Gibt es noch Landstreicher?

2 Antworten

Ja, es gibt noch echte Landstreicher. Heute habe ich zufällig mit einem gesprochen, obwohl das ein sehr kurzes Gespräch mit Händen und Füßen war.

Ein Mann, in meinen Augen Obdachloser, saß auf der Straße in der Nähe der Bushaltestelle, wo ich auf dem Bus wartete. Ich schaute ihn mir an, stellte fest, dass er ganz fit und gesund aussah. Da ich immer daran interessiert bin, zu wissen, was um uns herum passiert, bin ich zu ihn hin gegangen, und habe gefragt, warum er auf der Straße bettelt.

Er war nett, freundlich und höflich. Er sagte, er käme aus Lettland, und hätte zuvor in Polen gearbeitet. Die polnische Firma hätte ihn nach Berlin geschickt, und als die Arbeit auf der Baustelle erledigt war, hätte er einen anderen "Chef" gefunden, der auf den Kanaren Projekte annahm. Dort hätte er den ganzen Winter gearbeitet. Sein Geld hätte er nach Hause überwiesen, und als er einen Flug nach Lettland buchen wollte, hatte er festgestellt, dass seine Frau das ganze Geld abgehoben hatte, und "verschwunden" sei. So wollte er zu Fuß und per Anhalter nach Hause. Aber unterwegs hätte er seine Meinung geändert, und sich gefragt, was er denn da machen sollte, ohne seine Frau. So ist er auf der Straße geblieben, freiwillig. Ich sagte darauf, dass das doch keine Lösung für die Ewigkeit sei, und im Winter doch sicherlich schwierig, aber er machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Er war weder verschmutzt, verwahrlost noch betrunken. Ich hatte das Gefühl, dass er sicherlich noch lange so leben wird.

In den Niederlanden kenne ich ein alter Mann, von dem meine Mutter früher erzählt hat, dass er aus "sehr guten Kreisen" käme. Er hat sein bürgerliches Leben schon früh an den Nagel gehängt. Gelegentlich hat er auf Jahrmärkte gearbeitet, wo er die Buden mit aufgebaut hat, oder als eine Art "Houdini" sich aus Fesseln befreit hat. Aber die meiste Zeit zog er mit einem Bollerwagen durch die Gegend, schlief in Abbruchhäusern, in Autowracks oder auch mal in der Kirche.

Es gibt Leute die diesen Lebensstil bewusst wählen, auch wenn das für jemand der einen festen Wohnsitz hat, eher unverständlich ist.

Landstreicher, man könnte die Person auch einfach obdachlos nennen. Und von denen gibt es, wie man weiß, sehr viele.