Hedonismus (epikur und aristipp)?

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In einer weiten Bedeutung bezeichnet Hedonismus jede Lehre und innere Einstellung, die Lust als höchstes Ziel betrachtet.

Hedonismus ist eine Auffassung, das Streben nach Lust (griechisch ἡδονή = Lust, Freude, Vergnügen, Genuß) sei Ziel des Handelns und Lust (bzw. Freude, Vergnügen, Angenehmes oder Ähnliches; die genaue sprachliche Bezeichnung ist nicht entscheidend) der einzige grundlegende Wert.

In der philosophischen Ethik ist Hedonismus ein Standpunkt, es sei gut und richtig, angenehme Empfindungen/Gefühle (Lust, Freude, Vergnügen, Genuß) anzustreben und unangenehme Empfindungen/Gefühle (Schmerz, Leid, Unlust) zu vermeiden.

Entsprechend einer Bevorzugung eines dieser zwei Gesichtspunkte (Angenehmes erreichen wollen, Unangemehmes vermeiden wollen) kann Hedonismus in zwei Fassungen unterteilt werden:

»positiver Hedonismus«: Es ist gut und richtig, möglichst viele angenehme Empfindungen/Gefühle (Lust, Freude, Vergnügen, Genuß) anzustreben (Ziel: Maximierung von Lust).

»negativer Hedonismus«: Es ist gut und richtig, möglichst wenig unangenehme Empfindungen/Gefühle (Lust, Freude, Vergnügen, Genuß) erleiden zu wollen (Ziel: Minimierung von Schmerz/Leid).

Einen »positiven Hedonismus« hat z. B. Aristipp (griechisch: Ἀρίστιππος [Aristippos] vertreten, einen »negativen Hedonismus« Epikur (griechisch: Ἐπίκουρος [Epikouros]).

Hedonismus von Aristippos

Da gut hinsichtlich der Empfindungen gleichbedeutend mit angenehm bzw. lustvoll (griechisch: ἡδύ) und schlecht gleichbedeutend mit unangenehm bzw. schmerzlich (griechisch: λυπηρόν) ist, besteht das Gute in den lustvollen und das Schlechte in den schmerzlichen Empfindungen.

Es gibt keinen qualitativen Unterschied zwischen den Arten der Lust.

Erfahrung bestätigt: Lust ist allen Lebewesen erwünscht, Schmerz dagegen wird zurückgewiesen. Wir fühlen uns ohne jede vorausgegangene Überlegung von Kindheit an zur Lust hingezogen und begehren, wenn wir sie erlangt haben, nichts weiteres mehr und meiden nichts so wie den ihr entgegengesetzten Schmerz (Diogenes Laertios 2, 87 - 88).

Aristippos aus Kyrene hat Glück/Glückseligkeit (griechisch: εὐδαιμονία [eudaimonia]) als Zusammenstellung/Summe/Anhäufung/Ansammlung einzelner Lustempfindungen verstanden (Diogenes Laertios 2, 87 – 88). Glück/Glückseligkeit ist nach diesem Ansatz ein Zustand sich kontinuierlich (ständig) aneinanderreihender einzelner Lustempfindungen.

Ziel (griechisch: τέλος [telos]) des Lebens ist nach seiner Auffassung die Lust und zwar die jeweils einzelne Lustempfindung. Nur die einzelne Lustempfindung sei um ihrer willen erstrebenswert, aber nicht Glück. Denn Glückseligkeit, einen auf Dauer angelegten lustvollen Zustand, hielt Aristippos für kaum erreichbar. Da jede Bewegung früher oder später zum Stillstand kommen muß, können Lustempfindungen zwar unterschiedlich intensiv und ausgedehnt sein, sind jedoch notwendigerweise immer zeitlich begrenzt (Diogenes Laertios 2, 90).

