Worin liegt der Unterschied zwischen Eudaimonismus und Hedonismus?

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Der Unterschied erschließt sich durch eine Untersuchung, was der Begriff Glück bedeuten kann.

Der Begriff Glück/Glückseligkeit ist nicht unbedingt ein anderer Ausdruck für Freude.

Im klassischen Utilitarismus, der sowohl ein Eudaimonismus als auch ein Hedonismus ist, wird Glück als Lust bzw. Freude, Annehmlichkeit, Gefälliges oder Ähnliches bestimmt. Andere, die in ihrer Ethik auch zum Eudaimonismus gehören, haben Glück aber nicht so bestimmt.

Beim Eudaimonismus ist das Streben nach Glück(seligkeit) grundlegend. Innerhalb des Rahmens des Eudaimonismus sind viele Auffassungen denkbar und vielfältige philosophische Ansätze, die zum Teil weit auseinandergehen, vertreten worden.

Ein grundsätzlicher Unterschied beim Glückbegriff liegt darin, ob Glück als besonders hohe Zufriedenheit verstanden wird (Variante A), als ein Wohlbefinden, mit subjektiver Empfindung als Grundlage, oder als ein gelingendes Leben, ein Wohlergehen verstanden wird (Variante B).

Je nachdem, welcher Glücksbegriff zugrundeliegt, ergeben sich Unterschiede bei den Gesichtspunkten, was vor allem als grundlegend zu untersuchen und zu beurteilen ist. Bei dem einen Verständnis (Variante A) geht es um die Empfindungen von Lust, Freude und Ähnlichem, ihr Erreichen und ihre Vergrößerung/Maximierung (z. B. auch bei einer möglichst großen Anzahl der von Hndlungen Betroffenenn), bei dem anderen Verständnis (Variante B) um das objektive Erreichen von Ziele und die Verwirklichung von Anlagen.

Bei Variante A ist ein Hedonismus naheliegend, bei Variante B können auch ganz andere Auffassungen vorkommen.

Ein Hedonismus ist fast immer zugleich auch ein Eudaimonismus gewesen. Die einzige mir bekannte Ausnahme (die Kyrenaĭker) vertritt keinen Eudaimonismus, weil sie einen sehr hochgesteckten Begriff von Glück hatten und Glück deshalb für nicht erreichbar hielten.

Ein Eudaimonismus ist keineswegs zugleich immer auch ein Hedonismus. In einer eudaimonistischen Ethik können allerdings Bestandteile vorkommen, die vom Hedonismus für gut und erstrebenswert gehalten werden.

So hat beispielsweise Aristoteles einen Eudaimonismus vertrerten. Er ist kein Hedonist, aber Lust und Freude sind nach seiner Auffassung Bestandteile eines guten Lebens/von Glück. Lust ist nach seiner Ethik ein Glücksbestandteil (Nikomachische Ethik 1, 5 1097 b 4 – 5). Das Gute und die Lust gehören zu dem, was um seiner selbst willen liebenswert ist (Aristoteles, Nikomachische Ethik 8, 2 1155 b 21 – 22). Die Lust ist aber nach Aristoteles nicht das höchste Gut. Nicht jede Form der Lust ist an sich wählenswert. Nicht jede Lust gilt Aristoteles als ein Gut (Nikomachische Ethik 10 , 2 1173 b 21; 10, 3 1174 a 3). Das Lustvolle ist ein anscheinendes Gut, das ein wirkliches Gut oder nur ein täuschendes Scheingut sein kann.

Eudaimonismus ist eine ethische Theorie, die das Glück (griechisch εὐδαιμονία; die Wortbildung geht auf die Vorstellung zurück, einen „guten Daimon“ zu haben, was bedeutet, ein wohlgeratenes, gesegnetes, gedeihliches, wunschgemäßes, preisenswertes Leben zu führen) in der Bedeutung eines guten Lebens in den Mittelpunkt stellt und für die Glück (lateinisch beatitudo; französisch bonheur; englisch happiness) das höchste Lebensziel ist. Die Frage „Was ist ein gutes Leben?“ ist grundlegend.

