Familie, Beziehung?

Ich bin yezidin 18. Mein Freund ist Alevite 18.

Im yezidentum ist das so, das man als yezide ein yeziden heiraten oder eine Beziehung haben muss.

Wenn ich jetzt jemanden anderen heirate so wie eine andere Religion werde ich aus meiner Familie und aus meiner Religion gestoßen.

Habe vor paar Monaten einem Jungen kenngerlernt den ich jetzt sehr stark liebe. Er ist Alevite. Seine Eltern akzeptieren mich aber meine Eltern ihn nicht.

Ende Januar wollte ich die Flucht von zuhause ergreifen und zu ihm fahren. Ich habe noch keine Ahnung wie ich das alles machen soll nur ich weis ich muss es heimlich machen oder wenn ich bei ihn bin. Meine Idee war das ich mir eine neue SIM-Karte holen muss und den Kontakt zu anderen die ich sehr vertraue zu bleiben. Die alte sim-Karte wollte ich kaputt schneiden.

Zuhause läuft es garnicht gut es kommen manchmal Bedrohungen oder auch gewaltig sowie Schläge. Ich weis wenn ich es sage wie meine Eltern oder Familie reagieren. Die werden mich aus der Familie rausschmeißen und aus dem Haus. 

Was kann ich tun?

Answer 1

[Mxdxnxa]

Wenn deiner Familie eine veraltete Tradition wichtiger ist als das ihre Tochter Glücklich ist, dann bist du sogar alleine besser dran! Hab keine Angst vor diesem Schritt. Das seine Familie dich noch unterstützt ist doch wunderschön! Ich würde an deiner Stelle nach und nach deine Sachen heimlich zu ihm bringen und wenn der richtige Moment ist einfach abhauen ohne was zu sagen. Deine SIM Karte wechseln und nur den Leuten schreiben den du wirklich vertrauen kannst. Am besten aber erstmal niemanden sagen wo du bist. Es gibt auch Unterkünfte und Mädchenhäuser für junge Mädchen die weg von zuhause müssen wenn du nicht direkt zu deinen Freund ziehen willst, du bist nicht die einzige die von zuhause weg muss. Ruf einfach mal bei deiner Stadt an und erklär denen das du Angst zuhause hast und in ein Mädchenhaus willst, die geben dir dann eine Nummer wo du anrufen kannst und die helfen dir auch wie du das machen kannst. Ich wünsche dir nur das beste 💙

Answer 2

[Interessiert108]

Hallo Dilbar,

das was du beschreibst, scheint ja nicht gut zu sein. Ich gehe davon aus, dass du ziemlich verzweifelt und orientierungslos bist.

Vorab die Frage, warum du mit 18 überhaupt ans Heiraten denkst? Solltest du nicht erst diese Entscheidung überdenken? Mit 18 hat man noch kaum Plan vom Leben und der Welt. Ich spreche aus Erfahrungen.

Des Weiteren würde ich mir wünschen, dass du die Verallgemeinerungen lassen würdest. Das Yezidentum ist nicht verantwortlich für die schlechten Verhältnisse zuhause, in deiner Familie. Die Umstände tun mir dennoch leid.

Ich gehe mal davon aus, dass du eine echte Person und deine Geschichte echt ist. Entsprechend solltest du dir Gedanken um dein Leben machen und diese nicht abhängig von einem Mann machen, den du erst kürzlich kennengelernt hast. Für Gruppen anderer Religionen sind yezidische Frauen selbstverständlich willkommen, da sie als Trophäen angesehen werden. Zudem kann man sie ja schnell zu der eigenen Religion konvertieren. Das ist eine gängige Methode im Krieg der Religionen seit je her.

Yeziden werden wegen ihrer religiösen Identität seit Jahrhunderten verfolgt. Als junge Europäerin gehe ich davon aus, dass du dich kaum mit deiner yezidischen Geschichte auseinander gesetzt hast und somit kein Verständnis für die Leidensgeschichte und die Opfer der Yeziden hast. Es ist schade, wie du über deine Familie und deine Herkunft redest.

