Extremer Perfektionismus bitte um rat?
Ich versuche, mich so kurz wie möglicz zu halten. Wer nichts Nettes zu sagen hat oder kein Empathieverständnis besitzt, soll bitte gehen und sich nicht einmal die Mühe machen, das zu lesen.
Also, etwa Mitte November hat es angefangen, dass ich extremen Frust gegenüber meiner Schrift und generell allem, was nicht perfekt war, entwickelt habe. Ich hatte so etwas in der Vergangenheit öfter, aber dieses Mal ging es wirklich lange, und ich war in ein tiefes Loch gefallen.
Naja, wie dem auch sei “ ich war im Physikunterricht und habe die Heftaufschriebe einer Mitschü¼lerin gesehen. Sie hat eine sehr ordentliche und schöne Schrift. Eigentlich haben wir beide eine ähhnliche Schrift, nur mache ich beispielsweise weniger grammatikalische Fehler.
Auf jeden Fall habe ich fast alle meine Hefte aus diesem Jahr noch einmal neu abgeschrieben. Manchmal habe ich sogar etwas, das ich schon neu angefangen hatte, noch einmal neu geschrieben NOCHMAL NEU abgeschreiebn“ zum Beispiel mein Physikheft. Und trotzdem finde ich es immer noch hässlich. Durch das Ganze habe ich kein gescheites Chemieheft und muss mich in den Ferien darum kümmern, den Stoff der 9. Klasse nachzuholen. Und reinzuschreiben.
Unsere Chemielehrerin sagte zu Beginn des Schuljahres, wir sollten unser Heft aus der 8. Klasse mit dem aus der 9. zusammenkleben. Damals hatte ich schon so ein seltsames Gefühlt, aber ich dachte mir: Mein Leben läuft gerade so gut(anfang des Schuljahres), da wird es mich später sicher nicht stören (und wenn dann müsse ich damit lernen zu leben), dass zwei Hefte zusammengeklebt sind, die total unterschiedlich aussehen von der schrift“ von der Schrift her (damals Füller, kursiv und“ jetzt Kugelschreiber, gerade,schwarze tinte).
Im November ging es dann los: Ich sei nicht gut genug, meine Schrift sei zu unordentlich, blablabla… Meine Gedanken waren ein Horror! Ich habe wirklich schon überlegt, zum Arzt zu gehen und mir etwas verschreiben zu lassen.
Es ist eine Art zwanghaftes Verhalten. Manchmal betrifft es meine Schrift, dann meine Haare oder meine Fotogalerie, die sortiert werden MUSS.
Letztendlich führt das dazu, dass meine Noten und vor allem meine mentale Gesundheit darunter leiden. Ich MUSS einfach meine Hefte nach jedem Schuljahr wegwerfen, damit das neue Schuljahr perfekt und frisch beginnt. Aber das ist doch blöd, denn eigentlich möchte ich später mal meine Hefte aus der 5., 6., 7. und 8. Klasse sehen. Das geht aber nicht, weil ich so gut wie alle entsorgt habe.
Ich möchte kein Beileid, sondern einfach nur jemanden, der das versteht, Tipps hat oder so etwas selbst mal hatte.
hier mal ein Bild von meiner Schrift warum auch immer
1 Antwort
Hey, ich hab echt total mitgefühlt, während ich das gelesen hab. Das klingt mega anstrengend und belastend, vor allem wenn du das Gefühl hast, dass nichts, was du machst, gut genug ist. Ich versteh das so gut, dieses zwanghafte Bedürfnis, dass alles perfekt aussehen oder irgendwie richtig sein muss. Es frisst dich auf, oder? Weil du einfach nie an den Punkt kommst, an dem du sagen kannst: „Ja, das passt jetzt so, ich bin zufrieden.“
Vor allem, wenn du dann in diesen Teufelskreis kommst, wo du Sachen nochmal neu machst und nochmal und nochmal, bis du dich selbst nicht mehr retten kannst. Ich meine, wenn du dein Physikheft dreimal abschreibst und trotzdem nicht happy bist, ist das doch so frustrierend. Und es ist ja nicht mal, dass du faul wärst oder keinen Bock auf Schule hast – im Gegenteil, du machst dir so viel Druck, dass es am Ende fast noch schlimmer ist als das, was du eigentlich vermeiden wolltest.
Das mit den alten Heften wegwerfen kann ich auch total nachvollziehen. Ich hatte auch mal so ne Phase, wo ich das Gefühl hatte, alles Alte muss weg, damit das Neue perfekt wird. Aber jetzt bereue ich’s manchmal, weil da ja auch Erinnerungen drinstecken, weißt du? Man denkt sich in dem Moment halt: "Wenn ich das loswerde, bin ich irgendwie neu und kann besser starten." Aber eigentlich ist das ja nicht die Lösung, sondern eher dieses blöde Gefühl im Kopf, das einem immer sagt, dass man noch besser, ordentlicher oder perfekter sein muss.
Und ganz ehrlich, das Ding mit dem Vergleichen ist so mies. Du siehst dann das Heft von ner Mitschülerin und denkst sofort: "Ihre Schrift ist schöner." Dabei hast du doch selbst ne ordentliche Schrift und machst anscheinend sogar weniger Fehler – das zeigt ja, dass du eigentlich richtig gut bist. Aber Perfektionismus verzerrt halt alles. Man sieht nur noch das Negative und übersieht die Sachen, die man eigentlich schon richtig gut kann.
Ich find’s mega wichtig, dass du selbst schon merkst, dass das gerade nicht gesund für dich ist. Vielleicht kannst du versuchen, dir kleine Schritte vorzunehmen. Also nicht von heute auf morgen alles perfekt loslassen (das geht eh nicht), sondern einfach mal probieren, Fehler stehen zu lassen oder ein Heft nicht nochmal neu zu machen. Klar, das wird sich erstmal komisch anfühlen, aber mit der Zeit merkst du, dass es gar nicht so schlimm ist.
Falls das aber alles zu krass wird und du wirklich merkst, dass dich diese Gedanken auffressen, wär’s echt gut, mit jemandem drüber zu reden. Vielleicht ne Vertrauenslehrerin oder Schulpsychologin? Die sind ja nicht da, um dich zu bewerten, sondern einfach, um zuzuhören und dir Tipps zu geben. Manchmal hilft es schon total, einfach alles mal laut auszusprechen und sich verstanden zu fühlen.
Und hey, nur weil deine Hefte nicht aussehen wie aus nem Design-Magazin, heißt das nicht, dass du nicht gut genug bist. Wirklich. Dein Wert hängt null von deiner Schrift oder deinen Notizen ab. Du bist super, so wie du bist, und ich hoffe echt, dass du das irgendwann selbst glauben kannst. ❤️