Habe ich wirklich keine Chancen mehr in Deutschland zu arbeiten (Bachelor in Chemie ohne industriellen Praktika aber nutzlose erste Berufserfahrung)?
Moin zusammen,
Ich komme aus China und in letztem Jahr habe ich mein Studium an einer FH abgeschlossen (insgesamt 10 Semester mit 2,8). Ca. 2 Semester vor meinem Abschluss habe ich nach Praktikumsplatz gesucht aber erfolglos. Nur bekomme ich eine Einladung als direkte Position von Qualitätssicherung in einer Nahrungsergänzungsmittelfirma. Deswegen sofort nach dem Studium bin ich eingestellt. Leider ist diese Erfahrung eine Katastrophe. Die Firma ist ganz klein, besteht nur aus 5 Personen, und sehr unprofessionell sogar kriminell. Dort werden weder GMP noch HACCP eingehalten. MHD werden ohne ämtliche Zulassung, nur nach der Anforderung von Vorgesetzte, von einem Lagerer verlängert. Habe versucht mit der Vorgesetzte darüber zu reden aber bekomme dann nur Bedrohung. Zusammen mit der fehlgeschlagenen Beantragung von Arbeitsvisum habe ich nach 4 Monaten selbst gekündigt.
Danach habe ich Kurse besucht, um fehlende Kenntnisse bzw. Qualifikation nachzuholen (Lebensmittelsicherheit, Pharmakovigilanz etc.). Und mein Ziel ist in Lebensmittel- und Pharmabereich zu arbeiten. Bis jetzt habe ich ca. 170 Bewerbungen geschickt und 23 Einladungen zum Vorstellungsgespräch bekommen. Ich versuche immer, alle fachliche Fragen richtig zu beantworten. Leider erhalte ich nur Absage, sogar nachdem Coaching von Bewerbungsstrategie bei DAA.
Ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll. Keine Firma will die wahren Absagegründe nennen. Das Auswahlverfahren dauert immer mehrere Wochen bis Monaten lang. Mein Visum für Jobsuchende ist nur bis zum Februar 2025 gültig und kann nicht mehr zurück zu Studentenvisum wechseln.
Kann jemand mir ein paar Tipps geben?
1 Antwort
In dieser Produktionsbranche Chemie/Nahrung/Kosmetika etc. kenne ich mich nur lückenhaft aus. Mir ist jedoch bekannt, dass es dort Firmen gibt, die einfach unprofessionell arbeiten. Damit meine ich: Man weiß zwar dort, wie man chemische Substanzen herstellt - aber von Betriebsführung / Personalführung /Vertrieb hat man oft nur laienhafte Ahnung. Gleichzeitig stehen diese Firmen oft in hartem Wettbewerb und arbeiten nicht wirklich lukrativ. Das erklärt, warum auch kriminelle Methoden verwendet werden könnten. Ich hatte schon wiederholt den Eindruck, dass ich mit einem Geschäftsführer vor mir nur einen großen Jungen hatte, der so tat, als ob er von Betriebsführung Ahnung hätte. Die Überheblichkeit war nicht zu übersehen, jedoch meist nicht gerechtfertigt.
Im Prinzip solltest Du "Detektiv" spielen - also durch geschickte Fragen versuchen herauszufinden, was Du da jeweils für eine Firma vor Dir hast. Deine Überlegung sollte sein, wie kannst Du dieser Firma helfen, professionell - gewinnbringend zu arbeiten?
Vermutlich sind es nicht mehr Fachkenntnisse im Bereich Chemie, die Dich weiterbringen, sondern eher Managementkenntnisse und Fähigkeiten.
Und nicht zu vergessen: Du solltest Dich nicht anbieten, sondern verkaufen. Das ist ein großer Unterschied. Das sollte sich auch in einem Bewerbungsschreiben zeigen.