Ich kann dir als erfahrener Mensch nur den Rat geben, dir Hilfe bei einem yezidischen Verein zu holen. Diese werden dich beraten und wenn du willst sogar mit deinen Eltern reden. Gewalt ist keine Lösung. Ich will deine Eltern in keiner Weise verurteilen, da ich hier nur Behauptungen lese von einem Avatar, der vielleicht ein echter Yezide mit echten Problemen ist, oder nur ein weiterer Versuch von Nicht-Yeziden Spam über Yeziden im Internet zu platzieren. Sprich mit einem Verein in deiner Nähe, einem Verwandten, dem du trauen kannst und erkläre deine Situation zuhause.

Des Weiteren scheint es eine Verliebtheit zu sein, die meines Erachtens nicht wert ist, gleich alle Zelte abzubrechen und die eigene Familie zu verlassen. Eine Beziehung kann in die Brüche gehen, Gefühle vergehen, aber die Familie bleibt für immer die Familie. Deine Familie will sicherlich nicht ihr Kind/Schwester verlieren. Das wäre ein großer Verlust.

Hast du denn keine Träume? Willst du nicht erst deine Schule/Ausbildung/Studium machen, bevor du über so radikale Schritte nachdenkst? Ich meine, überleg kurz, woher die Yeziden kommen und welches Leid sie durchleben mussten und dank deiner Eltern kannst du ein freies Leben in Deutschland leben, fernab von der radikalen Umgebung, die den Yeziden verbietet ihre Identität zu benennen oder sogar aus der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Dieses Stigma, mit dem sie in der eigenen Heimat nicht mehr leben konnten und ihre Kinder in Länder wie Deutschland bringen oder sogar hier erst bekommen, damit sie die Möglichkeit haben Bildung zu genießen und in Frieden leben können.

Möchtest du wirklich auf die Opfer deiner Eltern, Großeltern und Vorfahren auf gut deutsch schei*en, für eine Liebschaft von der du nicht weißt, ob sie überhaupt eine Zukunft hat? Wäre der Typ auch bereit seine Familie zu verlassen für dich, wenn die Situation umgekehrt wäre?

Kurz nachgedacht: Was wäre, wenn du nach einigen Wochen, Monaten oder vielleicht Jahren getrennt bist und plötzlich wieder Kontakt zu deiner Familie willst? Würdest du eine Tochter mit offenen Armen empfangen, die für einen dahergelaufenen Typen (vor einpaar Monaten kennengelernt) ihre Familie (seit der Geburt kennen) weggeworfen hat?

Ich wäre sehr gekränkt und ich kann dir sagen, ich möchte niemanden in meinem Leben haben, der mich ablehnt, selbst wenn es mein eigenes Kind ist.

Du bist emotional, hast gerade eine ablehnende Haltung gegenüber deiner Familie, weil ihr euch wahrscheinlich wegen dem Kerl streitet. Frag dich kurz, ob du deine Familie vermissen würdest, wenn sie beispielsweise von jetzt auf gleich weg wäre. Wenn die Antwort "Nein" ist, dann: Geh! Du bist 18. Geh und leb dein Leben.

Wenn du aber davon überzeugt bist, dass dies der richtige Weg für dich ist, pack deine Sachen und geh, dreh dich nicht um und vor allem mach deiner Familie das Leben nicht schwer, in dem du sie immer wieder kontaktierst, sie belästigst oder ihnen Vorwürfe an den Kopf wirfst. Denn so wie du nicht willst, dass andere dich ändern, kannst du nicht von deiner Familie erwarten, dass sie sich für dich ändert. Lass sie in Frieden leben und sei konsequent in deinem Handeln.

Alles Gute.

PS: Es geht nicht um "veraltete Traditionen", sondern um den Erhalt der Identität, die selbstverständlich tausende Jahre alt ist und durch die Endogamie vor der Ausrottung bewahrt worden ist. Aber eine Yezidin mehr oder weniger, wen juckt es? Von dir hängt die Yezidische Identität nicht ab. Oft verstehen das Yeziden nicht, die weit weg von Terror und Unterdrückung leben und sich nicht mehr mit ihrer yezidischen Identität befassen.

Woher ich das weiß: Studium / Ausbildung