Ausbildung abbrechen nach 1,5 Jahren?
Hallo liebe Community🤗
Ich habe eine Frage bezüglich eines Ausbildungsabbruchs.
Ich bin Weiblich, 18 Jahre alt und seit dem 01.08.2022 in einer Ausbildung als Medientechnologin Tiefdruck. Ich arbeite an großen 2-3 Stöckigen Maschinen mit einer Lautstärke über 85 Dezibel (Angepasster Gehörschutz ist natürlich vorhanden).
Wir bedrucken Papier mit Lösemittelfarben, Wasserfarben und/oder Lacken. Der Arbeitsbereich ist sehr geruchsintensiv und die Dämpfe sind nicht allzu gesund. Probleme habe ich nicht mit dem Geruch.
Die körperliche Arbeit ist für mich anstrengend aber zu bewältigen. 20-25kg Farbeimer durch die Gegend tragen und in die Farbkästen füllen geht ziemlich auf den Rücken. Ich bin 168cm groß und wiege nur 55kg. Sobald ich die Eimer über meinen Bauch heben muss, brauche ich von den Kollegen Hilfe. Diese helfen mir zwar aber ich merke dass es zu anstrengend ist.
Da die Farbe im Tiefdruck nur bei hohem Temperaturen trocknet, ist die Temperatur im Winter bei 26°C und im Sommer sogar bei 34°C. Und die Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls mit 40-50% auch nicht ohne.
Warum bin ich überhaupt in dieser Ausbildung? Ganz einfach! Ich war ein Mobbing Opfer in der 10. Klasse auf der Realschule, aus Angst diese Personen wieder zu sehen bin ich extra auf ein technisches Berufskolleg gegangen, wo ich das Abitur im Bereich Mathe und Informatik versucht habe. Man kann sich denken wie das lief. Da ich im zweiten Jahr so oder so geflogen wäre, habe ich schon nach einem Jahr die Abiturklasse beendet. Das war in etwa 3 Monate vor dem 01.08.2022. Also 3 Monate um eine Ausbildungsstelle zu finden. Da nimmt man halt das was übrig ist.
Ich bin technisch und handwerklich begeistert, liebe es an Dingen zu bauen..aber eben nur in meiner Garage und nicht in einem Beruf. Das wusste ich leider nicht davor und bereue es nun umso mehr.
Die Schule fällt mir super leicht und macht mir Spaß (Erstes Zeugnis mit einem Notendurchschnitt von 1,2) und auch beim Arbeitsalltag habe ich nicht viele Probleme. Der Arbeitsalltag ist nunmal auch jeden Tag genau gleich, das hat eine Massenproduktion an einer Maschine so an sich.
Ich muss nochmal erwähnen dass ich die einzige Frau im Tiefdruck bin, umgeben von Männern im Alter von 35-65. Ich fühle mich immer etwas fehl am Platz, während die Männer unter sich spaßen, halten sie eher Respekt und Anstand zu mir, ist leider in der Vergangenheit vorgekommen dass eine Auszubildene bei jeder Kleinigkeit zum Schichtleiter gerannt ist.
Ich würde um ehrlich zu sein lieber als Pflegerin arbeiten, wo der Alltag abwechslungsreicher, die Lautstärke geringer und die Dämpfe weniger sind. Folgen von meiner Arbeit habe ich bereits, ich kann nicht entspannt und gerade auf meinem Rücken liegen ohne leichte Schmerzen zu haben.
Zudem möchte ich in einem etwas "freundlicherem" Umfeld arbeiten, wo ich das Gefühl bekomme ein Teil von einem Team zu sein ind nicht nur eine Arbeitskraft zwischen Arbeitnehmern, die tagtäglich darüber reden, wie schlecht ihr Job doch wäre und mir vorenthalten warum ich als Frau diesen Beruf gewählt hätte.
Nun sind es schon 1 Jahr und 3 Monate und ich bin einfach nur noch am arbeiten, freue mich auf meinen Feierabend mehr als auf die Arbeit, starre ständig auf die Uhr. Ich funktioniere irgendwie. Die Ausbildung kann ich zuende machen, aber was würde sie mir bringen. Weiterbildungsmöglichkeiten sind Meister und Techniker in dem Bereich. Ist es das was ich will? Ich denke nicht.
Wenn ich die Ausbildung durchziehe hätte ich eine Ausbildung, könnte eine weitere Ausbildung um ein ganzes Jahr verkürzen und genauso schnell eine weitere Ausbildung in der Tasche habe, als wenn ich abbreche.
Was sagt ihr zu meiner Situation?
Danke schonmal im Vorraus für eure Hilfe.
2 Antworten
Vielleicht wäre es gut, die Ausbildung zumindest noch abzuschließen und dann eine Ausbildung als Pflegerin zu machen. Die Stellen dürften begehrt sein und auch etwas für Quereinsteigerinnen. Es kommt auch im Labor vor, dass Technische Assistentinnen Männer fragen, für sie schwere Gefäße zu tragen. Lösungsmittel-Dämpfe sollte man vermeiden, über Jahrzehnte durch tägliche Exposition einzuatmen. Ich denke, eine Pflege-Ausbildung kann auch anstrengend sein. Wenn sie nichts wäre, könntest du noch auf Stellen zurückgreifen, die dem Profil deiner abgeschlossenen Ausbildung als Medientechnologin im Tiefdruck entsprächen.
also, erstmal schade, daß du es so schlecht getroffen hast in deiner Ausbildung.
Frage mich aber auch, ob man das alles nicht vorher hätte abklären können. Stichwort Praktikum, probearbeiten, Einholen von Infos. Bin selbst Meister im Handwerk und versuche immer, den Bewerbern möglichst anschaulich und ungeschönt zu beschreiben, was auf sie zukommt. Verstehe da den Chef auch nicht.
Na egal, was nun tun. Ich würde mir schnellstmöglich eine andere Ausbildungsstelle suchen. Manche stellen auch zwischendurch ein, gerade da wo Mangel ist.
Aus den Fehlern lernen, mich informieren über die Arbeit, den Arbeitgeber etc. Dann bewerben und dabei mit offenen Karten spielen, also die Gründe deines Wechsels erklären. Jeder vernünftige Ausbilder kann das nachvollziehen. Beim alten Arbeitgeber würde ich noch nichts von deinem Vorhaben erzählen, erst wenn du eine Zusage hast. Falls deine neue Ausbildung doch erst zum nächsten August starten kann würde ich fragen, ob nicht eine Anstellung als Helfer oder Minijob oder Praktikant bis dahin möglich ist. Nach der Zusage würde ich dann mit deinem Chef reden und ihm alles erklären. Wenn er vernünftig ist, wird er das alles verstehn und deine Kündigung akzeptieren oder sogar das Ausbildungsverhältnis in beiderseitigem Einvernehmen auflösen. Evtl auch mal bei der IHK anrufen und mit der Ausbildungsberatung sprechen. Viel Glück