Edelstahl Blech bearbeiten (bohren, sägen, feilen, biegen)?

2 Antworten

Da kannst Du aber einen drauf lassen!!!

Edelstahl, sofern es sich um NICHTROSTENDEN austenitischen Edelstahl handelt mit 18% Chrom und 8% Nickel ("V2A"), ist unter den Stahllegierungen der Problemwerkstoff Nummer eins.

Wenn Du Dein Tabellenbuch konsultierst, wirst Du erst mal feststellen dass die empfohlenen Schnittgeschwindigkeiten erheblich niedriger liegen als beispielsweise einem ST37.

Eine Hauptursache für die erschwerte Bearbeitbarkeit scheint die Tatsache zu sein, dass nichtrotender austenitischer Edelstahl extrem zäh ist und sich bei Verformung durch Kaltverfestigung rapide verhärtet.

Im Klartext: Wenn beim Ansetzen des Bohrers Selbiger ein paar Umdrehungen über den Edelstahl schrabbelt verhärtet dieser lokal und der Bohrer wird blau.

Man versucht also gleich zu Beginn mit hohem Druck auf den Bohrer dessen Schneide in Eingriff zu bringen damit keine Gleitbewegung entstehen kann. Ist der Bohrer im Eingriff, nimmt man den Druck zurück und bohrt mit guter Kühlung weiter.

Nicht umsonst haben Bohrerhersteller viel Entwicklungsarbeit in spezielle Edelstahlbohrer investiert. Die hat aber niemand und sehr teuer sind sie auch.

Ein alter Mechaniker.Trick ist, beim Bohren von Edelstahl einen Körner nicht rund, sondern mit Vierkant an zu schleifen. Die Idee dahinter ist, dass der Bohrer dann sofort in Eingriff kommt über die runde Vertiefung drüber zu rutschen. Obs was bringt, hab ich noch nicht probiert, ich bin aber skeptisch weil über den Körnerpunkt rutscht in jedem Fall die Spitze des Bohrers, die mehr drückt als schneidet.

Feilen von nichtrostendem Edelstahl ist sehr mühselig, die Feilzähne wollen gar nicht in den Werkstoff eindringen. Etwas besser klappt es wenn man eine nagelneue Feile nimmt. Ich würde mir aber möglichst wenig Stress machen und mit Schleifmaschinen arbeiten, z.B. mit Flex und Korund-Schleifkopf.

Aber VORSICHT: der Schleifkopf muß neu sein, denn wenn schon einmal normaler rostender Baustahl damit bearbeitet wurde, überträgt sich Kohlenstoff durch Diffusion aus den in den Schleifkopfporen enthaltenen Spänen in den nichtrostenden Edelstahl, wodurch dieser seine Rostfreiheit verliert. Die Folge ist Kantenrost.

Es gibt übrigens auch nickelfreien nichtrostenden Edelstal, mit 17% Chrom. Den siehst Du ganz häufig im Inneren von Aufzügen, in Form von genarbten Blech-Innenauskleidungen. Der ist billiger und widersteht recht gut Vandalismus durch Kratzen mit Autoschlüsseln. Du erkennst schon an der etwas dunkleren Farbe dass es nicht der Gleiche Stahl ist wie der meist verwendete "V2A".

Für die Flex gibt es spezielle Schleifscheiben, die viel besser geeignet sind.

Ja. Edelstahl ist meistens schwerer zu Bohren usw als normales Stahlblech. Beim Bohren musst du mit der Drehzahl runter gehen und viel kühlen. Und natürlich aufpassen das sich der Bohrer nicht ins das Blech rein zieht und verhakt.