gebiet, den "jüdischen Wohnbezirk" oder eben das Ghetto von Warschau zu ziehen. Damit mussten 32% der Bevölkerung der Stadt auf 2,4% des Stadtgebietes leben, in einem schlechten Stadtviertel. Zudem beschränkten die Deutschen absichtlich die Zufuhr von Lebensmitteln und Medikamenten. Ihre Absicht war es, so viele Menschen wie möglich durch Hunger und Krankheiten sterben zu lassen.

Auch stopften die Deutschen nach und nach noch Juden aus anderen Städten und sogar anderen Ländern in das Ghetto von Warschau. Bis zu 450'000 Juden lebten dort. 92'000 starben im ghetto an Hunger und Krankheiten.254'000 wurden in Treblinka ermordet, weitere 45'000 erschossen. (Das heisst aber nicht, dass alle übrigen überlebt haben, sie kamen vielleicht in Lagern ums Leben, ohne dass man sie dort als ehemalige Bewohner des Warschauer Ghettos registriert hätte.)

Die Todesrate war im Ghetto von Warschau tatsächlich ziemlich hoch, doch sie war nach dem Geschmack der Deutschen nicht hoch genug, denn ihr Ziel war es, Kinder, Frauen und Männer zu ermorden, nur weil sie jüdisch waren.

Daraus lernst du: das Problem war nicht, das Warschauer Ghetto zu überleben, das Problem war, nicht vom Warschauer Ghetto nach Treblinka deportiert und dort ermordet zu werden.

Im Juli 1942 begannen die Deutschen, die Bewohner des Warschauer Ghettos nach Treblinka zu deportieren, um sie dort zu ermorden.

Wie konnte man dem entkommen?

  • Man konnte versuchen, aus dem Ghetto zu fliehen und sich auf der "arischen Seite" durchzuschlagen. Fliehen konnte man durch die Kanalsysteme, oder indem man einen Wächter bestach, oder indem man über die Ghetto-Mauer kletterte oder indem man von einer Arbeitskolonne nicht ins Ghetto zurück kehrte. Damit war das Problem des Überlebens aber nicht gelöst, denn es war schwierig, ausserhalb des Ghettos nicht als Jude identifiziert zu werden. (siehe dazu z.B. "Mein Leben" von Marcel Reich-Ranicki, er beschreibt das sehr ausführlich, und auch seine Strategie, wie er überleben konnte.)
  • Die andere Möglichkeit war Zwangsarbeit. Die Deutschen deportierten nicht alle jüdischen Männer, Frauen und Kinder nach Treblinka, ca. 20%, insbesondere junge Männer, kamen in andere Lager zur Zwangsarbeit. Leider waren auch dort die Überlebenschancen nicht besonders hoch, da die Deutschen sich ja "Vernichtung durch Arbeit" auf die Fahnen geschrieben hatten. Die jüdischen Zwangsarbeiter wurden systematisch ausgehungert, mussten ohne Schutzkleidung und ohne adäquate Ausrüstung schwere Arbeiten verrichten (Steinbruch, Strassenbau, Chemie, Metallurgie, etc), sie waren in überfüllten Unterkünften mit mangelnder Hygiene (zu wenig Duschen, zu wenig Toiletten) untergebracht, wo leicht Seuchen ausbrechen konnten, verletzte oder kranke/schwache Arbeite wurden von den Deutschen ermordet, und es geschahen manchmal auch einfach willkürlich Mordaktionen, wie in den Lagern von Poniatov, Trawniki und Majdanek im November 1943.

Mit einem Wort: die Überlebenschancen waren nicht besonders gut, nicht nur wegen des Ghettos, sondern insbesondere auch wegen der Auflösung des Ghettos und den damit verbundenen Mordaktionen der Deutschen.

Wichtig ist, im Warschauer Ghetto gab es 1943 einen der wenigen Aufstände https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_im_Warschauer_Ghetto also da haben sich die Juden gewehrt. Wäre der wenig später stattgefundene Aufstand der Intelektuellen in Warschau zeitgleich gewesen, vielleicht hätte es geholfen https://de.wikipedia.org/wiki/Warschauer_Aufstand

Woher ich das weiß:Hobby