Beim Ethiktyp Eudaimonismus ist eine große Bandbreite möglich, je nach dem, was der Begriff „Glück“ genau bedeutet, welches grundlegendes Verständnis der Wirklichkeit herangezogen wird und nach welchen Kriterien von wem bewertet wird. Denkbar sind grundsätzlich zwei Ansätze, eine kluge Ausrichtung des für sich selbst guten Lebens nach dem Beurteilungsmaßstab des subjektiv erlebten Wohlbefindens und die Vervollkommnung der allgemeinen menschlichen /artspezifischen oder persönlichen Eigenschaften.

Fast alle ethischen Theorien der Antike waren eudaimonistisch (z. B. Platon, Aristoteles, die Stoa und Epikur).

Eine Ausnahme in der Antike stellen die Kyrenaĭker (Aristippos von Kyrene und seine Schüler) dar. Sie vertraten die Auffassung, die einzelne Lust sei das höchste Gut und um ihrer selbst willen wählenswert, das Glück dagegen um der einzelnen Lüste willen (Diogenes Laertios 2, 87 – 88). Die Kyrenaĭker meinten, Glück ergebe sich günstigenfalls aus der Anhäufung zahlreicher Lustaugenblicke. Da dies aber schwer zu erreichen sei, hielten sie Glück für ein zu hochgestecktes und nicht in sich wertvolles Ziel.

Anders als in der Antike (eher Verbindung von Wohlbefinden und Wohlergehen mit Glück als Erfüllungsglück und mit objektiv erstrebenswerten Zielen) ist später beim Glück das subjektive Empfindungsglück vorrangig geworden werden. Wo eine vereinheitlichende ontologische oder anthropologische Klammer verschwand, wurde von einer unüberwindbaren Vielfalt von Lebensentwürfen ohne gemeinsame Grundlage ausgegangen.

Albrecht  13.12.2012, 23:38

Hedonismus (griechisch ἡδονή = Lust) bezeichnet in einer weiten Bedeutung jede Lehre und innere Einstellung, die Lust (bzw. Freude, Vergnügen, Angenehmes) als höchstes Ziel betrachtet. Eine engere Bedeutung hat Hedonismus, wenn die Bezeichnung abwertend für eine platte und grobe Spielart verwendet wird, die ausschließlich mit engem und kurzfristigem Blickfeld eigensüchtig orientiert und ganz auf materielle Genüsse ausgerichtet ist.

In Büchern zum Nachschlagen gibt es Darstellungen, die beim Finnnden des Unterschiedes helfen können, z. B.:

Vgl. insgesamt zum Eudaimomismus:

Christoph Hübenthal, Eudaimomismus. In: Handbuch Ethik. 3., aktualisiert Auflage. Herausgegeben von Marcus Düwell, Christoph Hübenthal und Micha H. Werner. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2011, S. 82 – 94

Martin Suhr, Eudaimonismus. In: Metzler Lexikon Philosophie : Begriffe und Definitionen. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart ; Weimar: Metzler, 2008, S. 170:
Eudaimonismus, in einem weiteren Sinn die Theorie, dass das Ziel allen menschlichen Handelns in der ↗ Eudaimonie, dem Glück liege. In einem engen Sinne heißen nur die Moraltheorieen eudämonistische, die das Ziel des moralischen Handelns in der Eudaimonie sehen.“

„Man kann die eudämonistischen Moraltheorien danach einteilen, wie sie die Eudaimonie sehen, sei es in einem gemeinsamen Glück (soziale E.) oder in einem individuellen (individuelle E.). Die antike Moraltheorie ist fast durchgängig eudämonistisch, ob sie nun das Glück in die Lust (hedone), wie Aristipp, oder in die Tugend, wie die Stoa, legt.

