Bogenschieß Problem, ich löse zu früh?
Hallo,
ich schieße seit bald einem Jahr Bogen (Recurve mit Visier). Das erste halbe Jahr war richtig gut, da habe ich relativ gut getroffen. Aber seit einem Training geht irgendwie gar nichts mehr.. ich löse einfach instinktiv während dem Ausziehen und weiß einfach nicht was ich dagegen tun soll.. meine Trainer wirken auch ein bisschen Ratlos, und ich habe jetzt in den letzten 3 Monaten so ziemlich alles probiert, aber ich kriege es einfach nicht mehr hin.
Ich glaube es hängt zum Teil mit meiner Konzentration zusammen, weil ich es oft nicht hinkriege mich voll und ganz auf den Schuss zu konzentrieren. Aber auch wenn ich das schaffe kriege ich es nicht hin.
Habt ihr da irgendwelche Ratschläge, um wieder normal schießen zu können?
Danke im Voraus!
1 Antwort
Hallo Mine5000gkT,
ich kann gerne mal versuchen, ob ich zu einer Besserung etwas beisteuern kann. Dazu brauche ich erst mal einige Infos.
- wie oft schießt du, wieviel Zuggewicht, wie viele Pfeile je Training?
- wie läuft ein typisches Training ab? Entfernung, Auflagen mit / ohne
- Tritt das Problem ab dem ersten Schuss auf?
- welche Maßnahmen hast du bereits mit dem Trainer versucht?
- Wie läuft bei dir der letzte Teil des Schussaufbaus ab? Also sagen wir mal, beide Arme sind parallel angehoben, der Sehnenzug zum Anker beginnt. Was läuft jetzt genau ab, ab wann beginnt dein Problem?
- Ein Trainer hat ja auch andere Schützen zu betreuen. Aber ist ein Trainer bei den Maßnahmen immer wieder mal dabei und wie lange?
- Bist du gerne auf Turnieren und sehr ehrgeizig?
Bitte beantworte mir die Fragen, damit ich nicht so viel doppelt erzähle bzw. dich generell ein wenig einschätzen kann. Und ja, es wird nicht immer mit wenigen Worten möglich sein :-)
Gruß Bogenfreund
O.K., das war ja mal wirklich ausführlich, das hilft mir erst mal sehr. Dir muss klar sein, dass diese Sache sich etwas mühsam gestalten und seine Zeit dauern kann. Im Unterbewusstsein müssen die Verbindungen von Reiz = "Augen sehen Ziel" und Reaktion = "Pfeil-muss-weg" gelöst werden. Was über einen längeren Zeitraum mit vielen Schüssen entstanden ist, kann nicht in 1 oder 2 Wochen beseitigt werden.
Achtung: kein bisheriges, normales Training mehr !
Das Goldangst-Training ist aufgeteilt in 3 Stufen. Ich gebe dir heute die erste Stufe. Mehr würde hier den Rahmen sprengen, mehr hätte jetzt aber auch absolut keinen Sinn. Zumal jede Stufe sowieso in einem längerem Zeitrahmen geübt werden sollte. Alle Übungen werden mit Pfeil gemacht, damit ein versehentliches Lösen nicht zu einem Leerschuss führt. Die Zahl der einzelnen Übungen sind Mindestangaben. Es macht wenig Sinn, alles schnell „abzuarbeiten“, um gleich wieder im normalen Trott weiter zu machen wie vorher. Die Goldangst kann extreme Ausmaße annehmen und ein Schießen unmöglich machen.
- ganz wichtig: die Übungen werden mitunter eintönig oder auch mühsam erscheinen. Der Schütze sollte aber unbedingt die Notwendigkeit einsehen und diese mit Überzeugung absolvieren.
- Verkürze deine gewohnte Trainingszeit, dass hier macht man keine 2 Stunden. Dann eben nur 1/2 Stunde. Vielleicht 2 Trainingseinheiten am Tag, wenn Möglichkeiten zu Hause im Keller/Dachboden bestehen.
- mindestens je 10 Übungen, gerne mit Pausen
Stufe1
Du stellst dich 3-5m vor eine Scheibe ohne jede Auflage. Nach dem Griff an die Sehne werden beide Arme nur mit der Vorspannung angehoben und der Bogen ausgerichtet. Der Auszug selbst soll hier anschließend mit geschlossenen Augen geschehen. Hier passt der Trainer auf, dass der Pfeil nicht über die Scheibe zeigt. Wegen fehlenden visuellen Eindrücken wird hier ein sofortiges Lösen nicht so schnell vorkommen, fühle konzentriert und intensiv den Ankerpunkt, also den festen Andruck der Sehne am Kinn. Auch wenn es jetzt vielleicht komisch klingt, aber genieße diesen Andruck und betrachte ihn als deine Zielerreichung. Halte einige Sekunden und stelle dir intensiv die (nicht vorhandene) Auflage vor. Wichtig: es wird nicht geschossen! Jetzt die Sehne langsam zurückführen, dann erst die Augen öffnen und den Bogen wieder absetzen. Kurz entspannen und wiederholen. Dem Kopf wird so klargemacht, dass ein Bogenauszug nicht zwangsläufig ein Lösen der Sehne zur Folge hat.