Lust haben Aristippos und die Anhänger seiner Lehre, die Kyrenaïker (griechisch: Κυρηναϊκοί), als sanfte/glatte Bewegung verstanden, Mühsal/Drangsal/Not/Leid, ihr Gegenteil, als rauhe/ungestüme Bewegung (Diogenes Laertios 2, 85 und 86; Sextus Empiricus, Pyrrhoneiai hypotyposeis [griechisch: Πυρρώνειοι ὑποτυπώσεις; Grundzüge der pyrrhonischen Skepsis; lateinischer Titel: Pyrrhoniae Hypotyposes] 1, 215). Daneben wurde ein dritter mittlerer Zustand angenommen, bei dem keine der beiden Bewegungen, also weder Lust noch Schmerz verspürt wird (Sextus Empiricus, Pros mathematikous [griechisch: Πρὸς Μαθηµατικούς; Gegen die Mathematiker; lateinischer Titel: Adversus mathematicos] 7, 199).

Das Bestreben richtet sich bei diesem Ansatz auf die jeweils gegenwärtige, momentane Lust des Augenblicks.

Hedonismus von Epikur

Epikur (griechisch: Ἐπίκουρος [Epikouros]) vertritt eine Glücksethik (Eudaimonismus) und eine Lustethik (Hedonismus).

Das Ziel menschlichen Handelns ist nach Auffassung von Epikur Glückseligkeit. Glückseligkeit ist das höchste Gut. Glück besteht in der Empfindung von Lust (griechisch: ἡδονή [hedone]). Lebewesen streben von Natur aus nach Lust. Lust ist ein angenehmer Zustand des Wohlbefindens der Seele und des Leibes.

Die konkrete Bestimmung dieses Zustandes ist für Epikur die Seelenruhe (griechisch: ἀταραξία [ataraxia]) und die körperliche Schmerzlosigkeit (griechisch: ἀπονία [aponia]). Dem Inhalt nach ist Lust das Ziel.

Epikur nimmt eine grundlgende Unterscheidung von zwei Zuständen vor, einem angenehmen (Lust/Selenruhe) und einen unangenehmen Zustand.

Weil Epikur das Freisein von Unlust/Schmerz/Leid für vorrangig hält, kann seine Ethik als ein »negativer Hedonismus« (Vermeidung von Unlust/Schmerz/Leid ist am wichtigsten) bezeichnet werden.

Lust ist ein Gut und wird angestrebt, Schmerz ist ein Übel und wird gemieden. Menschen wählen aber nicht jede Lust, sondern meiden manchmal eine Lust, weil im Gesamtergebnis dabei zumindest nach einiger Zeit das Unangenehme überwiegen würde, und wählen manchmal Schmerz, weil dabei eine größere Lust die Folge ist. Es ist also nicht jede Lust wählenswert und nicht jeder Schmerz immer zu meiden. Zur richtigen Beurteilung gehört eine Abwägung des im Gesamtergebnis zu erwartenden Nutzens und Schadens.

Selbstgenügsamkeit/Autarkie (griechisch: αὐτάρκεια [autarkeia]), also ein hohes Ausmaß an Unabhängigkeit von Bedürfnissen und äußeren Dingen, gilt in der epikureeischen Ethik als großes Gut.

Epikur unterscheidet in einer Theorie der Begierden:

a) natürliche und notwendige Bedürfnisse (dazu gehören die Grundbedürfnisse)

b) natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse

c) nicht-natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse

Natürliche und notwendige Bedürfnisse müssen für ein gutes Leben befriedigt werden und haben Vorrang. Natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse sind verzichtbar, ihre Befriedigung kann gewählt werden, sollte aber klug geprüft werden und nicht in Maßlosigkeit ausufern. Nicht-natürliche und nicht-notwendige Bedürfnisse beruhen auf falschen/nichtigen/leeren Meinungen und Einbildungen, aus denen die schlimmste Verwirrung der Seele (Verwirrung der Seele ist entgegengesetzt zu Seelenruhe) entsteht.

Nach Epikurs Überzeugung kann Überfluss/Luxus am angenehmsten genossen werden, wenn jemand nicht von unbegrenzten Begierden abhängig und von ihnen angetrieben ein rastloses, gehetztes Leben führt, in maßloser Gier immer neuen Dingen nachjagend und niemals zufriedengestellt. Wer nicht so abhängig von Begierden ist, kann mit mehr Seelenruhe (die für das Wohlbefnden wichtig ist) genießen und erreicht leichter Zufriedenheit.

eine Internetseite mit einer Darstellung zum Thema:

http://diepaideia.blogspot.com/2012/01/aristippos-und-der-hedonismus.html