Hättet ihr Sütterlin lieber beibehalten? Oder allgemein die Altdeutsche saubere Schrift?

4 Antworten

Du musst Schreibschrift und Druckschrift auseinanderhalten. Sütterlin bzw. die sog. Kurrentschriften (verbundene Laufschriften) sind Schreibschriften. In Fraktur schreibt man eher nicht, sondern druckt man. Und ja, ich fände Sütterlin, lieber aber noch die davor verwendete Kurrentschrift (die kannte aber zahlreiche regionale Varianten) zum Schreiben als 2. Schrift schön, im Druck die Frakturschriften.

Schriftbild mag das alte schöner sein. Wenn ich aber wie jetzt am lernen bin und rund 50 Seiten handschriftlich schreiben darf, würden mir beide Schriftarten zu lang dauern. Und zudem muss ich schnell schreiben - n Blatt daneben zu legen um die richtigen Buchstaben zu verwenden ist absoluter Müll!

Aus Seiten von den Lehrern: auch wenn wir diese arten noch hätten, wette ich mit dir, dass man von sehr vielen die Schrift nicht lesen könnte.

Wenn man schon grübeln muss, ob es n B, C oder n L ist, ist es im Alltag unpraktisch. Oder willst du Klausuren automatisch schlechter bewerten, weil man die Buchstaben nicht entziffern kann? Kein Dokument, keine Post und co würde mehr da ankommen, wo es hin soll. Und wenn, dann erst tage später, da wahrscheinlich menschen jeden Brief überprüfen müssten.

Und wenn derjenige in Sütterlin ne Sauklaue hat, dann grübelst du deutlich mehr als in Druckschrift. Meine Tante hat allein fast ein Jahr gebraucht um das Geburtenregister von ihrer Familie zu entziffern.


Seimenk 
Beitragsersteller
 19.06.2025, 19:54

Okay Danke für die eindrücke. Ja, das mag schwierig sein, habe ich garnicht drin gedacht. Tipp falls ihr das nächste mal Sütterlin entziffern wollt: geht in das Stadt- oder Staatsarchiv mit den Dokumenten. Die Archivaren können meist sehr gut Sütterlin lesen. Teils auch schreiben

Missy274  19.06.2025, 20:05
@Seimenk

Meine Tante lebt auf nem Dorf. Der nächste Archivar, der das lesen kann, lebt 1,5 Stunden entfernt. Lohnt sich also nicht dort hin zu fahren. Also lieber selbst entziffern!

Vor allem an der Uni oder den Fachhochschulen wird und würde das keiner verwenden. Wir müssen in 2 Stunden ne Klausur schreiben, wo wir mit unserer normalen Schrift schon kaum hinkommen. Da wär sowas dann der Tod. Und zudem schreiben wir unter stress eh schludriger als sonst - dann ne ungeübte, ausgemusterte Schreibart.... Die Durchfallquote wird dann deutlich steigen. Und zwar nicht wegen des fehlenden Wissens, sondern wegen dem schreiben. Auch dürfen wir bei ner Klausur keine Blätter daneben haben. Sollen wir zu nem 250 Seiten Skript noch ne neue Schreibart lernen, die seit 1941 hier keine Gültigkeit mehr hat... Selbst meine Eltern können das nicht schreiben - warum also jüngere zu etwas zwingen, was du im Alltag nicht nutzen darfst? Meine Oma selbst hat mir gesagt, dass sie das "alte" nicht mag, weil es im Alltag zu komplex ist.

Seimenk 
Beitragsersteller
 19.06.2025, 20:06
@Missy274

Ich meinte ja auch mit der Frage eher, ob man sie garnicht erst hätte abschaffen sollen. Dann hätten wir die "neue" Schrift ja garnicht erst gekannt. Und müssten auch keine zweite Schrift dazulernen

Nein. Ich finde die Schrift auch nicht generell "sauberer" und schon gar nicht besser/einfacher zu lesen.

Wie ordentlich die Schrift ist, hängt nun einzig und allein vom Schreiber ab. Ja, die Kunst der Schönschrift oder gar Kalligraphie ist leider ziemlich ins Hintertreffen geraten, aber das hat wohl wenig mit den Schrifttyp und alles mit den digitalen/technischen Helferlein.

Uns wurde deutsche Schreibe damals noch beigebracht (Pflichtübung).

Im Nachhinein muß ich zugeben, daß es zu bei allen Mitschülern zu Schreibdisziplin geführt hat, obwohl es nervig war, sich mit Ansatz, Haarstrich, Grundstrich und dergleichen herumzuquälen . Tanzende Buchstaben oder Wörter fielen sofort auf.

Aber "Disziplin" im 21 Jahrhundert? Könnte man ja mal dem Schülerrat oder den GEW-Kuschelpädagogen vorschlagen.....