Brief nicht entziffern können?


19.04.2025, 14:02

Die Seite gabs auch noch

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist ja nun wirklich gut zu lesen, alles sehr deutlich und in einwandfreier Grammatik. Verstehe nicht, dass du Leseschwierigkeiten hast.

Aber hier ist schon mal die Seite 1, und Seite 2 folgt:

Liebe Geri

Wir haben neulich gesagt: Was können sie uns nun noch tun? Und nun ist schon wieder etwas Neues da, etwas Grausames und Schreckliches. 2000 J. sollen nach Polen von allein 2000 Personen bis 68 Jahre. Vorläufig wissen wir von uns nichts, aber was heute nicht ist, kann morgen schon da sein. Aber eins sage ich Dir, ich gehe nicht nach Polen. Der Teich fließt ja nahe hier vorbei. Ob meine Tanten in Köln auch mit dabei sind, wir wissen es nicht. Am kommenden Dienstag geht der erste Transport nachts ab. Dann sieht niemand etwas davon. 100 Mark und 100 Pfund Gepäck darf man mitnehmen. Wann die 100 M. auf sind, was dann ist, weiß man nicht.

Es sind Ehepaare dabei, die 65 + 67 Jahre alt sind u. krank. Und dann jetzt im Winter Polen, bei der Kälte, die wir nicht gewohnt sind u. wo so viel Elend ist. Wenn Du mal nichts mehr von uns hörst, dann weißt Du ja Bescheid. Aber um eines bitte ich Dich, wenn der Krieg zu Ende sein sollte,dann mußt Du mal versuchen, Dich mit unseren Angehörigen in Verbindung zu setzen. Irgend ein Weg wird dann wohl da sein, aber dann, wenn Du von uns nichts mehr hörst.

Hier habe ich mich schon ganz mit den Tatsachen abgefunden. Der erste Abend war schrecklich Wir kamen im Dunklen an. Wir konnten kein Bett mehr aufstellen. Ich habe die Nacht sitzend verbracht, Mutter wurde eine Couch zur Verfügung gestellt u. Walter hat bei einem anderen Ehepaar Unterkunft gefunden. Jetzt haben wir uns so ziemlich eingerichtet. Unsere 2 Zimmerchen sind ganz wohnlich, nur kann man gar nichts mehr finden. Aber alles das ist gleich, wenn sie uns nur nicht schon 

Seite 2:

wieder weiterhetzen. Aber ich darf nicht an die Heimat denken. Mutter und ich würden zu Fuß in der Nacht nach Hause gehen, wenn wir nur wieder in unser Heim könnten. Kennst Du das Lied von Ostermann? "Ich möcht zu Fuß nach Kölle jon."

Dann möchte ich Dich noch um eines bitten, die Waschanstalten hier nehmen augenblicklich keine Bettwäsche zum Waschen an. Könntest Du uns nicht ein Tischtuch u. 2 Bettbezüge gelegentlich mit waschen. Hier ist gar keine Gelegenheit, um große Sachen waschen zu können. Ich mache Dir auch gelegentlich, wenn wir etwas zu Ruhe gekommen sind, noch verschiedenes fertig, wir haben viel zu viel Sachen, und wenn wir hier wegkommen, dann haben wir nichts mehr nötig. Hoffen wir, dass es noch eine Zeitlang mit uns gut gehe. Die Leute hier, neben denen wir wohnen, sind alle sehr nett. Neben uns wohnt eine arische Frau, die ihres Mannes wegen freiwillig hierhergegangen ist. Gegenüber wohnt eine Frau, die einen katholischen Mann hatte u. ein katholisches Kind von 7 Jahren. Wir waren von allen Seiten zum Essen eingeladen worden, als wir selbst noch nicht kochen konnten.

Verbrenne bitte diesen Brief sofort! Was macht Resi? Und hattest Du Nachricht von Deinem Mann? Was machen unsere Nachfolger? Spricht man auch noch mal von uns? Resi hat nicht aufgesehen, als wir wegfuhren.

Wenn Du mir schreibst, nur an die angegebene Adresse, mit doppeltem Couvert. Wenn Du aber von irgendwoanders Gelegenheit hast zu schreiben, dann schreib nach hier ohne Absender. Nun wünsche ich Euch alles Gute, auch Deiner Mutter u. Viele Grüße M.

Seitlich:

Ich habe gestern großes Pech gehabt. Ein Schrank ist mir auf den Fuß gefallen. Der Fuß ist dick u. ich kann keine Schuhe anziehen


Samarz 
Beitragsersteller
 19.04.2025, 14:20

Vielen Lieben dank!

wenn du ihn nur schwer lesen kannst, kannst du ihn ja lesen, aber halt schwer. also lies ihn.

Das meiste kann ich lesen, aber es ist zu viel zu schreiben.

Due Grundaussage dürfte klar sein. Es handelt sich um eine jüdische Familie, die umquatiert wurde. Jetzt haben sie Angst, dass es nach Polen weitergeht.