Ich kann dir nur raten, es bei diesen Übungen zu belassen. Mit geschlossenen Augen und großen Willen kann es möglich sein, dass schon nach rel. kurzer Zeit ein Ankern, wenn auch etwas zaghaft, wieder möglich wird. Wer jetzt glaubt, er hat es ja doch im Griff, und wechselt vorschnell zurück auf das normale Training, wird fast immer einen Rückfall erleben. Auch bei einem zeitnahen Erfolg, es sollte mindestens 3-4 Trainings durchgehalten werden.
Prüfe erst mal, ob du das auch so durchhalten möchtest. Wenn du nicht vollständig dahinter stehst, werden auch die folgenden Stufen keinen Sinn machen. Schreibe mir ggf. eine PN, dann kannst du gerne die restlichen Stufen bekommen, keine Frage. Ich wünsche dir einen erfolgreichen Start und drücke die Daumen :-)
Gruß Bogenfreund
Hallo,
Ich werde diese Stufe wohl leider erst im Sommertraining probieren können, weil wir in der Halle ja nur auf 18 Meter schießen können und auch andere schießen. Und die Trainer wollen eigentlich nicht dass wir außerhalb der Trainingszeiten schießen. Wegen PN: Dazu muss ich scheinbar Level 8 erreichen, sonst muss ich dir eine Freundschaftsanfrage senden. Aber ich werde sobald das Sommertraining beginnt mal schauen ob ich Stufe 1 hinkriege. Das mit 30 Minuten pro Training wird auch schwer, wir haben feste Trainingszeiten.
Vielen dank!
Hmm, vielleicht habe ich mich ja mißverständlich ausgedrückt 🤔
- Es braucht für dich doch nur eine Nahscheibe, max. 10m. Im allgemeinen steht doch sowieso mindestens 1 Scheibe auf eine kurze Entfernung. Auf welche Entfernungen die anderen schießen, spielt für dich in dem Fall doch überhaupt keine Rolle. Gibt es bei euch kein Techniktraining auf z.B. 10m, während andere draußen auf 70m schießen?
- Und nein, außerhalb der Trainingszeiten kommen wir im Winter ebenfalls nicht in die Halle. Geübt werden kann selbstverständlich in der Halle nur zu den Trainingszeiten. Wo genau ist das Problem, wenn du eine Scheibe auf 10m stehen hast und die anderen bei 18m sind?
- 30 Minuten für dein Sondertertraining passt nicht bei euch ??? Wenn ihr z.B. 2 Stunden trainiert, kriegst du deine 30 Min. doch zeitlich 4x unter. Und die 30 Min. waren ja nur eine empfohlene Mindestzeit. Du kannst natürlich auch die gesamte Trainingszeit mit deinem Sondertraining verbringen.
Auf keinen Fall würde ich Maßnahmen gegen eine vorhandene oder beginnende Goldangst auf die lange Bank schieben. Wenn du schon jetzt kaum ankern kannst, ist es höchste Zeit.
Gruß Bogenfreund
Die Halle ist bei uns sehr eng, deshalb schießen alle nur auf 18 meter (und raus geht/darf im Winter niemand). Und das mit den 30 Minuten habe ich falsch verstanden, ich dachte du meinst ich soll wirklich insgesamt 30 Minuten schießen und dann sofort aufhören. Und du hast Recht, ich will das endlich loswerden und werde sobald es geht beginnen.
O.k., wieviele Leute seid ihr denn beim Training und wieviele Scheiben könnt ihr denn stellen?
meistens so 15 Leute auf 5 Scheiben (deshalb schießen wir auch nur die hälfte der Zeit und machen sonst Theorie)
Da ist es natürlich nicht so einfach, auf eine 18m-Scheibe zu verzichten, um sie auf 10m zu stellen. Bei uns stehen immer 2-3 Nahscheiben bei 4-5 auf 18m. Sind halt immer Leute dabei, die reines Techniktraining auf 10 ohne Auflagen machen, und dann zwischendurch wechseln. Wenn das bei euch nicht üblich ist, ist es natürlich schwierig.
Ich sag mal so, bei uns würde niemand im Regen stehen gelassen, bei solch einem gravierendem Problem. Ich würde dich niemals noch 1,5 Monate so weiterschießen lassen und zusehen, wie sich das Problem weiter verschärft. Aber gut, ich drücke dir die Daumen, dass du mit den Trainern vielleicht doch noch eine schnellere Lösung finden kannst.
Gruß Bogenfreund
Ja das finde ich auch irgendwie nervig. Aber Danke für deine Hilfe! Ich werde wie gesagt spätestens im Sommer Phase 1 probieren, ich hoffe das hilft.
Viele Grüße
Mine5000gkT
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn du so weiter trainierst, es schwerer werden kann das Problem zu beheben. Bogenfreund hat sich da recht deutlich ausgedrückt.
Vielleicht kannst du "Trockentraining" mit einem Theraband machen. Damit hast du zwar nicht zwangsläufig den gleichen Widerstand wie bei deinem Bogen, kann aber helfen den Schussablauf konzentriert zu üben.
