Bekanntes Gedicht zur Vergänglichkeit des Lebens (möglichst aus der Romantik)

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Es ist alles eitel

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden, Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein; Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein, Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

Was jetzund prächtig blüht, soll bald zutreten werden. Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein; Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn. Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn? Ach, was ist alles dies, was wir vor köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind, Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfindt! Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.

Andreas Gryphius (1614-1664)

Was macht Vergänglichkeit deutlicher, als der Herbst also -

Herbsttag - von Rainer Maria Rilke

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gieb ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

oder Herbst vom gleichen Autor

Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

Brauchst du das für die Schule?Ist ne ganz schön komische Aufgabe, denn Vergänglichkeit ist eher ein zentrales Thema in der Barockzeit (Vanitasgedanke und so).. Also definitiv romantisch und auf die Vergänglichkeit bezogen ist "Letzte Hoffnung" von Wilhelm Müller aus dem Zyklus Winterreise:

Hier und da ist an den Bäumen

manches bunte Blatt zu sehn,

und ich bleibe vor den Bäumen

oftmals in Gedanken stehn.

Schaue nach dem einen Blatte,

hänge meine Hoffnung dran;

spielt der Wind mit meinem Blatte,

zittr ich, was ich zittern kann.

Ach, und fällt das Blatt zu Boden,

fällt mit ihm die Hoffnung ab,

fall ich selber mit zu Boden,

wein auf meiner Hoffnung Grab.

Aber das ist halt nicht so besonders bekannt... Naja, dann kannst du mal noch googlen nach Joseph von Eichendorff Mondnacht, das ist SEHR bekannt und aus der Romantik, da könnte man mit viel Fantasie auch noch was über Vergänglichkeit reininterpretieren (Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus..blabla) Und wenns nicht unbedingt romantisch sein muss, dann googel nach Andreas Gryphius, der hat eigentlich nur Gedichte über Vergänglichkeit geschrieben, von denen auch einige recht bekannt sind

Mondnacht
(J. F. v. Eichendorff)

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.