Balladen verstehen - Unmöglich?
Wie versteht man Balladen schnell, ohne irgendwelche Notizen, ...? Ist es überhaupt möglich, alte Balladen rasch zu verstehen? Wenn ja, wie? Worauf achten (eine Methode, die leicht ist)? Danke im Voraus
2 Antworten
Wenn man das nicht im Gefühl hat ist das echt schwer. Ich selber finde es tatsächlich unfair, dass so etwas abgefragt wird, ich kann es einfach, andere nicht.
Was mir immer hilft ist das wichtigste zu markieren, sodass wenn ich es anschaue alles übersichtlich habe.
Viel Glück!
Danke! Nach ein paar Beispielen wird es glücklicherweise auch schon besser.
Balladen gehören zu den Gedichten, die eigentlich relativ leicht zu verstehen sind. Denn es sind ja eigentlich Erzählungen in Gedichtform. Natürlich gibt es Unterschiede, vor allem wenn das Gedichte sind aus früheren Zeiten. Aber wir können gerne mal so einen Fall durchspielen. Stell doch einfach eine Ballade hier rein, und ich versuche dann mal Sie schnell zu verstehen.
Sehr schön, ich schau mir das gleich mal an unter dem Gesichtspunkt, wie man mit diesem Gedicht klarkommen kann. Kannst du hier noch mal reinschreiben, was genau wahrscheinlich eine Aufgabe bei euch in einer Klassenarbeit sein wird oder könnte
Ich habe mich an Leute von textaussage.de gewandt: Die versuchen immer Wege zu finden, um solche Texte zu verstehen.
Einer von denen hatte gerade Zeit und Lust und hier kannst du seinen Fortschritt verfolgen:
https://schnell-durchblicken.de/friedrich-schiller-die-kraniche-des-ibykus-tipps-wie-man-eine-alte-ballade-verstehen-kann
Danke! Habe das hier gefunden:
Zum Kampf der Wagen und Gesänge,
Der auf Korinthus' Landesenge
Der Griechen Stämme froh vereint,
Zog Ibykus, der Götterfreund.
Ihm schenkte des Gesanges Gabe
Der liebende Apoll,
So wandert’ er, an leichtem Stabe,
Aus Rhegium, des Gottes voll.
Schon sieht er auf dem Wanderstabe
Korinths Akropolis,
Wo des Poseidons Doppeltor
Mit hohem Ernst die Steppe schließt.
Da stürzt von einem Waldeshange
Ein finster Mörderpaar,
Zum Raube gierig, ihn entgegen,
Und rings verschließt sich das Gefahr.
„Was wollt ihr?“ ruft er bleich vor Schrecken,
„Ich bin des Volkes Heiliger!“ –
Und wieder spricht er: „Kraniche, decket
Mit euren Schwingen meinen Gang!
Die ihr in Lüften über mir
Des Weges Fährte zieht –
Tragt meinem Tod die Rache
Dem richterlichen Rat!“
Er fällt – die Räuber flieh’n mit Eile,
Die Leiche ließ man liegen.
Und oben zieh’n, in weiter Zeile,
Die Kraniche gen Süden fliegen.
Und siehe! Im Theaterraum
Mit festlichem Gedräng’ und Saus
Sitzt das Korinthervolk vereint –
Es bebt das weite Rund vom Klang,
Vom Tanze bebt das Marmergleis,
Die Bühne kracht von Stampfen.
Da plötzlich ruft ein Mensch empor:
„Sieh da! Sieh da, Timotheus,
Die Kraniche des Ibykus!“
Und siehe, überm weiten Rund
Zieht eine Schar von Kranichen!
„Was sagt er da? Was meint die Stimme?“
Die Menschen stutzen, schweigen, sinnen …
„Die Kraniche des Ibykus?“
Und finstres Grausen ergreift die Menge –
Und nach des Mordes Spuren drängt
Die Tatverdacht sich durch das Volk.
Man greift – man fragt – die Täter beben.
Gefasst – geständig – richten sie’s ein:
Der Schwur, das Zeichen, das sie geben,
War Ibykus’ Rache – rein!