Hilfe bei Chemie - Reaktionskinetik?

1 Antwort

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Fangen wir mal mit dem H₂O₂ an.

H₂O₂ ⟶ H₂O + ½ O₂

Gemessen wird die H₂O₂-Konzentration im Lauf der Zeit, und wir sollen uns entschei­den, ob das Geschwindigkeitsgesetz first order oder second order ist.

  1. Erste Ordnung bedeutet c(t)=c₀⋅e⁻ᵏᵗ. Also legen wir in unsere Datenpunkte eine Ex­po­nen­tial­kurve rein und bekommen aus dem Fit k=0.0461962 ± 0.000776 min⁻¹ (1.7% Fehler im k)
  2. Zweite Ordnung bedeutet c(t)=c₀/(1+c₀kt). Der Fit ist deutlich schlechter, mit k=0.178 ± 0.025 l mol⁻¹ min⁻¹ oder 14% Fehler, also können wir das vergessen.

Mit Gnuplot gehen diese Rechnungen recht sim­pel (zu­vor habe ich die Meßdaten in das File x.dat geschrieben):

f1(t)=c0*exp(-k*t)
f2(t)=c0/(1+c0*k*t)
fit f1(x) 'x.dat' using 1:2 via c0,k
fit f2(x) 'x.dat' using 1:2 via c0,k
plot 'x.dat' with points pointtype 7 pointsize 2, f1(x)

Bild zum Beitrag

Daraus können wir die Halbwertszeit als τ=ln(2)/k=15 min berechnen — das hätte man auch mit einem Blick auf die Tabelle abschätzen können. Damit bin ich mit an­de­rer Methodik ungefähr so weit gekommen wie Du in den Aufgaben 1.1 bis 1.3. Du hast vermutlich zuerst die Halbwertszeit geschätzt und dann daraus die Ge­schwin­dig­keits­konstante berechnet, aber Deine Werte sollten ähnlich sein.

Nun wollen wir also wissen, wieviel O₂ sich aus 100 ml der H₂O₂-Lösung binnen 25 min bilden. Dazu berechnen wir c(25 min)=c₀⋅e⁻ᵏᵗ=0.5⋅exp(−25⋅0.0461962)=0.158 mol/l. Also sind 0.5 − 0.158 = 0.342 mol/l H₂O₂ abgebaut worden, oder in den 100 ml Reaktionsvolumen n=c⋅V=0.0342 mol. Laut Reaktionsgleichung gibt das halb soviel O₂, also entstanden 0.0171 mol O₂. Das kann man mit der Gasgleichung auf Volumen umrechnen, V=nRT/p = 424 ml.

Bei Aufgabe 2.2 weiß ich leider nicht, was der Temeraturfaktor sein soll. Kannst Du mir dazu eine Definition geben? Dann rechne ich es Dir gerne vor. Vielleicht ist es die Verlangsamung pro Abkühlung um 10 K?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
 - (Schule, Chemie, Klausur)

indiachinacook  29.09.2019, 21:05

Wenn der Temperaturfaktor wirklich die Verlangsamung pro 10 K ist, dann ist die Rechnung sehr simpel: 2.5⁻² ist wirklich genau 16% — Bei Abkühlung um 10 K würden sich die Re­ak­tions­geschwin­dig­keiten und damit der Sauerstoffbedarf ums 2.5-fache verringer, also 1/2.5=40%, und bei einer Abkühlung um 20 K zweimal, also 0.4⋅0.4=16%.

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GalaxyPegasis 
Fragesteller
 29.09.2019, 22:48
@indiachinacook

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort. Jetzt habe ich es endlich verstanden. Wird gleich an meine Kurskameraden weitergegeben. :'D

Den Temperaturfaktor hätte ich dir auch nicht erklären können, das wurde uns nicht definiert. Aber deine Erklärung passt und deckt sich auch so ziemlich mit den Worten unseres Lehrers. Vielen Dank nochmal.

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