Auch das Christentum ist nicht ohne eudämonistische Züge, denn für sein eigenes Seelenheil zu sorgen, ist ein eudämonistisches Ziel. Die Neuzeit kennt eine ausgeprägt soziale E., den Utilitarismus Benthams: nicht mehr das Glück des Einzelnen, sondern das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl ist das Ziel moralischen Handelns. J. S. Mill bestimmte das Glück der utilitaristischen Theorie als Lust (pleasure) und Freisein von Unlust.“

E. = Ethik

Otfried Höffe, Glück. In: Lexikon der Ethik. Herausgegeben von Otfried Höffe. Originalausgabe, 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. München : Beck, 2008 (Beck'sche Reihe ; 152), S. 117:
„Eine E, die nicht die ↑ Pflicht, sondern das G. zum höchsten Prinzip menschlichen Handelns erklärt, heißt Eudaimonismus (gr. eudaimonia: G.).“
E = Ethik
G. = Glück
gr. = griechisch

Peter Prechtl, Hedonismus. In: Metzler Lexikon Philosophie : Begriffe und Definitionen. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Stuttgart ; Weimar: Metzler, 2008, S. 234:
Hedonismus (griech. hedone: Lust), Bezeichnung für eine ethische Haltung, die zum einen das Erreichen des Glücks als oberstes Ziel moralischen Handelns und Strebens sieht (darin deckt sie sich mit dem ↗ Eudaimonismus) und andererseits als Wesen des Glücks in der Erfüllung der Lust sieht. Das ethische Verhalten wird von einem objektiven Gut her bestimmt, das ein Höchstmaß an menschlichem Wohlbefinden bietet.“

Otfried Höffe, Freude. In: Lexikon der Ethik. Herausgegeben von Otfried Höffe. Originalausgabe, 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. München : Beck, 2008 (Beck'sche Reihe ; 152), S. 87:
„Nach dem e Hedonismus ist allein F. um ihrer selbst willen erstrebenswert. Dabei erklärt ein naiver e Hedonismus (Aristipp) die sinnliche F. des Augenblicks zum Maßstab (Genußleben). Ein aufgeklärter e Hedonismus sucht das langfristige ↑ Glück, zieht deshalb die geistigen F.n vor (↑ epikureische E, auch Mill) u. kritisiert ↑ sadistisch-masochistische F., während der von der christlichen Tradition beeinflußte ↑ utilitaristische Hedonismus das Glück für möglichst viele sucht.“
e = ethischen, ethischer
E= Ethik
F- = Freude
u. = und

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Im Grunde könnte man auch fragen: Wo liegt der Unterschied zwischen Eudaimonismus und Eudaimonismus oder zwischen Hedonismus und Hedonismus. Warum diese Überspitzung? Beide Begriffe, Hedone noch deutlicher, haben je nach Philosophischer Grundeinstellung eine unterschieldiche Zeitperspektive.

Für die Kyreaiker war die Zeitprerspektive eher kurz, der Moment im Vordergrund. Für fast alle anderen, Aristoteles, Epikur wie die Stoa war Hedone entweder mittelfristiger oder gar langfristiger Natur. Bei Epikur und Stoa ging es sogar im Grunde um eine Art "Gleichgwichtsbetrachtung", sprich, wann ist der Punkt erreicht, dass man im "natürlichen Gleichgwicht" ist, das darunter war von Übel und der Weg zum Gleichgewicht gut und alles darüber war langfristig von Übel und das zurück zum Gleichgewicht erwünscht.

Eudaimonia war für alle eher eine auf größere Lebensabschnitte betrachtete lange Zeitperspektive. Die Frucht der Eudaimonia war die Gelassenheit. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Konzeptionen der Eudaimonia von Aristoteles, Epikur und Stoa war ein metaphysischer, eine andere grundsätzliche Verankerung. Dabei kann man Aristoteles als eher "idealistisch" charakterisieren, Epikur als diesseitig empirisch und die Stoa als ein Zwitter zwischen beiden. Für Aristoteles ist das Geistige ursprünglicher und höherrangig, für Epikur ist das Geistige eine Frucht einer evolutionären Entwicklung der Welt und beides, geistiges wie körperliches Erleben miteinander verquickt, für die Stoa war die Welt sozusagen vom Geistigen (Logos) durchdrungen und nur ideal, wenn beides zusammenfiel.

Hedonismus = in der Antike begründete philosophische Lehre, Anschauung, nach der das höchste ethische Prinzip das Streben nach Sinnenlust und -genuss ist, das private Glück in der dauerhaften Erfüllung individueller physischer und psychischer Lust gesehen wird

und ich glaube du meinst Eudämonismus = philosophische Lehre, die im Glück des Einzelnen oder der Gemeinschaft die Sinnerfüllung menschlichen Daseins sieht