Bessere Einkommensmöglichkeiten?

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Der große Unterschied zu Finnland bzw. Skandinavien ist die allgemeine Kluft zwischen den Gehältern.

Ich stimme Dir zu. Jede Modernisierung in der Industrie und der Technik allgemein haben das Potential der höheren Wertschöpfung - und letztlich erhöht der technologische wie auch der wirtschaftliche Fortschritt allgemeinen die Lebensqualität aller Menschen.

Allerdings denken die dogmatischen Verfechter des heutigen Neoliberalismus nicht an das Morgen, sondern immer nur an das Jetzt. In Zeiten des neoliberalen Zeitalters sind alle Maßnahmen und Prozesse maximal verkürzt auf unmittelbar sich auswirkende Faktoren. Der maximal mögliche Profit muss jetzt sofort erreicht werden. Daher sind auch Langzeitinvestitionen z.B. in Infrastruktur grundsätzlich unattraktiv und möglichst zu "kommunalisieren". Und deshalb sind auch so viele Maßnahmen so widersinnig, weil Langfristigkeit und echte "Nachhaltigkeit" überhaupt keine Rolle spielen (und wenn, dann nur in der Marketing-Abteilung).

Diese Denkweise ist natürlich außerordentlich schädlich, weil sie in krassem Widerspruch zu endlichen Ressourcen steht - human wie auch in der Natur. Und deshalb ist sie auch so gefährlich.

Reichtum wird durch technologischen Fortschritt zwar potenziert, allerdings auch immer mehr konzentriert.

Das, was Skandinavien im Allgemeinen uns voraus ist, ist eine enger geklappte Einkommenschere. In Deutschland verdient ein CEO ca. 10-12 Mal mehr, als seine Sekretärin. In Skandinavien sind es nur ca. 3-4 Mal so viel.

Außerdem leben in Finnland fast 70% der Bevölkerung in Eigentum. In Dt. sind es weniger als 50% - mit fallender Tendenz.

Mieteinnahmen sind Sogeffekte des Kapitals. Großkonzerne, aber auch Großprivatiers schaffen die Mieteinnahmen entweder ganz außer Landes oder horten es - und geben in Summe weniger Geld aus, als wenn man diese im Schnitt teuer vom Mund abgesparten Mieteinnahmen bei all den Mietern gelassen hätte.

Oder ein Extrembeispiel: Ein Multimilliardär wäre nicht in der Lage, seine Einnahmen in Form von Konsumgütern und Dienstleistungen wieder auszugeben - selbst wenn er es wollte. So viele Jachten und Luxus-Wohnungen kann er gar nicht kaufen, wie er müsste, um den volkswirtschaftlichen "Schaden" seines Gehalts wieder auszugleichen.

Würde er sich einen Fuhrpark von Oldtimern kaufen, wären die nach seinem Kauf alle locker 20% mehr wert, als zuvor. Ultrareiche können nicht nicht reicher werden, fast egal was sie machen. Das Prinzip von "trickle down" ist erwiesenermaßen falsch und eine Lüge.

Dieses Geld jedoch ist durch Arbeit und Leistung "entstanden" und ist nicht mehr Teil unseres Wertschöpfungssystems. Und je weniger davon sich immer mehr Leute teilen müssen, desto knapper wird diese Ressource für eine Gesellschaft. Das ist der Grund, wo diese Krise herkommt.

Die Wirtschaftsleistung in Finnland ist auf deutlich mehr Köpfe im Land verteilt, in Form höherer Durschnittslöhne. So kann auch der hohe Lebensstil finanziert werden, mehr Steuern werden generiert und Dienstleistungen können akzeptable Preise verlangen. In Skandinavien erreicht man damit eine deutlich bessere Verteilung des Lohnes und angemessene "Lohnstückkosten". Damit bleibt die Kaufkraft - selbst bei vergleichsweise hohen Lebensmittelpreisen - immer recht stabil und damit auch krisenfester.

Bei uns in Deutschland haben wir sehr viele Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, vergleichsweise - und eingedenk unserer Wirtschaftskraft - ziemlich miese Löhne und eine krasse Ungleichverteilung von Reichtum und Einkommen (Nein - keine Neiddebatte!). Außerdem belasten wir steuerlich eine schrumpfende, gut verdienende "Mittelschicht".

Der Politik der letzten 40 Jahre ist nie etwas anderes eingefallen, als nur diese Schicht zu schröpfen, koste es, was es wolle. Erodiert nun hier diese Mittelschicht weiter, hat das sofort spürbare Auswirkungen auf die allgemeine Kaufkraft bzw. die Konsumausgaben - und Einnahmen.

Was uns Skandinavien voraus hat? Ein politisches System, das nicht von Oligarchenfamilien und Großkonzernen gekapert wurde.