Ausbildung anwendungsentwickler Datenbanken?

2 Antworten

Du wirst in Betrieb und Schule ausgebildet. Dein Ausbildungsbetrieb muss schauen, dass Du die IHK-Prüfung bestehst. D.h. ein Mindestmaß an Programmierung wirst Du auf jeden Fall lernen (müssen). Und ein Ausgebildeter, der die Prüfung nicht besteht, der wird ihnen auch nicht nützlich sein.

Wichtig wäre daher für mich als Bewerber, ob die Firma schon Auszubildende gehabt hat, und wie erfolgreich die waren.

Es gibt viele Firmen, die SQL-Datenbanken betreiben. Obwohl NoSQL eine Mode ist und seine Berechtigung hast, werden viele Firmen das brauchen. Datenbanken zu handhaben und zu optimieren bleibt sicher wichtig. Daher denke ich, dass es keine Einschränkung ist, das gut zu können, sondern eher ein Trumpf auf dem Arbeitsmarkt. Du machst nicht das, was alle machen, Du bist spezialisierter.

Palladin007  18.05.2023, 13:40
D.h. ein Mindestmaß an Programmierung wirst Du auf jeden Fall lernen (müssen)

Für die Prüfung reicht meiner Erinnerung nach auch das aus, was man in der Schule lernt. Für ein "echtes" Projekt allerdings nicht. :D

Bei der Projektarbeit sieht das anders aus, da ist die Frage, was man macht und welche Anforderungen gestellt werden.

Und ein Ausgebildeter, der die Prüfung nicht besteht, der wird ihnen auch nicht nützlich sein.

Oh doch :D

Der Ausbilder bildet ja aus, aber eben nur mit den Technologien, die er braucht. Für den Ausbilder ist das ideal, er hat drei Jahre eine billige Arbeitskraft und nach der Ausbildung kann der Mitarbeiter nicht weg, weil ihn niemand haben will.

Wichtig wäre daher für mich als Bewerber, ob die Firma schon Auszubildende gehabt hat, und wie erfolgreich die waren.

Das ist ein guter Punkt, allerdings befürchte ich, dass man diese Information nicht oder nur schwer bekommt. Der Ausbilder kann dir ja erzählen was er will.

Aber in der Berufsschule kann man die Lehrer fragen, wenn diese Firma schon mal Azubis hatte, die werden es wissen und die werden auch im Interesse des Schülers antworten.

Man könnte auch vor der Ausbildung schon mal dort nachfragen, oder direkt bei der IHK (fraglich, wie offen die mit den Daten umgehen).

Daher denke ich, dass es keine Einschränkung ist, das gut zu können

Das auf keinen Fall, gute Datenbank-Experten sind selten und teuer.
Allerdings bleibt das eine Nische, die meisten Firmen greifen nicht auf DB-Experten zurück, weil die eigenen Leute es schon irgendwie hinbekommen.
Große Firmen stellen sicher welche ein, aber die breite Masse an Stellen ist das nicht.

Außerdem würde ich persönlich die Qualifikation eines solchen Experten in Zweifel ziehen, wenn der noch nie eine eigene Anwendung mit einer Datenbank entwickelt hat. Auch hier ist Erfahrung essenziell und die besten Erfahrungen sammelt man in verschiedenen Projekten. Wer aber noch nie mit einem ORM gearbeitet hat, wie soll derjenige bei einer Software mit einem ORM gut beraten können? Er kann sicher viele Dinge vorschlagen, die sicher auch korrekt sind, aber bei der Architektur einfach nicht in Frage kommen.

Und, wenn man sich als Datenbank-Experte bezeichnen möchte, hat man große Konkurrenz. Viele Fullstack- oder Backend-Entwickler kennen sich gut aus mit den üblichen Datenbank-Details und für die meisten Firmen reicht das auch völlig aus. Ich hatte z.B. mal einen "Experten" da, der sich die DB und das Problem angeschaut hat und nur gesagt hat, was wir schon wussten und auch schon ausgeschlossen hatten.

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es drehe sich alles nur um sql aber programmiert wird außerhalb/nicht in der Firma

Das verstehe ich nicht?
SQL ist auch eine Programmiersprache, was denn jetzt?
Ich schätze mal, die meinen reine Datenbankentwicklung und irgendwo anders werden langweilige Desktop-Anwendungen entwickelt, die die Stored Procedures auf der Datenbank aufrufen.
So ein Konzept habe ich bisher zwei Mal im großen Stil gesehen, beide Male hat es für massig Probleme gesorgt, einmal ist die Firma vermutlich deswegen (ist nur meine Theorie) pleite gegangen.

Du hast schon Recht, reine Datenbankentwicklung halte ich für keine gute Wahl. Ich persönlich versuche möglichst darauf zu verzichten, nicht, weil ich es nicht kann, sondern weil es in der Praxis maximal unhandlich ist. Also z.B. Quellcode-Verwaltung, Arbeit im Team, UnitTests, externe Bibliotheken, Sicherheit, etc. Stattdessen schreibt man das Projekt in einer anderen Sprache und setzt an den Stellen SQL ein, wo man es braucht, oder man verwendet Tools, die das automatisieren.