Wenn es eine Variante der Goldangst/Targetpanik ist befürchte ich, dass ein Theraband nicht den nötigen Bezug zu einem echten Schuss herstellen kann. Aber du hast natürlich Recht, es ist besser als noch Wochen gar nichts zu tun 🤷♂️
Nochmal ein kleines Update, beim letzten Training am Mittwoch habe ich mit dem Trainer geredet. Und er hatte die Idee dass ich mal Traditionell schieße, also ohne Visier und mit Gesichtsanker. Das habe ich dann gleich mal gemacht und es hat eigentlich super geklappt, ich bin in den Anker gekommen und konnte ihn kurz halten. Ich werde evtl auch mal compound probieren, laut meinem Trainer könnte das auch helfen.
Du konntest den Anker kurz halten? Das klingt ja erst mal gut. Was heißt genau "kurz"? Gab es immer noch einen gewissen Zwang zum Lösen?
Grundsätzlich kann es tatsächlich helfen, die Bogenart zu wechseln. Vor allem ein Wechsel auf einen Compoundbogen. Selbstverständlich wird dann mit einem Release gelöst. Ein Auslösen auf "Knopfdruck" kann den nötigen, ich nenne es mal Gefühlsabstand, bringen. Obwohl auch beim Compound geankert wird, das ist klar. Vor allem bei einem Wechsel zum traditionellen Schießen würde ich einen Erfolg nur nach einigen Trainings bewerten wollen. Immerhin muss auch da die Zughand samt Sehne fest an die Wange gebracht werden.
Sofort auf eine andere Bogenart ausweichen wäre nur eine Option, wenn dir der Visierrecurve grundsätzlich nicht wichtig ist. Sonst besteht die Möglichkeit, dass du ganz einfach nicht glücklich wirst mit der neuen Art zu schießen. Wenn du magst, kannst du ja nach einigen Trainings noch mal berichten.
Gruß Bogenfreund
Hallo,
Ich habe lange nichts mehr geschrieben. Ich habe heute compound gelernt. Und das hat perfekt geklappt. Und das finde ich auch cooler als recurve also werde ich erstmal dabei bleiben. Vielen Dank für deine Hilfe!
Vielen Dank für deine Bewertung 😊
Freut mich, dass du dein Problem mit dem Bogenwechsel losgeworden bist. Auch bei uns hat genau das bei einem betroffenden Schützen nach langen Mühen und den unterschiedlichsten Versuchen funktioniert. Die ganz andere Art zu ankern und zu schießen kann festgefgahrene Verknüpfungen im Gehirn lösen, um neue Abläufe anzulegen. Viel Spaß beim Compoundschießen.
Gruß Bogenfreund
Hallo.
Also:
1)Jeden Mittwoch,18 Pfund, ich schätze 36-60 Pfeile
2)Ich bin grade einmal 16, deshalb bin ich im Jugendtraining meines Vereins. Gerade ist Hallensaison also schießen wir alle auf 18 Meter, ich schieße auf eine 40cm Auflage. Im Training baue ich meinen Bogen auf, wärme mich auf und dann wird geschossen.
3) Ja. Wobei die ersten Schüsse meist ein bisschen besser klappen als die folgenden(mit besser meine ich, ich komme ein bisschen weiter im Auszug)
4) Also vorab, als ich angefangen habe haben die Trainer uns 4 Schusspositionen angesagt. 1 ist noch unten, also quasi Vorspannen und vorbereiten, 2 ist Bogen nach oben heben, 3 ist in den Anker ziehen und 4 das Lösen. Wenn mir jemand diese Positionen ansagt, komme ich in den Anker. Also machen das die Trainer manchmal. Es hilft auf Dauer aber nichts, weil ich mich während ich im Anker bin voll auf das nicht Lösen konzentrieren muss und sobald ich irgendein Geräusch höre (das muss nicht "4" sein) löse und sobald die Positionen nicht mehr angesagt werden die alten Probleme zurückkehren. Das ist aber das einzige was wirklich probiert wurde.
5) Es gibt 2 Hauptprobleme. Also erstmal fange ich normal an zu ziehen, und sobald ich mit der Hand vor dem Kinn ankomme(hier beginnt das Problem meistens, manchmal sogar vorher) , löse ich einfach, ohne es zu wollen. Und außerdem neige ich den Kopf während dem ziehen nach hinten, was es nochmal schwerer macht. Beides ist unkontrolliert, und ich weiß nicht was ich dagegen tun soll.
6)Das ist glaube ich einer der Gründe warum es jetzt so ausgeprägt ist, die Trainer wissen Bescheid, aber sie sagen halt immer nur " Du ziehst nicht bis in den Anker", was nicht viel hilft. Oder sie sagen die Positionen an wenn ich das will/frage, aber wie gesagt, auf Dauer bringt das nichts.
7)Ich habe früher bei unserer Vereinsmeisterschaft mitgeschossen als es noch gut ging. Seitdem nicht mehr, und damals war ich schon eher ehrgeizig.
Danke schon einmal für deine Hilfsbereitschaft!