Entwicklung der Schrift?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Aus dem gleichen Grund, aus dem die Ägypter ihr Schriftsystem nie vereinfacht haben, nehme ich an.

Meine Vermutung: sie wollten nicht.

Sowohl Ägypter als auch Chinesen sind problemlos in der Lage, Fremdworte aus anderen Sprachen phonetisch zu schreiben. Das Prinzip einer Lautschrift und eines Alphabets sind ihnen kein Mysterium

Aber eine Schrift, die mit Ideogrammen und Rebusrätseln arbeitet, kann viel mehr subtile Botschaften transportieren. Man kann Dinge über eine mehrdeutige Schreibweisen andeuten, kann Schrift und Bild ineinander verflechten, man kann Rätsel in seinen Text einfügen*, die sich nur den Eingeweihten erschließen werden... Warum sollte man das ablegen wollen?

Wer hätte denn ein vereinfachtes System einführen sollen? In einem Staat mit hoch spezialisiertem Beamtentum doch nur die Beamten. Und das sind eben genau diejenigen, die das komplizierte System beherrschen und genau daraus ihren elitären Status ableiten. Welches Interesse hätten sie an einem vereinfachten System.

(*Unvergessene Szene aus dem Lektürekurs: Student: "Der Satz ergibt keinen Sinn, da kommt plötzlich Itji-tawi vor, das passt überhaupt nicht " Dozentin: "das ist ein Rätsel. Was war Itji-tawi zu der Zeit?" Student: "die Residenzstadt" Dozentin: "eben. Und was heißt "Residenz"?" Student: "Chenu..." Dozentin: "und welche andere Bedeutung hat das Wort Chenu?" Student: "Chenu heißt auch "innerhalb"! DAS passt in den Satzzusammenhang!"

Lässt euch das auf der Zunge zergehen: da hat man ein hochkomplexes Schriftsystem, das praktisch komplett auf dem Gleichklang bestimmter Wörter gebaut ist. Das sogenannte Rebusprinzip. Und die Schreiber haben nichts besseres zu tun, als immer noch neue Rebusrätsel dazu zu basteln)