Und auch für dich ist es nicht wirklich optimal, es gibt zwar Stellen für reine SQL Entwickler, aber verglichen mit C#, Java, C++, etc. eher wenig. Außerdem ist die Arbeit nur mit SQL sehr anders, im Vergleich zu "normalen" Backend-Programmiersprachen.

Was Du da nun effektiv machen wirst, musst Du selber herausfinden.
Aber sollte es sich als Reinfall herausstellen, kannst Du auch wechseln. Azubis haben viele Möglichkeiten, aber besprich das am besten mit einem Lehrer in der Berufsschule, die kennen das Thema.

Was das reine Programmieren lernen angeht, ist das aber sowieso egal, weil Du so oder so selber lernen musst. Die Firma lehrt es dich nur in Ausnahmefällen und die Berufsschule bringt dir vielleicht 0,irgendwas Prozent des Umfangs bei.
Programmieren lernen musst Du selber und das ist auch gut so, denn das hört nie auf, selber weiterbilden ist zentraler Bestandteil des Berufs. Und es gibt auch massig Quellen dazu, man braucht keine Ausbildung dafür.

Viel eher ist es ein Problem, dass Du mit der Programmiersprache deiner Wahl keine Praxiserfahrung in einer Firma sammeln und von deren Erfahrungen profitieren kannst, denn das ist ein entscheidendes Detail: Erfahrung, alles dreht sich um Erfahrung. Am besten entwickelst Du also eigene kleine Projekte und fragest in auf deine Programmiersprache spezialisierte Foren (also nicht hier) nach einem Review. Die sind meiner Erfahrung nach streng und kritisch, aber nicht unfreundlich und dir wird gerne geholfen, solange Du die Ratschläge an nimmst und auch befolgst. Das kannst Du gegenüber einem zukünftigen Arbeitgeber auch so ansprechen, dass Du von dem Problem weißt und nach anderen Wegen gesucht hast und nicht komplett ahnungslos bist.

Das heißt aber nicht, dass Du dir deine Zukunft verbaust, die Firmen suchen händeringend und die wissen von den Problemen. Wenn deine Einstellung stimmt, dann sind Ausbildung und Qualifikation für einen frisch Ausgebildeten eher zweitrangig. Du musst aber (wo wir bei der Einstellung wären) in der Lage sein, dir das fehlende Wissen zügig selbständig anzueignen, Kollegen kannst Du zwar fragen, aber die meiste Zeit haben die selber zu viel zu tun. Und dafür hilft Begeisterung für deine Arbeit und eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen und darauf achten die Firmen auch.

Abgesehen davon: Mit einer Programmiersprache kommst Du sowieso nicht aus. In den meisten Projekten brauchst Du eine Backend-Sprache, eine Auszeichnungssprache, SQL und häufig noch mehr, wie JavaScript, oder Powershell, oder was auch immer.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Vermutlich keine gute Wahl, aber auch keine totale Sackgasse.
Zumindest die wirklichen Basics und wir man bei der Arbeit denken muss, lernst Du auch mit SQL, nur solltest Du mit deinen Lehrern darüber redet und ggf. wechseln.
Oder Du suchst jetzt noch ein bisschen weiter, oder wartest auf das nächste Jahr.
Du kannst auch bei der IHK anrufen, die beraten dich, auch anonym.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – C#.NET Senior Softwareentwickler
W00dp3ckr  18.05.2023, 09:31

Der Kern von SQL ist nicht Turing-Vollständig. Ich denke PL/SQL ist T-V.

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Palladin007  18.05.2023, 13:28
@W00dp3ckr

Mit z.B. T-SQL kann man extrem viel machen.
Aber ja, mit SQL DML alleine, das ja den größten Teil ausmacht, kommt man nicht weit.

Ich wollte aber auch nicht auf die Turing-Vollständigkeit hinaus, sondern dass der erste Schritt beim Programmieren lernen immer auch das abstrakt denken lernen ist und das geht mit jeder Programmiersprache. Für eine komplette Ausbildung ist das aber nicht genug.

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W00dp3ckr  18.05.2023, 09:35

Tolle Antwort, die viele Aspekte beleuchtet.

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Palladin007  18.05.2023, 13:43

Weil mich W00dp3ckr auf den Gedanken gebracht hat:

Ruf mal bei der Berufsschule und/oder der IHK an, frag nach der Firma und berichte von deinen Bedenken. Die können dir z.B. auch sagen, ob es dort schon mal Azubis gab und wie gut sie abgeschlossen haben, das kann einen Hinweis auf die konkrete Ausbildung geben.
Deinen Namen musst Du nicht nennen, ein Rest-Risiko bleibt aber, dass die Firma gute Kontakte hat und 2 und 2 zusammenzählt. Aber nach dem, was Du beschreibst, ist es das Risiko wert.

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