Beurteile die Wirtschaftspolitik der NSDAP. Wurde hier verantwortungsvoll in die Zukunft geplant?

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Vorkriegs-Bemühungen zum Erreichen einer möglichst autarken (vom Ausland unabhängigen) deutschen Wirtschaft als Beweis für Hitlers Kriegsabsichten

Krieg wird nicht allein mit Waffen geführt, er ist immer auch ein Wirtschaftskrieg, da diese Waffen finaziert und produziert werden müssen. Ohne Rohstoffe keine Waffenproduktion. Hitlers Wirtschaftspolitik kann man daher nur insofern als "veranwortungsvoll für die Zukunft geplant" nennen, was die militärische Stärke der Wehrmacht zur Durchführung seiner Angriffskriege im Westen und im Osten betraf.

Dass der Krieg von langer Hand geplant und Hitlers angebliche Friedensbemühungen, z.B. das Münchner Abkommen vor dem Krieg nur Ablenkungsmanöver waren, wird anhand von Hitlers Autarkie-Bestrebungen bzgl. der kriegswichtigen Rohstoffe wie Stahl, Benzin, Kautschuk autark (unabhängig vom Ausland) nur zu deutlich.

Dies resultierte aus den Erfahrungen der englischen Seeblockade der Entente (Frankreich/England) im 1. Weltkrieg, durch die u.A. 900.000 Zivilisten in Deutschland verhungerten. Bei einem Krieg wollte man deshalb möglichst unabhängig von fremden Wirtschaftsgütern sein.

Als Kriegsvorbereitung wurden daher in Deutschland folgende Autarkie-Programme auf den Weg gebracht:

  • für die zuvor nicht verwendbaren sauren Eisenerze in Niedersachsen wurde eigens ein spezielles Verfahren entwickelt um sie zu verhütten, woraus die Hermann-Göring-Werke in Salzgitter entstanden. Faktisch lieferte das neutrale Schweden Hitlerdeutschland während des Krieges weiter hochwertiges Eisenerz, mutmasslich u.A. um nicht selbst angegriffen zu werden.
  • Synthetischer Kautschuk wurde entwickelt, für den man nur noch geringe Mengen Natur-Latex brauchte, diese kleine Menge allerdings zwingend. Die Versenkung des deutschen Schiffs "Münsterland" , das Naturlatex geladen hatte und trotz See-Blockade nach Bordeaux gelangt war, hatte daher Top-Priorität für die Alliierten und gelang schließlich.
  • Erdöl-Vorkommen in Deutschland waren gering, nur auf Öl der Erdölfelder in Ploesti des des verbündeten Rumänien konnte zurückgegriffen werden.
  • Zwischen 1936 und 1943 wurden in Deutschland daher elf Hydrierwerke zur Umwandlung von Kohle zu flüssigem Kraftstoff gebaut, die später ein absolut vorrangiges Ziel für US-Bombenangriffe darstellten. Tatsächlich konnten die Luftwaffe und die Wehrmacht gegen Kriegsende oft aus Treibstoffmangel nicht oder nur unzureichend ins Kampfgeschehen eingreifen. U.A.. konnten die der Luft fast unangreifbaren deutschen Strahlflugzeuge Messerschmitt Me 262 und Arado Ar 234 nicht die Wirkung erzielen die sie ohne Treibstoffmangel gehabt hätten.

. Selbst Versuche synthetische Lebensmittel wie Fette herzustellen hatten vor Kriegsbeginn bereits begonnen

Bis zum Angriff am 22.Juni 1941 auf die Sowjetunion lieferte Stalin bereitwillig Rohstoffe. Das neutrale Schweden lieferte weiterhin die genannten hochwertige Eisenerze.

Durch die in der Folge des Angriffs auf die Sowjetunion ausbleibenden Rohstofflieferungen der Sowjets fehlten Deutschland im Krieg die Stahl-Legierungselemente Molybdän und Wolfram für verschiedenste Rüstungsbereiche wie für Werkzeuge, Panzerstahl, Kanonenrohre, panzerbrechende Geschosse, und nicht zuletzt für die Turbinenschaufeln der ersten Strahlflugzeuge Messerschmitt Me 262, Arado 234 und Heinkel 162. Die Strahltriebwerke des Strahljägers Messerschmitt ME262 erreichten durch den Mangel an hochwarmfesten Werkstoffen nur eine Einsatzdauer von maximal 20 Stunden, bevor sie ausgetauscht werden mußten.

Die Serienfertigung einer innovativen Glattrohrkanone mit überlegener Geschoßgeschwindigkeit und -Reichweite scheiterte u.A. am Mangel an den hierfür unentbehrlichen, oben genannten Legieungselementen.

Hitler war vermutlich davon aus gegangen, dass durch einen einen schnellen Sieg in Russland diese Rohstoffe bald wieder zur Verfügung stehen würden. Nach einem schnellen Erfolg sah es zu Beginn des "Unternehmens Barbarossa" auch aus, nachdem die Wehrmacht und die deutsche Luftwaffe auf eine völlig unvorbereitete Rote Armee und Rote Luftwaffe stießen. Obwohl deutsche Truppenaufmärsche an der Grenze Stalin durch sowjetische Aufklärungsflugzeuge gemeldet und der genaue Angriffstermin durch den Sowjet-Spion Richard Sorge in Japan Stalin vorhergesagt worden war, unternahm Stalin nichts, mutmaßlich um die Deutschen nicht zu provozieren. Deutsche Piloten berichteten, die Flugzeuge auf den sowjetischen Feldflugplätzen seien "wie bei einer Militärparade" aufgereiht" gewesen, wodurch die deutschen Luftangriffe maximale Wirkung zeigten. Im weiteren Kriegsverlauf ließ Stalin jedoch die kriegswichtigen Industrien wie Flugzeug- und Panzerfabriken hinter den Kaukasus verlegen, wo sie für die deutschen Bombenflugzeuge, die nur über eine relativ geringe Reichweite verfügten, unerreichbar waren.

Schweden lieferte hochwertige Kugellager sowohl an die Deutschen als auch an die Engländer. Dies ermöglichte den Deutschen, Produktionsausfälle auszugleichen, die durch den US-Bombenangriff auf die Kugellagerwerke in Deutschland am 17. August 1943 entstanden waren:

Schweinfurt–Regensburg mission - Wikipedia