was sagt dieses gedicht aus?

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Dieses Gedicht von Franz Grillparzer, 1791-1872, dem österreichischen Nationaldichter, weicht auffallend von anderen Gedichten der Romantik ab. Dort finden wir Bilder aus der Natur, Sehnsucht nach einer heilen Welt z.B. im historischen Rückblick auf die verklärte Ritterzeit. Es geht um Zauberwelten und in geheime Kräfte oder Botschaften. Romantik will Gegenwelt zur Klassik und der Nüchternheit der Aufklärung sein. Die, vor allem Emanuel Kant, hat die Vernunft betont und dem Gemüt, der inneren Regung keinen Raum gelassen. In dieser Gegenbewegung spielen Begriffe wie Sehnsucht (Ferne) und Geborgenheit in einer "kleinen, überschaubaren" Welt eine große Rolle (man erinnere die Bilder von Spitzweg). Pantasie ist, obwohl sie nicht zu kurz kommt, dabei kein wirklich zentraler Begriff.

Bei Grillparzer jedoch finden wir ein "Theorie-Gedicht" über Romantik, und, wie sich herausstellt, über Dichtung. Bei ihm wird Romantik und Phantasie gleichgesetzt. Phantasie als Mutter der Dichtkunst. Zwar pflegt die Romantik wohlgeordnete Reime und fließende Rhythmen, der gewissen Liedhaftigkeit wegen sind ja viele Gedichte der Romantik vertont worden. Doch nichts davon wirkt angestrengt und gewollt, wie es die Zeile "Mustert die Muster" vermuten lässt. Auch die Bildsprache ist nicht so festgelegt, dass dort die Muster zu suchern wären. So könnte man meinen, dass Grillparzer die Deutsche Romantik nicht verstanden hat. Ganz wichtig ist: Die Romantik entstammt einer heilen, kleinbürgerlichen Welt und beschreibt ihre Hoffnungen. Diese hat es so verbreitet in Österreich nicht gegeben, da herrschte ja bis ins 19. JH noch der Kaiser samt Hofstaat in Wien, auf dem Land das strenge Sippengesetz der bäuerlichen Welt. So handelt dieses Gedicht Grillparzers zwar von einer Theorie der Romantik und Dichtkunst, ohne den Kern der Romantik verstanden zu haben.