Gibt es Objektivität oder ist alles subjektiv?

7 Antworten

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Die Quantenmechanik ist von ihren Ursprüngen her eine Theorie, die das Verhältnis zwischen Versuch (Objekt) und Experimentator (Subjekt) untersucht. Das Ergebnis lautet, dass zwischen den beiden immer eine stochastische Relation besteht. Bei der Messung bestimmter Größen eines Objekts werden andere Größen dieses Objekts verändert. Oder im einfachsten Fall: Die Messung der Temperatur des Wassers in der Badewanne verändert die Temperatur des Wassers in der Badewanne. Es gibt keine Kenntnis über ein Objekt ohne Beobachtung dieses Objekts und die Beobachtung des Objekts verändert das Objekt. In der Psychologie ist dieser Zusammenhang auf Grund der Erfahrung bekannt.

Wir können uns aber über die von uns beobachteten Strukturen austauschen und finden dabei weitreichende Übereinstimmung. Es scheint so zu sein als ob hinter den Dingen möglicherweise doch noch eine objektive Realität existiert. Der Physiknobelpreisträger Paul Dirac schreibt. "Dieser Urgrund ist aber (offensichtlich) so beschaffen, dass wir uns von ihm kein (anschauliches) Bild machen können." (Die Einfügungen in Klammern stammen von mir.)

Ja, es gibt sie.

Die Mathematik ist objektiv, alles was real existiert und meßbar ist.

Subjektiv ist alles was bewertet wird.

Littlethought  09.02.2023, 21:39

Die Mathematik ist Teil der Philosophie und macht keine Aussagen über die Realität. Die Naturwissenschaften machen Aussagen über die Realität und zum Teil bedienen sie sich dabei mathematischer Strukturen. Es gibt aber nicht nur eine Algebra sondern unendlich viele Algebren.

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Alles, was existiert, ist objektiv. Aber die Beurteilungen der beobachteten Objekte sind subjektiv gefärbt.

Wie so oft hängt die Antwort auf eine solche Frage davon ab, wie man in diesem Zusammenhang "Objektivität" DEFINIERT.

Ich würde die Frage mit "JA" beantworten, wenn man mit "Objektivität" die Befolgung eindeutig beschriebener Richtlinien oder Kriterien meint. (z.B. im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Untersuchungen).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Littlethought  09.02.2023, 22:06

Ein Teil der Stochastik hat sich aus Untersuchen darüber ergeben in wie weit eine Messung von der messenden Person abhängig ist. Schon bei der relativ einfachen Aufgabe die Länge einer Strecke genau zu bestimmen, ergeben sich Unterschiede in der Messung, die personenabhängig sind.

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Tamtamy  09.02.2023, 22:11
@Littlethought

Man kann Messungen auch personenunabhängig organisieren.
Und auch hier kommt es wieder auf die DEFINITION von 'Objektivität' drauf an - ein Punkt, auf den du nicht eingegangen bist.

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Littlethought  11.02.2023, 09:17
@Tamtamy

Du hast recht, wenn du den Begriff der Objektivität vom Begriff der Existenz einer unabhängigen Realität entkoppelst. Ich dachte aber nicht, dass ein so weit führender Gedanke vom Fragesteller gemeint war. Wenn man unterstellt, dass Subjektivität nur einen Bezugsrahmen für die Realität darstellt, dann muß man akzeptieren, dass sich Realität nur auf dem jeweiligen Bezugsrahmen definiert. Die Grenze der Realität wäre dann die Grenze des Bezugsrahmens. Realität und Information sind dann (nach Anton Zeilinger) ein und dasselbe.

In der Astrophysik entspricht dies der Problematik an der Grenze des Ereignishorizonts eines Schwarzen Lochs. Dort endet unser Universum und man erhält Widersprüche in der Physik wenn man gleichzeitig von zwei verschiedenen Universen (d.h. vom Inneren und Äußeren eines Schwarzen Lochs) spricht. Dies nennt man die Horizontkomplementarität (nach Leonard Susskind).

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Sehr philosophisch. Ich denke alles ist irgendwo subjektiv und nähert sich nur der Objektivität an.