Ausbildungspraktikum in der Physiotherapie - Ausbeutung oder auf Augenhöhe?

Das Ergebnis basiert auf 2 Abstimmungen

Habe ich nicht so erlebt. 50%
Es hängt von der Einrichtung ab. 50%
Habe ich genauso erlebt. 0%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das kann man natürlich nicht pauschal sagen, da sicherlich jeder Betrieb anders ist. Ich hab jedoch überwiegend gute Erfahrungen gemacht.

Anfangs darfst und kannst du ja gar nicht viel selbst machen. Dann kannst du mir zuschauen oder mal Hilfestellung leisten.

Je weiter du in der Ausbildung bist, desto mehr kannst du im Praktikum selbstständig arbeiten.

Ich habe due Erfahrung gemacht, dass ich beim Praktikum in einer Praxis oft 1 zu 1 Betreuung hatte, der Praktikumsleiter also meist bei meinen Behandlungen dabei war. So sollte es im Idealfall sein. Ist sonst auch ein rechtliches Problem.

Im Krankenhaus wurden wir auch mal allein losgeschickt. Das wären dann aber eher leichte Aufgaben. Auf die Bettkante mobilisieren, Atemübungen, Thromboseprophylaxe...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Physiotherapeutin - MT, Schroth, MLD, u.a.
Alex89272161 
Fragesteller
 25.09.2023, 13:42

Wie waren deine Erlebnisse in Bezug auf Arbeitszeiten und den Respekt der die entgegen gebracht worden ist?

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somi1407  25.09.2023, 13:59
@Alex89272161

Im KH waren die Zeiten festgelegt. Von der Schule aus musste ich 30std/Woche machen und das passte dann auch.

In der Praxis war man etwas flexibler. Da wurde häufiger gefragt, ob man Mal eher kommen konnte oder länger bleiben, weil da noch interessante Patienten Kamen o.ä. im KH sind die ja da 😉 in der Praxis muss man sich auch nach deren Termine richten. Und dann bleibt man natürlich, man ist ja zum lernen da. Ich konnte aber auch früher gehen, wenn ich nen Termin hatte oder wenig interessantes zu tun war.

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Alex89272161 
Fragesteller
 25.09.2023, 21:32
@somi1407

Das klingt eigentlich sehr entspannt. Wird aber vermutlich wie bei allen Dingen Individuell verschieden sein.

Was mich noch brennend interessiert ist, muss man in dieser Ausbildung gut in der Mathematik sein? Oft ist es ja so, dass Mediziner Statistik, Funktionen/Gleichungen und Volumen/Prozente auf's genauste berechnen können müssen, um auch Daten an medizinischen Geräten ablesen zu können. Wie ist das beim Physiotherapeut? Ist das Vergleichbar oder hält es sich im Rahmen?

Oder besser gesagt, sollten Mathemuffel sich lieber warm anziehen oder gehen die da noch gut durch die Prüfungen?

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somi1407  26.09.2023, 07:31
@Alex89272161

Puh, mein Studium ist schon ein paar Jahre her. Ich kann mich nicht erinnern viel gerechnet zu haben 😅 beim auswerten von Studien mussten wir wohl deren Aussagekraft berechnen, aber dafür gibt's Taschenrechner und das war nicht prüfungsrelevant

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Es hängt von der Einrichtung ab.

Hey :),

bin mit der Ausbildung fertig und muss sagen dass es sehr stark von der Einrichtung abhängt.

In meinen ersten Praktikumseinsatz (KH) damals haben unsere Anleiter vorher mit uns immer alle Patienten besprochen, Fragen wurden geklärt und falls man unsicher war ist ein Anleiter mitgekommen. Kurz vor Klinikende musste man das halt alles dokumentieren (nicht nur PC sondern auch Befunde und täglichen Verlauf schreiben der dann zwischendurch kontrolliert wurde). Benotete Bewertungen gab es 3 mal pro Einsatz.

So und dann kam mein zweiter Einsatz (Frühreha Geri -> Übergang zw. KH und Reha) und der war eine ziemliche Katastrophe von der Organisation her. Es gab viel zu wenig Physios (Anleiter) in der Einrichtung. Morgens bekamen wir einen Anruf von der Ergo mit den Patientennamen und keinen weiteren Informationen. Auf Rückfragen konnte keine Antwort gegeben werden. Man wurde quasi völlig alleine gelassen. Es gab keine Vor- oder Nachbesprechung oder ähnliches. Ich hatte das Glück, dass ich durch den ersten Einsatz schon Erfahrung gesammelt hatte. Mir taten die leid, für die es der erste Einsatz war, da man teils auch wirklich schwer betroffene Patienten hatten (Hemiparese nach Schlaganfall, schwere Demenz etc.) und die völlig überfordert waren. Wie haben als Azubis dann versucht uns gegenseitig zu unterstützen, indem wir teils zu 2 zu den Pat. gegangen sind. Das hatte natürlich wiederum zur Folge das wir extrem unter Zeitdruck waren, da wir dadurch ,,mehr" Patienten hatten. Wenn Festangestellten krank waren wurde es auf uns abgewälzt, indem wir ,,Zimmertherapien" machen mussten. Kann man sich so vorstellen, dass man in das Zimmer geht, 3 vers. Patienten mit völlig unterschiedlichen Diagnosen hat und Vorturner spielt, was dazu führt das die Therapie funktionell gesehen zu nichts führt. Mal abgesehen von den Nebendiagnosen, die auf der Geri nun mal dazu gehören. Der eine ist extrem schwerhörig, der nächste Gangunsicher und ein weiterer lebt in seiner eigenen Welt. Falls die Personalnot noch größer war, wurden vermehrt Gruppentherapien veanstaltet, wo man mit 12 Patienten in einen kleinen Raum saß und diese später als Einzeltherapie im PC angeben musste. Noch dazu sollten wir einmal die Regale ausräumen und putzen...Ich war sehr froh als der Einsatz wieder zu Ende war. Am Ende haben wir noch eine Bewertung bekommen, obwohl die Anleiter nie mitgegangen sind und keine Ahnung hatten was wir gemacht haben. Habe dort anscheinend an einer Fortbildung teilgenommen und war auf mehreren Stationen eingesetzt xD wusste ich gar nicht.

Bei meinen dritten Einsatz (KH) waren die Anleiter gerade selbst erst ausgelernte Physios und noch ziemlich kindisch in einigen Aktionen (Papierkügelchen abwerfen etc.) Von der Arbeit war es dort aber wesentlich entspannter. Aber auch hier kam keiner mit zu unseren Behandlungen und auf Fragen die in der Besprechung auftauchten hatten sie teils selbst keine Ahnung, da sie selbst ja gerade erst ausgelernt waren und die Erfahrung einfach noch gefehlt hat.

Mein vierter Einsatz war in einer Praxis und der war echt cool. Man konnte auch mal beim Behandeln zuschauen, hat seine eigenen Patienten gehabt und Fragen konnten beantworten werden und man hat viel Neues gelernt (Behandlungstechniken, Geräte etc.) . Der Umgang untereinander war sehr kollegial und auf Augenhöhe.

In meinem fünften Einsatz bin ich leider wieder in meiner ,, Lieblingseinrichtung " gelandet ...

Mein sechster Einsatz im KH war dann auch wieder super :p zumindest auf den Stationen unten. Super Anleiter, die einen zur Seite standen und da waren falls es Probleme gab. Man hat neues gelernt, befunde wurden kontrolliert etc.

Oben auf der Station war leider ein Anleiter, der etwas speziell war. Sowohl fachlich als auch menschlich (ungefragt einfach Hand auf Schulter, Rücken, Bein legen). Der hatte aber bei uns in der Klasse schon den Ruf weg.

Zusammenfassend kann ich sagen, das es vieeeeeeeel von der Einrichtung abhängt und von den Anleitern. Ich hatte echt schöne und lehrreiche Einsätze aber auch Einsätze, bei denen ich einfach nur froh war, wenn ich wieder weg war ;).

Allgemein ist es aber so, dass es zu wenig Anleiter gibt, weil einfach zu wenig Personal vorhanden ist und eine billige Hilfskraft ist man eh immer wenn man Azubi ist q:.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Alex89272161 
Fragesteller
 03.10.2023, 03:16

Ich werde es wohl nochmal überdenken müssen... Ich wäre in der Situation wie du gleich wieder abgesprungen. Spätestens bei dem Teil mit dem "Wenn ein festangestellter Krank war, wurde alles auf uns Abgewälzt" Oder bei den Patienten die in ihrer eigenen Welt leben. Das ist nicht das was ich mir vorstelle, wird aber vermutlich oft Alltag in Kliniken sein...

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Azura17  03.10.2023, 13:22
@Alex89272161

Ich denke du musst dir Bewusstsein, dass man als Physio immer mit kranken/ verletzen Menschen arbeitet😜 die Arbeit ist sehr von der Station abhängig, wenn du auf der Intensiv eingesetzt bist wird es eher auf Prophylaxe und Transfers rauslaufen, auf der Chirurgie wirst du Patienten bekommen die verhältnismäßig schnell wieder fit sind (z. B neues Knie, Schenkelhalsbruch). Da wirst du UAGS anleiten, Beweglichkeit verbessern, viel Aufklärung betreiben etc und auf der Geri sind es halt oft die Menschen die gestürzt sind weil sie gangunsicher sind. Und typische geriatriesche Krankheiten sind halt Demenz, Schwerhörigkeit, Morbus Parkinson etc. Aber jeder Mensch mit Demenz ist anders, die einen können es gut verbergen und wirken normal, andere wiederum suchen die,, ihr zubause". In der Praxis hast du dann meistens die Menschen die schon wieder fitter und jünger sind (ausgenommen Hausbesuche). Wenn du in der Ausbildung bist durchläufst du halt jeder Station einmal um dir ein Bild machen zu können. Später musst du ja nicht im KH arbeiten. Kannst auch in Praxen, Kindergärten, auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten oder im Ausland bei einer Familie arbeiten.

Und wie gesagt es kommt stark auf die Einrichtung an. Es gibt bestimmt auch Physio Azubis die nicht solche Erfahrungen gemacht haben.

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